Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) hat sich zum Ziel eines verringerten Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln bekannt, Pläne der EU dazu aber als überzogen zurückgewiesen.
Der Vorschlag aus Brüssel lasse die Folgen des Klimawandels auf die landwirtschaftliche Produktion nahezu unberücksichtigt und stelle unverhältnismäßige Maximalforderungen auf. Der Fortbestand der Landwirtschaft gerate damit ernsthaft in Gefahr, sagte Backhaus am Mittwoch im Landtag in Schwerin.
Nach seinen Angaben sieht der Entwurf der EU-Verordnung eine Reduzierung des Pestizideinsatzes bis 2030 um die Hälfte vor – mit der Folge, dass allein im Mecklenburg-Vorpommern die Agrarproduktion um ein Drittel sinken würde. Ein „Weiter so“ könne es angesichts des fortschreitenden Artenschwundes aber nicht geben, betonte Backhaus. Es müsse der Grundsatz gelten, so wenig wie möglich und so viel wie nötig zu nutzen. „Denn ohne Pflanzenschutz wird es keine hochwertigen Lebensmittel geben“, sagte der Minister.
Der CDU-Abgeordnete Thomas Diener verwies darauf, dass von den Beschränkungen etwa die Hälfte der Ackerflächen in Mecklenburg-Vorpommern betroffen wären. Massive Ertragsausfälle seien die Folge. „Pflanzenschutzmittel leisten einen wesentlichen Beitrag, um die Ernährung der Weltbevölkerung sicher zu stellen“, betonte der CDU-Politiker. Produktionseinschränkende Maßnahmen seien gerade angesichts der aktuellen Situation auf dem Lebensmittelmarkt in Folge des Ukraine-Krieges nicht zu verantworten.
Der Grünen-Abgeordnete Hannes Damm hingegen stellte sich hinter die Pläne der EU-Kommission. 70 Prozent der Böden seien nicht mehr gesund, es gebe immer weniger Schmetterlinge, Wildbienen und andere Insekten, Pflanzenschutzmittel seien inzwischen fast überall im Grundwasser nachweisbar. „In der momentanen Situation dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren, dass es neben dem aktuellen Krieg noch andere und lange bekannte Bedrohungen für unsere Landwirtschaft und unser Ernährungssystem gibt: Das sind zum einen der menschengemachte Klimawandel und zum anderen die weiter voranschreitende Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen“, argumentierte Damm.