Der Bulli scheint mit hohem Tempo durch das Mauerwerk der Werkstatt nach draußen zu brechen. Steine fliegen umher, das Blech des Oldtimers ist stark zerbeult. Davor hockt Graffitisprayer Mathias Oppen, der konzentriert die letzten Details seines etwa 24 Quadratmeter großen Werkes an die Fassade sprüht. Er arbeitet an einem Auftragsbild für einen Karosseriebauer in Ribnitz-Damgarten.
Oppen ist einer von wenigen professionellen Auftragssprayern in Mecklenburg-Vorpommern. Eine Handvoll Konkurrenten gebe es, sagt er. Wie viele Bilder Oppen inzwischen gemalt hat, könne er nicht mehr sagen. „Da kann ich echt nicht mehr mitzählen“, grinst der 28-Jährige.
Ungewöhnlicher beruflicher Weg
Seit nun zwei Jahren verschönert der Ribnitzer mit einer Sprühdose bewaffnet hauptberuflich Hauswände, Garagentore und Stromkästen. Auch Innenräumen gibt er einen neuen Anstrich. „Davor habe ich das acht Jahre als Kleingewerbe nebenberuflich gemacht“, sagt Oppen.
Eigentlich ist Oppen gelernter Pfleger. Nach der Ausbildung arbeitete er einige Jahre in dem Beruf, „aber irgendwann hat die Leidenschaft gewonnen“, sagt er. Der Schritt vom Pfleger zum professionellen Auftragssprayer sei dennoch nicht einfach gewesen: „Ich wusste nicht, ob das überhaupt läuft und wie viel Geld man damit machen kann.“
Er habe dann aber einige Anfragen gehabt, die größer waren und längerfristig geplant werden mussten, sagt er. „Dann habe ich den Schritt gewagt.“
Auftraggeber zufrieden: „Cool einfach“
Auftraggeber Roman Bleeck ist zufrieden mit dem Gemälde an seiner Werkstatt. „Erstmal hat’s nicht jeder. Es ist mal etwas anderes“, sagt er. Zudem sei es haltbarer. „Cool einfach.“
Es ist schon das zweite Bild, das er bei Oppen in Auftrag gegeben hat. Ein Segelboot ziert schon eine andere Hauswand auf seinem Grundstück. Er hatte in der Vergangenheit öfter Graffitis von Oppen in der Stadt gesehen, schließlich war er auf die Zeitungs-Annonce des Künstlers gestoßen.
Erster Auftrag vor 15 Jahren
Oppen blickt dankbar auf seinen beruflichen Werdegang zurück. Das erste Auftragsbild entstand vor knapp 15 Jahren im Rahmen eines Schulprojektes – eine mit Blumen verschnörkelte Fassade auf einem Parkplatz.
„Das war nicht das, worauf man wirklich Lust hatte zu diesem Zeitpunkt“, dennoch sei es eine gute Chance gewesen, sagt Oppen. „Heutzutage macht man das beruflich – das ist schon der Traumjob, den man sich vorstellen konnte.“