Ein Medienbericht hat am Donnerstag für reichlich Gesprächsstoff in der Stadt gesorgt. Hintergrund sind die „Energiesparmaßnahmen in allen Sporteinrichtungen“, über die die Stadtverwaltung die Sportvereine am vergangenen Freitag informiert hat.
Danach seien bereits mit dem Dienstag dieser Woche die Warmwasserversorgung einzustellen und Duschbereiche in den kommunalen Sportstätten zu sperren. Ein Aufschrei der Entrüstung seitens der Vereine, die logische und vorhersehbare Konsequenz.
Und die ersten Reaktionen ließen auch nicht lange auf sich warten. So schrieb beispielsweise der FC Anker Wismar direkt an Bürgermeister Thomas Beyer, mit der Bitte, nein mit dem Appell diese Entscheidung zum „Duschverbot“, wie die Vereinsführung es nennt, aufzuheben.
In dem (offenen) Brief, den der Verein übrigens auch in den sozialen Netzwerken anschaulich veröffentlichte, heißt es u.a. „Zum einen führt dies zu erheblichen Problemen im Trainings-, aber vor allem im Wettkampfbetrieb. Besonders an den Wochenenden empfangen wir Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus dem gesamten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Es fällt uns sehr schwer daran zu denken, dass wir z.B. Gästen aus Neubrandenburg, der Insel Rügen oder anderen Bereichen mitteilen müssen, dass sie nach bis zu 90 Minuten sportlicher Betätigung ggf. bis zu drei Stunden ungeduscht nach Hause fahren müssen“.
Doch es wird noch konkreter, denn „…auch aus gesundheitlichen und hygienischen Gründen ist es wichtig, dass wir eine Möglichkeit der Reinigung nach dem Sport anbieten können. Aus diesen und anderen Gründen bitten wir Sie als unseren Bürgermeister, im Interesse der Stadt und besonders unserer Jüngsten, diese Entscheidung zu überdenken und zurückzunehmen“.
In die gleiche Kerbe der Entrüstung schlägt auch der Kreissportbund NWM, namentlich durch den Vorstand, Maik Dittberner. Auch er richtet sich mit einem Brief direkt an Bürgermeister Thomas Beyer und führt an: „als hätte der Sport in den zurückliegenden zwei Jahren nicht schon genug Einschränkungen hinnehmen müssen. Schließung von Sportstätten durch die Pandemie, Umnutzung von Turnhallen zur Unterbringung von Geflüchteten, was bei vielen Vereinen bzw. Sporttreibenden auf Verständnis stieß. Jetzt folgen drastische Erhöhungen der Energie- und Heizkosten und das Duschen nach dem Training und Punktspiel wird gestrichen.
Für Einsparmaßnahmen durch das Herunterfahren der Heizung in den Sportstätten haben die Sportvereine volles Verständnis. Aber ist es das richtige Signal, dass wir die Sportler, Trainer, Schiedsrichter und gegnerischen Mannschaften jetzt in der kalten Jahreszeit nach dem Training und nach dem Wettkampf nass und durchgeschwitzt auf den Heimweg schicken? Diese Einsparmaßnahme von Energie hat für die Kommune zweifellos einen finanziellen Wert. Im Ergebnis duschen die Sportler dann zuhause und somit ist das Problem des Energiesparens nicht behoben, sondern nur verschoben… wir bitten Sie, Ihre Entscheidung zum Duschverbot aufzuheben“.
Ferner wird auch die Kostenfrage als Argument angeführt, dabei, so argumentiert inzwischen die Stadtverwaltung selbst, gehe es weniger um die Kosten, als vielmehr um die Kilowattstunden: „Es geht nicht darum, Geld zu sparen, sondern Kilowattstunden. Wir müssen als Gesellschaft 20% Energie einsparen, das haben wir alle zu bringen, damit wir gut durch den Winter kommen und es nicht zu einer Gasmangellage kommt. Es ist in diesen Zeiten wichtig, dass wir Verantwortung übernehmen und als Gesellschaft zusammenhalten. Wir müssen auch als Stadt einsparen, wo es geht, das ist nicht immer populär, aber notwendig und wir werden alle Maßnahmen auch kritisch auf ihre Wirksamkeit überprüfen“, teilt Marco Trunk, Sprecher der Stadt auf unsere Anfrage mit.
Auch Lothar Birzer, Präsident des PSV Wismar äußert sich auf unsere Bitte zu dieser – auch für ihn – unverständlichen Maßnahme: „Grundsätzlich begrüßen wir Überlegungen der Stadt Wismar, im Zuge der Energieknappheit, über Maßnahmen der Einsparungen nachzudenken und diese dann auch umzusetzen. Dies kann aber nicht ohne die zahlreichen Vereine geschehen, die durch einseitig verkündete Maßnahmen, nicht nur verärgert sind, sondern auch Angst haben müssen, das Ihnen die Mitglieder weglaufen. Sportvereine die Gastmannschaften in Hallen und Stadien beherbergen, kann es nicht zugemutet werden, diese ohne das Angebot einer Dusche, wieder nach Hause fahren zu lassen“.
Allerdings würde sich Birzer mehr als nur diese Maßnahme wünschen, etwa die Bereitschaft eines Dialogs: „Mein Appell an Bürgermeister und Stadtverwaltung und Bürgervertretung, holen Sie die Vereine an einen Tisch und lassen Sie uns gemeinsam nach Lösungen suchen“, so der PSV Präsident.
Und tatsächlich soll das jetzt geschehen, wie die Stadtverwaltung durch deren Sprecher Marco Trunk mitteilt, denn: „Wir werden jetzt das Gespräch mit den Sportvereinen suchen, um zu klären, wie wir 20% Einsparung im Bereich Sport erreichen können. Hier werden die Sportvereine sicher gute Vorschläge machen können. So lange wird das Warmwasser in den Sportanlagen auf einer Temperatur gehalten, die ein Duschen erlaubt, aber dennoch zu Einsparungen führt“.
Die Zeichen aller Beteiligten stehen nun also auf Dialog. Ein erstes, richtiges und wichtiges Signal in Zeiten – und das sollte jeder im Hinterkopf behalten – für die gesamte Gesellschaft eine enorme Herausforderung darstellt. Und vielleicht lässt sich im Sinner aller jetzt auch eine Lösung finden, mit der alle leben können, die Vereine, die Stadtverwaltung und vor allen auch die vielen sportbegeisterten Kinder und Erwachsene.