Sonntag, 24.November 2024 | 20:00

Zusammenraufen oder hinschmeißen: Die Ampel startet in die „Woche der Entscheidung“

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Im festgefahrenen Streit in der Ampel-Regierung wird in dieser Woche viel geredet – SPD-Chef Lars Klingbeil spricht von einer Woche der Entscheidung.

Der Terminkalender ist prall gefüllt und auch die Themenliste für die Koalition aus SPD, Grünen und FDP ist lang. Darunter die Zukunft des Ampel-Bündnisses, die Ausrichtung der Wirtschaftspolitik und das Ergebnis der US-Wahl. Bereits am Sonntagabend trafen sich Finanzminister Christian Lindner und Bundeskanzler Olaf Scholz im Kanzleramt zum Gespräch.

Am Mittwoch, dem Tag nach der US-Wahl, kommt der Koalitionsausschuss zusammen, dem auch die Partei- und Fraktionsvorsitzenden angehören. Dabei wird es vor allem um zwei Streitthemen der Ampel gehen: das Milliardenloch im Bundeshaushalt, das bis zur Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses gestopft werden muss, und den Kurs, um aus der Wirtschaftskrise zu kommen.

Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Lindner werden sich vor der Sitzung des Koalitionsausschusses mehrmals zu dritt treffen, um nach Wegen aus der Ampel-Krise zu suchen. Nach dpa-Informationen sind ab Montag zwei bis drei solche Gespräche geplant.

SPD-Chef Klingbeil sprach in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ von einer „Woche der Entscheidung“. „Und ich glaube, was für den Koalitionsausschuss am Mittwoch wichtig ist, ist, erst mal zu klären: Haben alle noch genug Puste, dass wir diesen Weg, – der herausfordernd ist, der auch anstrengend ist – dass wir den jetzt weitergehen gemeinsam (…)“ Es müsse gemeinsam verabredet werden, was getan werden könne, um Arbeitsplätze zu sichern, die Wirtschaft voranzubringen und Wirtschaftswachstum zu fördern.

Auf die Frage, ob er die Koalition mit SPD und Grünen beenden wolle, wenn es bis zu der für den 14. November geplanten Haushaltsbereinigungssitzung keine Einigung gebe, antwortete Lindner, er werde sich nicht dazu verleiten lassen, ein Ultimatum zu formulieren. Er habe einen Vorschlag gemacht, „wie wir unser Land auf einen Wachstumskurs führen“.

Der Streit innerhalb der Koalition hatte sich zuletzt durch Habecks Vorschlag für einen staatlichen Investitions- und Infrastrukturfonds und ein Papier von Linder mit Ideen für eine wirtschaftspolitische Kehrtwende verschärft.

Darin fordert der FDP-Chef eine „Wirtschaftswende“ mit einer „teilweise grundlegenden Revision politischer Leitentscheidungen“. Konkret ist von einem sofortigen Moratorium zum Stopp aller neuen Regulierungen die Rede. Weiter heißt es, als Sofortmaßnahme sollte der Solidaritätszuschlag für alle entfallen, und nationale Klimaziele müssten durch europäische ersetzt werden. Lindner beklagte „Indiskretion“, nachdem das Papier am Freitag öffentlich wurde.

Am Sonntag sagte Lindner, die Koalitionspartner würden nun miteinander die unterschiedlichen Konzepte ansehen. „Meine, unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch“, und er warte jetzt „auf die Vorschläge von anderen“.

SPD und Grünen-Politiker ermahnten Lindner angesichts der Weltlage, sích am Riemen zu reißen. Der Bewerber für den Grünen-Vorsitz, Felix Banaszak, sagte in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“, er könne niemandem raten, „gerade öffentlich die ganze Zeit mit einem Koalitionsende zu spielen. Wie gesagt, in zwei Tagen wählen die USA und die Frage ist: Kommen wir da noch mal einigermaßen gut durch oder haben wir wieder Donald Trump?“

SPD-Chef Lars Klingbeil sagte in der Sendung: „Wir haben eine internationale Situation, die an vielen Stellen wirklich herausfordernd ist. Wir wissen nicht, was am Dienstag bei den Wahlen in den USA passiert.“ Deswegen mache der Hickhack an der Spitze der Bundesregierung und die Provokation durch den Koalitionspartner keinen Sinn und keinen Spaß.

Der SPD-Abgeordnete Ralf Stegner warf der Ampel-Koalition Unprofessionalität vor. „Was sich zwischen den Ampel-Spitzen abspielt, ist an Unprofessionalität nicht mehr zu überbieten. Niemand im Land versteht mehr, warum sich die Verantwortlichen in der Regierung so zerlegen, wo es doch um uns herum riesige Probleme und eskalierende Kriege gibt“, sagte Stegner der „Rheinischen Post“.

Der Kanzler sei nun in der Verantwortung. „Olaf Scholz hat selbst für einen Hanseaten das maximale Maß an Langmut ausgeschöpft, jetzt wird das ein Ende haben müssen. Die Politik ist derzeit absurder, als es sich Kabarettisten ausdenken könnten, das darf so nicht weitergehen“, sagte Stegner.

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