Sonntag, 24.November 2024 | 20:48

Zukunft von Thünen-Gut in Tellow in der Schwebe

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Dem Thünen-Gut in Tellow (Landkreis Rostock), einst Wirkungsstätte des Sozialreformers und Agrarökonomen Johann Heinrich von Thünen, droht das endgültig Aus. Nachdem Land und Bund überraschend eine Vereinbarung zum Erhalt aufgekündigt hätten, sehe sich der Landkreis allein außerstande, Gut und Museum fortzuführen, sagte Vize-Landrat Stephan Meyer in Schwerin. Er appellierte an die bisherigen Partner, sich weiterhin ihrer Verantwortung zu stellen. Andernfalls bleibe nur noch, den Kreistag über den Verkauf der geschichtsträchtigen Gutsanlage entscheiden zu lassen.

Von Thünen habe in Tellow schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine auf Nachhaltigkeit gerichtete Bodenbewirtschaftung betrieben, sich für bessere Lebensbedingungen der Landarbeiter starkgemacht und so die Entwicklungen auf dem Lande maßgeblich beeinflusst. Der Ort sei somit von nationaler und internationaler Bedeutung. „Dies ist ein letzter leidenschaftlicher Versuch, Tellow mit Leben zu füllen“, rief Meyer Bund und Land dazu auf, den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. Das bundeseigene Forschungsinstitut für ländliche Räumen, Landwirtschaft, Wald und Fischerei mit Sitz in Braunschweig trägt den Namen Thünens.

An dessen Wirkungsort Tellow war 1972 ein Museum eingerichtet worden. Mit Geldern von EU, Bund, Land und Kreis waren laut Meyer seit 1990 umfangreiche Erhaltungsmaßnahmen an dem denkmalgeschützten Gutsensemble vorgenommen worden. Das Thünen-Museum sei seit Anfang 2020 aber geschlossen. Den Finanzbedarf für den weiteren Erhalt und Betrieb der Gutsanlagen bezifferte der Vize-Landrat mit mindestens 40 Millionen Euro.

Burkhard Roloff, Agrar-Experte der Naturschutzorganisation BUND, schlug vor, in den Gebäuden des Thünen-Gutes das schon länger geforderte „Kompetenzzentrum Ökolandbau Mecklenburg-Vorpommern“ einzurichten. Dort sollten alle Aktivitäten zum Ökolandbau gebündelt, koordiniert und vernetzt werden. Die Spanne reiche von der landwirtschaftlichen Erzeugung über die handwerkliche Verarbeitung bis hin zu Vermarktung und Handel. Andere Bundesländer hätten bereits solche Einrichtungen. „Das Kompetenzzentrum würde sich hervorragend mit dem ökologischen Mustergut in Tellow ergänzen“, zeigte sich Roloff überzeugt.

Nach Angaben des Agrarministeriums in Schwerin hatte das Thünen-Institut vom Bund den Auftrag erhalten, ein Entwicklungskonzept zur Weiterführung des Guts zu erarbeiten. Der Betrieb sollte sich wirtschaftlich selbst tragen. Das Land habe seit Oktober 2022 zu den vorhandenen 22 Hektar weitere 350 Hektar zur Bewirtschaftung bereitgestellt. Wegen des erheblichen Investitionsbedarfs und hoher laufender Kosten sei die Umsetzung des geplanten Musterguts wirtschaftlich aber nicht darstellbar gewesen, hieß es.

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