Sonntag, 24.November 2024 | 01:42

Virus-Lage in Deutschland: Wie gefährlich ist eine Corona-Infektion?

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Maskenpflicht, regelmäßiges Testen und Quarantäne-Regel: Noch vor einem Jahr gehörte das zum Alltag. Inzwischen ist die Corona-Pandemie vorbei.

Das Virus ist aber geblieben – und verursacht pünktlich zur kalten Jahreszeit zahlreiche Infektionen. Doch muss man sich Sorgen vor einer Infektion machen? Ist eine Booster-Impfung sinnvoll? Und wie ist die Lage auf den Intensivstationen? Wir beantworteten die wichtigsten Fragen:

Wie ist die Corona-Lage aktuell?

Die Erkältungssaison ist in vollem Gange. Etwa 7,2 Millionen Menschen leiden dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge derzeit an akuten Atemwegserkrankungen – Tendenz steigend. Verantwortlich dafür sind hauptsächlich Rhinoviren; diese Erkältungsviren machen 31 Prozent aller Atemwegsinfekte aus. Doch gleich dahinter folgt schon SARS-CoV-2 mit 20 Prozent, und die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein.

Wie geht es weiter?

Einige Fachleute gehen davon aus, dass der Druck durch Corona auf Krankenhäuser und Intensivstationen in nächsten Wochen weiter steigen wird. So auch Epidemiologe und Virologe Klaus Stöhr: „Ich glaube, dass es in diesem Winter heftiger sein wird“, sagte er der „Frankfurter Rundschau“ mit Blick auf eine mögliche Corona-Infektionswelle. Ein Immunstatus wie nach vielen Jahren endemischer Durchseuchung bei anderen Atemwegserregern sei nach drei Jahren Pandemie in Deutschland noch nicht erreicht. Besonders ältere Menschen mit Vorerkrankungen seien gefährdet. Massenhaft schwere Verläufe oder gar eine Überlastung des Gesundheitssystems drohen laut Einschätzung der meisten Expertinnen und Experten aber nicht mehr.

Wie gefährlich ist eine Infektion?

„Für besonders gefährdete Gruppen ohne einen entsprechenden Impfschutz kann Corona nach wie vor eine schwere Erkrankung sein“, erklärte Markus Beier, der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, gegenüber der „Welt“. Laut RKI müssen bei etwa 28 Prozent der Covid-19-Fälle die Patientinnen und Patienten hospitalisiert werden. Seit Anfang Oktober sind demnach 1336 Menschen infolge einer Corona-Infektion gestorben. Fast alle (97 Prozent) waren 60 Jahre oder älter. Junge und gesunde Menschen erkrankten hingegen in der Regel nur leicht.

Wie ist die Corona-Situation auf den Intensivstationen?

Obwohl die Zahl der intensivmedizinisch behandelten Covid-Fälle seit August wieder langsam steigt, ist die Lage auf den Intensivstationen entspannt. Wie das DIVI-Intensivregister zeigt, liegt der Anteil der Covid-Patienten, die Intensivbetten belegen, bundesweit im einstelligen Prozentbereich. An diesem 28. November benötigten Corona-Patienten insgesamt 469 Intensivbetten. Zum Vergleich: In Hochzeiten der Pandemie, etwa im Januar 2021, waren mehr als 5700 Betten auf Intensivstationen von Corona-Patienten belegt.

Welche Grunderkrankungen bringen ein erhöhtes Risiko?

Das betrifft vor allem Menschen mit chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane, chronische Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus und anderen Stoffwechselerkrankungen. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für Menschen mit Adipositas und Erkrankungen des zentralen Nervensystems, mit Trisomie 21 oder mit angeborener oder erworbener Immunschwäche.

Welche Corona-Varianten zirkulieren aktuell?

Seit Mai zirkulieren vor allem Omikron-Varianten (XBB.1). Im aktuellen ARE-Wochenbericht des RKI liegt der Anteil der Omikron-Sublinie EG.5 (auch Eris genannt) bei knapp 51 Prozent. Damit ist sie, wie auch in den vergangenen Wochen, die in Deutschland vorherrschende Corona-Variante. Pirola (BA.2.86) ist bislang weniger verbreitet. Sie wurde nur in fünf Prozent der Stichproben nachgewiesen. Wegen der vielen Mutationen auf dem Spike-Protein hatte dieser Subtyp zu erhöhter Wachsamkeit geführt, konnte sich bislang aber nicht durchsetzen. In den USA verbreitet sich derzeit ein direkter Nachkomme von Eris besonders schnell: HV.1. In Deutschland ist HV.1 noch nicht angekommen, auch wenn den Experten damit in den nächsten Monaten rechnen. Bei keiner der Varianten gibt es einen Hinweis darauf, dass sie schwerere Verläufe verursachen könnte als ihre Vorgängerinnen.

Schützen Booster-Impfungen vor den neuen Varianten?

Sowohl der Booster-Impfstoff von Biontech als auch der von Moderna sind an die Sublinie XBB.1.5 angepasst und sollen auch gegen die kursierende Omikron-Variante EG.5 wirksam sein. Studien mit dem Moderna-Impfstoff zeigen, dass dieser auch bei Pirola wirkt. Ob der Biontech-Impfstoff ebenfalls gegen Pirola wirksam ist, ist bisher noch ungeklärt. Da er dem Moderna-Vakzin stark ähnelt, könne man aber davon ausgehen, so die Pharmazeutische Zeitung.

Wer sollte sich jetzt impfen lassen?

Für alle gesunden Menschen zwischen 18 und 59 Jahren reicht laut der Ständigen Impfkommission (STIKO) derzeit eine sogenannte Grundimmunisierung aus. Das bedeutet: mindestens zwei Impfungen und eine Infektion oder Booster-Impfung. Damit seien sie vor schweren Erkrankungen ausreichend geschützt. Menschen ab 60 Jahren oder solche, die durch einen schweren Covid-19-Verlauf gefährdet sind, empfiehlt die STIKO weitere Auffrischimpfungen jeweils zwölf Monate nach der letzten Impfung oder Erkrankung – vorzugsweise im Herbst. Für gesunde Kinder und Jugendliche seien derzeit keine Covid-19-Impfungen notwendig.

Schützt ein weiterer Booster vor Ansteckung?

Für eine kurze Zeit kann eine weitere Booster-Impfung die Schleimhautimmunität stärken und damit vorübergehend vor einer Corona-Infektion schützen – langfristig aber nicht. Die Antikörper nehmen relativ schnell nach einer Impfung ab. Aber: Der Booster kann die T-Zellen-Immunität stärken und somit auf lange Sicht vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen.

Kann man sich gegen Corona und Grippe gleichzeitig impfen lassen?

Ja, und das empfehlen Immunologen und viele Ärzte älteren Menschen und denen mit einem erhöhten Risiko auch. Zurzeit werden zwei getrennte Impfungen verabreicht. An einem kombinierten Corona-Influenza-Impfstoff wird gearbeitet. Die Impfstoff-Hersteller Biontech und Moderna gehen davon aus, dass dieser 2025 auf den Markt kommen wird.

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