Uli Hoeneß sieht Deutschland nach den Diskussionen vor und während der umstrittenen Fußball-WM in Katar als „großen Verlierer“. Die Bundesrepublik habe „noch nie so ein schlechtes Image gehabt wie bei dieser WM“, echauffiert sich der Ehrenpräsident des FC Bayern.
Laut Uli Hoeneß haben die deutsche Fußball-Nationalmannschaft und Innenministerin Nancy Faeser (SPD) in der Diskussion um die „One Love“-Binde bei der umstrittenen Weltmeisterschaft in Katar alles andere als eine gute Figur abgegeben. Als die anderen Nationen gemerkt hätten, dass die Binde nicht durchzusetzen war, „haben sie den Schwanz eingezogen, und wir waren die bösen Buben, die sich lächerlich gemacht haben – inklusive unserer Innenministerin, die sich mit der albernen Binde neben den Infantino gesetzt hat. Da hat sie sich ja nur lächerlich gemacht“, sagte Hoeneß im Sport1-„Doppelpass“. Die SPD-Politikerin hatte die Aktion im Anschluss an das Turnier verteidigt und begründete, es sei insbesondere eine Kritik am FIFA-Verbot gewesen.
Überhaupt sei in Deutschland rund um die Wüsten-WM zu viel über Politik diskutiert worden, kritisierte der Ehrenpräsident von Bayern München weiter. Er schimpfte über „diese Miesepeter, die mit ihrer schlechten Stimmung über diese ganze Zeit diskutiert haben“. Für ihn stehe fest: „Wir sind die großen Verlierer dieses Spiels gewesen. Deutschland hatte noch nie so ein schlechtes Image.“
Darunter litten auch die Bayern. Es sei „längst nicht sicher“, dass Sponsor Qatar Airways zu einer Vertragsverlängerung bereit sei: „Der Gegenwind, der hier zu spüren war, hat dort Spuren hinterlassen.“ Ein Sponsorenvertrag übrigens, der nach Meinung vieler Bayern-Fans ohnehin nicht verlängert werden sollte, zu groß seien die Verfehlungen Katars.
Der 71-Jährige spielte bei seiner Kritik auf die Berichterstattung und die Diskussion über die Menschenrechtslage im WM-Gastgeberland an. „Wir Deutschen glauben, wir können alleine die Welt verändern, das ist das Problem. Das ist leider nicht möglich.“ Zwar müssten diese Dinge angesprochen werden, es ginge aber nicht, „diese WM zu benutzen, um ausschließlich über diese Dinge zu sprechen“. Die Endrunde beim Wüstenturnier, bei dem das DFB-Team bereits in der Vorrunde ausgeschieden war, habe sportlich großen Unterhaltungswert geboten. „Ich kann mir wunderbar vorstellen, was in Argentinien los war“, sagte Hoeneß mit Blick auf das Weltmeisterland.
Um die Nationalmannschaft herum müsse wieder „eine Aufbruchsstimmung“ erzeugt werden, forderte Hoeneß, der Rudi Völler als neuen Sportchef für den richtigen Mann hält. Für den Stimmungswandel müsse „Hansi Flick mit seinem Team sorgen“, aber auch der DFB als Verband. Hoeneß hat da auch Ideen: Der DFB müsse bereit sein, „auf Geld zu verzichten“ und die Anstoßzeiten in den Blick nehmen. „Wenn man den Nachwuchs wieder begeistern will, kann man ein Länderspiel nicht um 21 Uhr zeigen, wenn es von der UEFA nicht vorgeschrieben ist.“
Dazu müsse es mehr öffentliche Trainings geben und der Verband auch mal „20.000 Kinder umsonst“ ins Stadion lassen.