Am 28. Spieltag der Fußball-Bundesliga kann der FC Bayern nicht für etwas Ruhe im eigenen Haus sorgen: Nach einer turbulenten Woche ist das 1:1 gegen Abstiegskandidat Hoffenheim viel zu wenig. Aber, weil Verfolger Borussia Dortmund erst fahrlässig eine klare Führung verspielt und es dann ganz verrückt wird, ist der Schaden nicht allzu groß.
FC Bayern München – TSG Hoffenheim 1:1 (1:0)
Nach dem Kabinen-Ärger und viel Champions-League-Frust wankt der FC Bayern München nun auch auf dem Weg zum elften Meistertitel in Serie. Der Tabellenführer musste sich nach einem weiteren enttäuschenden Auftritt am Samstag mit einem 1:1 (1:0) gegen die abstiegsbedrohte TSG 1899 Hoffenheim begnügen. Die Fans bejubelten nach dem Schlusspfiff lautstark das späte Stuttgarter 3:3 gegen Borussia Dortmund. Damit behaupteten die Bayern ihren Zwei-Punkte-Vorsprung auf den BVB. Sechs Spieltage vor Saisonende geht das Kopf-an-Kopf-Rennen um die Meisterschale trotzdem weiter.
Der starke Benjamin Pavard (17. Minute) ließ die Münchner lange auf die von Vorstandschef Oliver Kahn erforderte Pflichterfüllung im Bundesliga-Alltag hoffen. Doch Andrej Kramaric schlug mit einem Freistoßtor für die Hoffenheimer um den starken Schlussmann Oliver Baumann eiskalt zurück (71.). Bayern-Torwart Yann Sommer konnte den Ball nur mit der Hand an den Innenpfosten lenken. Ein weiterer Treffer Pavards, der vor einem Monat doppelt gegen Augsburg getroffen hatte, zählte wegen einer Abseitsstellung nicht.
Nachdem Trainer Thomas Tuchel sich trotz der Champions-League-Abreibung beim 0:3 gegen Manchester City in seine neue Mannschaft „schockverliebt“ hatte, war von diesem Knistern in der noch jungen Liaison vor 75.000 Zuschauern in der Allianz Arena nichts zu spüren. Der 49 Jahre alte Coach schüttelte nach misslungenen Aktionen seiner Stars wiederholt verärgert den Kopf oder wendete sich immer wieder genervt ab.
Mit einer Darbietung ohne Punch wie gegen Hoffenheim kann das angestrebte Fußball-Wunder am kommenden Mittwoch bei der Rückkehr von Ex-Trainer Pep Guardiola nach München nicht glücken. Ein 0:3 muss dann aufgeholt werden, um noch ins Halbfinale einzuziehen. Dann dürfte Sadio Mané, der nach dem Kabinen-Streit mit Leroy Sané für ein Spiel suspendiert worden war, wieder im Kader stehen. Sowohl die Münchner als auch die zuvor im Abstiegskampf dreimal siegreichen Hoffenheimer strahlten in Körpersprache und Aktionen lange nicht aus, dass es in diesem bedeutsamen Duell um Meisterschaft und Klassenerhalt ging. Bayern war zwar überlegen, aber es fehlte an Tempo, Präzision und Leidenschaft. Die Schluss-Offensive verpuffte dann auch noch.
Bezeichnend war, dass der Führungstreffer aus der Kategorie Zufallsprodukt stammte. Die Hoffenheimer wehrten eine Ecke von Joshua Kimmich unzureichend ab. Kingsley Coman verunglückte der dadurch ermöglichte Schuss. Das machte aber nichts, weil Pavard am Fünfmeterraum gedankenschnell reagierte und sein viertes Liga-Saisontor erzielte. Der Franzose sah später die Gelbe Karte und fehlt in der kommenden Woche in Mainz.
Weitere Tor-Momente kreierte der Rekordchampion um den in die Startelf zurückgekehrten, aber wirkungslosen Thomas Müller nicht. Hoffenheim glückte im ersten Durchgang gar nichts. Immer wenn die Elf von Pellegrino Matarazzo mal kurz am Ball war, war dieser rasch wieder weg. Konterchancen wurden meist im Ansatz verspielt. Energischer gingen beide Teams in der zweiten Hälfte zur Sache, in der Coman direkt Baumann prüfte (46.). Pavel Kaderabek ballerte den Ball wenig später über das Tor des zuvor länger behandelten Bayern-Schlussmanns Sommer. Im 30. Bundesliga-Spiel dieser Teams witterte Hoffenheim in der Schlussphase, dass vielleicht doch eine Überraschung gelingen könnte. Und als sich die dann bot, schlug Kramaric zu.
VfB Stuttgart – Borussia Dortmund 3:3 (0:2)
Borussia Dortmund hat trotz langer Überzahl einen großen Schritt im Titelrennen der Fußball-Bundesliga verpasst. Der Tabellenzweite musste sich in einem turbulenten Spiel mit zwei Toren in der Nachspielzeit beim abstiegsgefährdeten VfB Stuttgart trotz zweimaliger Führung und einem Platzverweis gegen die Schwaben noch mit einem 3:3 (2:0) begnügen. Vor den verbleibenden sechs Spieltagen liegt der BVB damit weiter zwei Punkte hinter Spitzenreiter FC Bayern München. Der VfB blieb auch im dritten Pflichtspiel unter seinem neuen Trainer Sebastian Hoeneß ungeschlagen und belegt den Relegationsrang 16.
Die Offensivkräfte Sébastien Haller (26. Minute) und Donyell Malen (33.) trafen vor 47 900 Zuschauern für den im ersten Durchgang sehr effizienten BVB. Tanguy Coulibaly (78.) und Josha Vagnoman (84.) bescherten den tapfer kämpfenden Stuttgartern, bei denen Verteidiger Konstantinos Mavropanos die Gelb-Rote Karte sah (39.), den Ausgleich. Der eingewechselte Giovanni Reyna (90.+3) brachte die Dortmunder erneut in Führung, Silas schlug für den VfB in der siebten Minute der Nachspielzeit aber noch mal zurück.
Nach einer zerfahrenen Anfangsphase und einer guten ersten Stuttgarter Chance durch Vagnoman (5.) übernahm der BVB die Kontrolle, wurde selbst zunächst aber nur selten gefährlich. Lediglich in der zehnten Minute musste VfB-Keeper Fabian Bredlow erst gegen Haller und dann noch gegen Julian Brandt parieren. Die Dortmunder Abwehr, in der Emre Can den angeschlagenen Niklas Süle vertrat, hatte indes immer mal wieder Beschäftigung. Einmal klärte Mats Hummels etwas unkonventionell über das eigene Tor.
Dann schlugen die Schwarz-Gelben innerhalb von sieben Minuten gleich zweimal eiskalt zu. Haller war bei einer Hereingabe von Malen gedankenschneller als der Ex-Dortmunder Dan-Axel Zagadou, der beim VfB für den krankheitsbedingt fehlenden Hiroki Ito spielte. Der ivorische Nationalspieler knallte die Kugel aus kurzer Distanz an die Unterkante der Latte, von wo aus sie ins Tor sprang. Kurze Zeit später bekamen die Gastgeber einen Dortmunder Eckball nicht geklärt – Malen zog aus rund 15 Metern ab und erhöhte auf 2:0. Der Niederländer traf damit bereits im vierten Liga-Spiel in Serie. Zwischen den beiden Dortmunder Treffern hatte Serhou Guirassy die große Chance zum Ausgleich vergeben (30.) und Mavropanos eine Gelbe Karte gesehen, die noch Folgen haben sollte. Nur vier Minuten nach seinem Foul an Karim Adeyemi holte der Grieche auch den quirligen Malen von den Beinen – und flog dafür zurecht vom Platz.
Zur Pause lagen die Borussen also voll auf Sieg-Kurs. Dortmunds Abwehrchef Hummels blieb – wohl angeschlagen – in der Kabine und wurde durch Soumaila Coulibaly ersetzt. Mittelfeld-Ass Jude Bellingham kurz nach dem Wiederbeginn (50.) und der eingewechselte BVB-Kapitän Marco Reus (78.) trafen die Latte. Der VfB blieb jedoch auch in Unterzahl mutig – und belohnte sich. Das vermeintliche Anschlusstor von Guirassy (52.) wurde nach Eingriff des Videoassistenten wegen einer Abseitsstellung aberkannt, der Treffer des eingewechselten Stuttgarters Coulibaly zählte dann aber. Can hatte den Schuss des Franzosen unhaltbar für Dortmunds Torwart Kobel abgefälscht. Den Gästen entglitt die Partie. Joker Reyna sorgte in der Nachspielzeit für die vermeintliche Dortmunder Erlösung, dann traf Silas auf der anderen Seite.
RB Leipzig – FC Augsburg 3:2 (3:1)
Dank Nationalspieler Timo Werner ist RB Leipzig zumindest vorerst auf den dritten Tabellenplatz gesprungen. Der 27-Jährige erzielte beim 3:2 (3:1) gegen den FC Augsburg vor 46.058 Zuschauern zwei Tore und bereitete eins vor. Der 1. FC Union Berlin kann am Sonntag wieder an den Sachsen vorbeiziehen. Vor Werner (32. und 35. Minute) traf Kevin Kampl (10.) für Leipzig. Arne Maier (5.) und der eingewechselte Ruben Vargas (82.) waren für Augsburg erfolgreich.
Leipzig versuchte früh, die Initiative zu ergreifen und über die Außen vorzustoßen. Das erste Tor erzielte aber der FCA: Iago brachte den Ball flach ins Zentrum, wo Maier freistehend traf. Doch die Leipziger erholten sich schnell. Nach einem Ballverlust machte Werner das Spiel über die rechte Seite schnell und bediente den einlaufenden Kampl, der aus kurzer Distanz keine Mühe hatte und sein erstes Bundesligator seit Juni 2020 erzielte. Der Jubel fiel aus – Kampl hatte sich bei seinem Zweikampf mit Augsburgs Innenverteidiger Maximilian Bauer verletzt und hielt sich den Brustkorb. Der 32-Jährige konnte jedoch weiterspielen.
Leipzig bestimmte die Partie zunehmend. Benjamin Henrichs bediente nach knapp einer halben Stunde vom rechten Strafraumrand mit einer scharfen Hereingabe Werner, der per Direktabnahme zur Leipziger Führung traf – und wenige Minuten später erneut seine Klasse zeigte. Nach einem gefühlvollen hohen Ball von Kampl auf Werner ließ der 27-Jährige erst Bauer aussteigen und schoss den Ball unter die Latte. Es war sein 100. Bundesligator im 244. Einsatz.
In der 73. Minute feierten die Fans die Rückkehr von Christopher Nkunku, der zuletzt verletzt gefehlt hatte. In der Schlussphase kam der FCA aber noch einmal zurück. Nach einem abgeblockten Schuss von Mads Petersen landete der Ball bei Vargas, der mit seinem Tor noch einmal Schwung in die Partie brachte. Ein weiterer Treffer fiel aber nicht mehr, Augsburg ist seit fünf Spielen sieglos.
1. FC Köln – 1 FSV Mainz 05 1:1 (0:1)
Der FSV Mainz 05 darf weiterhin auf die fünfte Teilnahme im Europapokal hoffen. Die seit neun Spielen unbesiegten Rheinhessen kamen am Samstag im Bundesligaspiel beim 1. FC Köln zwar nur zu einem 1:1 (0:1), liegen aber mit 42 Punkten weiter gut im Rennen um die Teilnahme am internationalen Geschäft. Die Gastgeber dürften auch nach vier sieglosen Heimspielen mit 32 Punkten nicht mehr in Abstiegsgefahr geraten. Vor 50.000 Zuschauern im ausverkauften RheinEnergieStadion erzielte Winter-Neuzugang Ludovic Ajorque (17. Minute) den Führungstreffer für die Gäste. Dejan Ljubicic traf zum 1:1 für die Kölner (51.), die damit die 325 Minuten andauernde Torflaute vor eigenem Publikum beendeten.
Seinen Organisator und besten Torschützen Ellyes Skhiri musste Kölns Trainer Steffen Baumgart am Samstag ersetzen. In Ljubicic setzte der FC-Coach auf einen im defensiven Mittelfeld erprobten Spieler. Im Angriff, wo es vor dem 3:1-Sieg in Augsburg enormen Verbesserungsbedarf gab, erhielt erneut Davie Selke das Vertrauen. Für den lange am Knie verletzten Sebastian Andersson kam eine Berufung in den Kader noch zu früh. Florian Kainz rückte erneut ins zentrale offensive Mittelfeld.
Als Selke sich früh bei einem Zweikampf eine Kopfverletzung zuzog und außerhalb des Spielfeldes minutenlang behandelt werden musste, nutzten die Gäste die Kölner Unterzahl. Im Moment der Rückkehr des Kölner Stürmers kamen die Gäste zum Führungstreffer durch den Franzosen, der eine Flanke von Silvan Widmer zum 1:0 verwandelte. Es war bereits der fünfte Treffer des Mainzer Winterzugangs. Die Kölner, die im Hinspiel eine bittere 0:5-Niederlage hinnehmen mussten, taten sich mit dem Pressing der Gäste schwer und kamen erst allmählich in ihren Rhythmus.
Der starke Eric Martel mit zwei Distanzschüssen und Kingsley Schindler hatten gute Möglichkeiten, doch insgesamt fehlte auch diesmal wieder die Durchschlagskraft im FC-Angriff. Die beste Chance der Gastgeber vergab Linton Maina, der in der 42. Minute an Robin Zentner scheiterte. Doch die Kölner steckten trotz vieler ungenauer Pässe und unglücklicher Aktionen nicht auf. Nach einem Angriff über die linke Seite kam der Ball zu Ljubicic, der aus 15 Metern nach Doppelpass mit Jonas Hector flach ins rechte Eck schoss und die Bemühungen des FC belohnte. In der mittlerweile ausgeglichenen Partie fuhren die Gäste ihre Offensivbemühungen ein wenig zurück und kamen kaum noch zu großen Tormöglichkeiten.
Auf der anderen Seite hatte Maina eine weitere große Torgelegenheit, als er allein auf das Mainzer Tor zulief, aber den Ball links vorbeischob. Mit den eingewechselten Ingvartsen und Jae-sung Lee stärkten die Gäste noch einmal die Offensive, doch die Gastgeber ließen keinen weiteren Treffer zu und vergaben in der hektischen Schlussphase selbst noch gute Möglichkeiten.