Die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern hat, dem bundesweiten Trend entsprechend, im ersten Halbjahr geschwächelt.
Nach vorläufigen Berechnungen sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum preisbereinigt um 0,2 Prozent. Der Rückgang bewegte sich etwa auf dem Bundesniveau (minus 0,3 Prozent), wie das Statistische Amt in Schwerin am Freitag mitteilte. Das BIP gilt als umfassender Ausdruck der volkswirtschaftlichen Gesamtleistung.
Rückgänge gab es insbesondere im Baugewerbe, wie Statistikerin Margit Herrmann sagte. Hohe Baupreise, strengere Anforderungen und gestiegene Zinsen bremsen bundesweit seit Monaten. Und die Aussichten bleiben eher trübe, wie eine weitere am Freitag veröffentlichte Statistik des Amtes nahelegt: Die Zahl der genehmigten Wohnungen sank in den ersten sieben Monaten dieses Jahres um 20,7 Prozent zum gleichen Zeitraum 2022. Von Januar bis Juli genehmigten die Behörden im Land den Bau von 2988 Wohnungen nach 3770 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die meisten wurden demnach im Landkreis Rostock genehmigt (703), die wenigsten in Schwerin (92).
Die Dienstleistungsbereiche verzeichnen dagegen laut Statistik-Amt eine leicht positive Entwicklung, vor allem in den Bereichen Handel, Verkehr, Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation. Auch in der Landwirtschaft – dem kleinsten Bereich der Gesamtwirtschaft – stieg die Bruttowertschöpfung laut Statistischem Amt im ersten Halbjahr 2023.
Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) räumte im Landtag ein, dass die Lage „nicht einfach“ sei. Es sei aber wichtig zu differenzieren, sagte er. In Bau, Einzelhandel und Gastronomie gebe es Probleme, doch es sei auch Licht zu sehen. „Ich sehe, dass der Standort Mecklenburg-Vorpommern gesund ist.“ So sei es nach der Pleite der MV-Werften gelungen, neue Strukturen zu etablieren. Wichtig sei das Signal, dass in Rostock künftig Konverter-Plattformen gebaut werden können. Damit könne grüner Strom veredelt werden, das werde Arbeitsplätze bringen. Meyer verwies auch auf zahlreiche kleinere, innovative Unternehmen im Land in Zukunftsbereichen wie Life Sciences oder Medizintechnik.
Der Minister kündigte neue Wege in der Investoren-Werbung an. „Wir sind dabei, unsere Ansiedlungsstrategie für Mecklenburg-Vorpommern neu zu justieren“, sagte Meyer. Er habe sich schon gefragt, warum Tesla nach Brandenburg und Intel nach Sachsen-Anhalt und nicht nach MV gekommen sei. Der Mann, der Intel nach Sachsen-Anhalt geholt habe, sei seit einigen Wochen übrigens Geschäftsführer von Invest in MV.
Sven Müller vom Arbeitgeberverband VUMV wies auf Herausforderungen hin. „Viele Branchen stehen vor massiven strukturellen Veränderungsprozessen“, erklärte er. „Unternehmerinnen und Unternehmer sorgen sich, sehen oft keine Zukunft mehr für ihren Betrieb. Ihnen fehlen Planungssicherheit und eine verlässliche sowie praktikable Wirtschaftspolitik.“ Er fordere konkrete Maßnahmen zur Entlastung der Wirtschaft. Zu vermeiden seien zusätzliche Belastungen durch neue Gesetze und Verordnungen.