Dienstag, 26.November 2024 | 17:27

Union gewinnt nach Fan-Protesten: Furioses Heidenheim crasht Werders große Party

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Eine denkwürdige Konferenz in der Fußball-Bundesliga: Wegen Fan-Protesten enden nur drei der fünf Partien zur planmäßigen Uhrzeit. Heidenheim versaut Werder die Feier zum 125. Jubiläum. Derweil lassen Leipzig und Eintracht Frankfurt im Rennen um Europa überraschend Punkte liegen.

Werder Bremen – 1. FC Heidenheim 1:2 (1:2)

Böser Stimmungsdämpfer vor der großen Jubiläumsparty: Werder Bremens Höhenflug ist ausgerechnet am grün-weißen Festtag vorerst geendet. Vor den Augen von Klub-Heroen wie Dieter Eilts, Per Mertesacker und den Doublesiegern von 2004 unterlag das Team von Trainer Ole Werner dem so stabilen 1. FC Heidenheim mit 1:2 (1:2). Die Hoffnung auf den vierten Erfolg hintereinander zerplatzte, bevor am Abend die große Feier anlässlich des 125. Klub-Geburtstags anstand.

Ein früher FCH-Doppelschlag durch Lennard Maloney (12.) und Jan-Niklas Beste (18.) dämpfte bereits früh die Stimmung im Weserstadion, dessen Ränge die Werder-Fans vor dem Anpfiff in eine imposante Choreo gehüllt hatten. Romano Schmid (20.) sorgte zwar schnell wieder für Zuversicht bei den Bremer Anhängern. Doch zu mehr reichte es nicht mehr.

Die Hanseaten hatten den 21. Spieltag zu einem großen Werder-Tag erklärt – und die vielen besonderen Aktionen begannen schon weit vor dem Anpfiff. Eilts präsentierte den DFB-Pokal, Mirko Votava zwischen den Fans den Europapokal der Pokalsieger. Ailton und Ivan Klasnic verteilten eine Runde Bier auf der Tribüne. Der zuletzt enorme sportliche Fortschritt trug zur gelösten Stimmung bei.

Sowohl die Werder-Profis als auch die Gäste um Coach Frank Schmidt betraten dann mit dem Selbstvertrauen aus zuletzt sieben Partien ohne Niederlage den Rasen zu einem „kleinen Topspiel“. Der Rahmen war mehr als würdig. Werners Team war offenbar auch wild entschlossen, seinen Teil zu einer gelungenen Klubfeier beizutragen. Schon in der vierten Spielminute brach Jens Stage durch und umkurvte Torwart Kevin Müller, traf dann aber nur den Außenpfosten (4.).

Die in ihren sieben vorherigen Begegnungen unbesiegt gebliebenen Heidenheimer überstanden die Anfangsphase schadlos und schlugen eiskalt zu. Erst per wuchtigem Kopfball von Maloney, danach tat ausgerechnet Werder-Leihgabe Eren Dinkci seinem Stammklub weh und bereitete Bestes Treffer per Flankenlauf vor. Schmid per Kopf nach präziser Flanke von Senne Lynen munterte die Mehrzahl der rund 41.000 Zuschauer dann wieder auf. Bis zum Seitenwechsel blieben aber weitere Großchancen aus.

Im zweiten Durchgang mühte sich Werder, doch Heidenheim ließ mit guter Raumaufteilung zunächst kaum Gelegenheiten zu. Später forderten die Bremer vehement einen Handelfmeter nach einem Kopfballduell zwischen Stage und Patrick Mainka. Doch Schiedsrichter Robert Schröder entschied sich nach Ansicht der Videobilder dagegen (70.). Danach drückte Werder weiter nun auf den Ausgleich, verbuchte aber nur noch zwei Aluminiumtreffer.

FC Augsburg – RB Leipzig 2:2 (1:1)

RB Leipzig kommt im neuen Jahr weiter nicht richtig in Schwung und geht angeschlagen in das Königsklassen-Duell mit Real Madrid. Drei Tage vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen den spanischen Rekordmeister kamen die Sachsen beim FC Augsburg nur zu einem 2:2 (1:1) und drohen den Anschluss an die Champions-League-Plätze zu verlieren.

Nach nur einem Sieg aus den vergangenen fünf Spielen hat RB drei Punkte Rückstand auf den Tabellenvierten Borussia Dortmund. Lois Openda (39.) und Benjamin Sesko (52.) hatten das Spiel nach dem Rückstand durch Phillip Tietz (35.) noch gedreht. Doch Ermedin Demirovic (60.) brachte den FCA, der seinen Platz im Tabellenmittelfeld festigte, noch einmal zurück. Openda vergab in der 81. Minute einen Foulelfmeter nach Videobeweis kläglich.

RB-Trainer Marco Rose hatte seinen Spielern vor der Partie noch einmal die Sinne geschärft. „Wir haben keine Priorisierung“, mahnte der 47-Jährige bei Sky: „Heute ist das wichtigste Spiel, danach kommt Real Madrid“. Auch der erneut schlechte Rasen in der Augsburger Arena solle dabei keine Entschuldigung sein. „Wir dürfen nicht rumflennen und uns beschweren“, sagte Rose.

Viel mehr als die widrigen Verhältnisse machte seinen Spielern ohnehin der Gegner zu schaffen. Gegen gewohnt mutige und bissige Augsburger brauchte Leipzig etwa 15 Minuten, um in die Partie zu finden – und gleich wurde es gefährlich. Nach einer Ecke kam Dani Olmo (18.) am langen Pfosten zum Kopfball, doch der Spanier scheiterte am glänzend parierenden Finn Dahmen.

Augsburg ließ die Gäste meistens bis an den eigenen Strafraum vorrücken und setzte selbst auf lange Bälle. Während Leipzig jedoch nur noch selten zwingend wurde, nutzte der FCA seine erste Drangphase zur Führung. Einen Distanzschuss von Ruben Vargas konnte Peter Gulasci nur nach vorne abwehren, Tietz blieb eiskalt.

Der Eindruck, dass Augsburg daraufhin die Spielkontrolle übernehmen könnte, währte jedoch nicht allzu lang. Openda nutzte per Kopf völlig freistehend die erstbeste Chance zum Ausgleich für zu diesem Zeitpunkt fahrige Leipziger, die die Partie bis zum Halbzeitpfiff jedoch wieder beruhigen konnten.

Von Ruhe war in der zweiten Halbzeit zunächst nichts mehr zu spüren – auch dank Seskos Führungstreffer. Augsburg wurde durch den Rückstand in die Offensive gezwungen, Leipzig setzte immer wieder Konter. Gefährlich wurde es auf beiden Seiten. Demirovic traf mit voller Wucht zum verdienten Ausgleich, ehe Dahmen Gegenspieler Mohamed Simakan im Strafraum abräumte. Doch Openda scheiterte vom Punkt.

Eintracht Frankfurt – VfL Bochum 1:1 (1:1)

Eintracht Frankfurt hat den nächsten Dämpfer im Rennen um die Europacup-Plätze hinnehmen müssen. Die Mannschaft von Trainer Dino Toppmöller kam trotz bester Gelegenheiten gegen den VfL Bochum über ein 1:1 (1:1) nicht hinaus und verpasste die Wiedergutmachung für die enttäuschende Leistung in der Vorwoche beim 1. FC Köln (0:2).

Afrika-Cup-Rückkehrer Omar Marmoush (14.) brachte die zu ineffektiven Hessen zwar früh in Führung, dank des Treffers von Moritz Broschinski (17.) sicherte sich Bochum jedoch den nächsten Zähler im Kampf um den Klassenerhalt. Frankfurt muss sich im Zwischenrunden-Hinspiel der Conference League am Donnerstag (18.45 Uhr/RTL+ und im ntv.de-Liveticker) bei Union Saint-Gilloise steigern.

Eintracht-Trainer Dino Toppmöller hatte „eine gute Reaktion“ auf den „schwachen Auftritt“ in Köln gefordert. Dafür musste er seine Startelf auf fünf Positionen umbauen: Angreifer Sasa Kalajdzic wurde kurz vor Anpfiff Vater, kurzfristig musste auch Torhüter Kevin Trapp mit Rückenproblemen passen, dafür spielte Jens Grahl.

Den besseren Start erwischten zwar eigentlich die Bochumer, die Führung erzielte aber die SGE gleich mit der ersten Möglichkeit. Nach einem Konter über Fares Chaibi schob Marmoush, der erstmals seit dem Afrika-Cup wieder dabei war, problemlos ein. Die Antwort folgte jedoch prompt: Broschinski traf mit einem abgefälschten Abschluss zum Ausgleich. Die Eintracht tat sich vor der Pause schwer, durch die verletzungsbedingte Auswechslung von Hugo Larsson nach rund 20 Minuten vergrößerten sich zudem die Personalsorgen. An der kompakten Defensive der Bochumer bissen sich die Hessen die Zähne aus, der VfL dagegen spielte munter mit und setzte immer wieder Nadelstiche.

Chancen wie der zu ungenaue Abschluss des Bochumers Kevin Stöger (26.) blieben im ersten Durchgang Mangelware. Einzig Chaibi (45.) verpasste kurz vor dem Pausenpfiff eine Hereingabe von Donny van de Beek nur knapp, viel mehr kam nicht von der SGE. Das änderte sich nach dem Seitenwechsel, als Marmoush (48.) die große Chance zum zweiten Treffer ausließ. Ähnlich fahrlässig ließ auch Willian Pacho (57.) eine weitere gute Gelegenheit aus kurzer Distanz liegen. Takuma Asano zielte auf der Gegenseite zweimal zu ungenau (59./66.).

Die Eintracht investierte mehr und erspielte sich beinahe Chancen im Minutentakt. Mit Schwung startete die SGE in die Schlussphase, nach einer starken Einzelaktion des eingewechselten Hugo Ekitike brachte auch Chaibi (69.) bei der besten Möglichkeit den Ball nicht über die Linie.

Union Berlin – VfL Wolfsburg 1:0 (1:0)

Hunderte Tennisbälle auf dem Rasen, ein drohender Spielabbruch und ein Happy End für Union Berlin: Die Eisernen haben einen von massiven Fan-Protesten überlagerten Befreiungsschlag im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga gefeiert. Gegen den VfL Wolfsburg siegten die Berliner beim Comeback von Trainer Nenad Bjelica an der Seitenlinie mit 1:0 (1:0) und vergrößerten den Vorsprung auf die Abstiegsränge.

Danilho Doekhi (45.+25) traf für Berlin kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit, die insgesamt über eine halbe Stunde unterbrochen war. Grund waren heftige Proteste beider Fanlager gegen den Investoren-Deal der Deutschen Fußball-Liga (DFL).

Bjelica hatte dem Ende seiner Drei-Spiele-Sperre, zu der er wegen einer Handgreiflichkeit gegen Nationalspieler Leroy Sane verurteilt worden war, entgegengefiebert – und einen anderen Nachmittag erwartet. „Für mich war es schwer auf der Tribüne. Du bist machtlos in den 90 Minuten während des Spiels und kannst nicht reagieren“, hatte Bjelica gesagt.

An der Seitenlinie des Stadions An der Alten Försterei konnte er wieder eingreifen. Bjelica lief in der Coaching-Zone auf und ab und sah zunächst Schwierigkeiten bei seiner Mannschaft. Union leistete sich viele technische Fehler und hatte Probleme in der Spieleröffnung. Wolfsburg machte es besser. Das Team von Trainer Niko Kovac kombinierte sicher und drang über die Außen mehrfach ins letzte Drittel vor. Topstürmer Jonas Wind (6.) kam zur ersten Chance. In einem ereignisarmen und zerfahrenem Duell fehlten darüber hinaus die Höhepunkte.

In der 26. Minute ging dann erstmals gar nichts mehr: Aus dem Fanblock der Berliner flogen Tennisbälle auf den Rasen. Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck pfiff die Begegnung nach elf Minuten wieder an, musste das Spiel nach wenigen Sekunden wegen erneuter Würfe aber wieder stoppen. Beide Mannschaften wurden in die Kabine geschickt. Die Partie wurde nach einer insgesamt rund halbstündigen Unterbrechung fortgesetzt. Die Fans sangen: „Ihr macht unseren Sport kaputt“ und skandierten „Fußball, Fußball, Fußball“. Bis zur nächsten Zwangspause rollte der Ball aber nur rund fünf Minuten, dieses Mal flogen Tennisbälle aus dem Wolfsburger Gästeblock.

Am Ende einer weiteren rund fünfminütigen Pause ermahnte Stadionsprecher Christian Arbeit das Publikum: „Wir sind so kurz davor, das Spiel nicht weiter austragen zu können. Es ist der letzte Versuch des Schiedsrichtergespanns, dieses Spiel zu Ende zu bringen.“ Noch vor der Pause wurde auf den Rängen gejubelt: Doekhi traf nach einer Ecke per Kopf. Nach der Pause erhöhte sich das Tempo der Partie etwas. Union machte Druck und hatte durch Lucas Tousart (47.) eine Großchance, auf der Gegenseite verpassten Lovro Majer (54.) und Wind (64.) den Ausgleich.

Borussia Mönchengladbach – Darmstadt 98 0:0 (0:0)

Ein Pünktchen Hoffnung für die Lilien: Schlusslicht Darmstadt 98 hat mit einem hart erkämpften 0:0 bei Borussia Mönchengladbach ein Lebenszeichen im Abstiegskampf gesendet. Durch das Remis in einer trostlosen Partie, die vor der Pause wegen Fan-Protesten für 13 Minuten unterbrochen wurde, müssen auch die Fohlen nach vier Ligaspielen ohne Sieg nach unten schauen.

Zum fünften Mal traf Gladbach in dieser Saison auf einen Tabellenletzten – zum fünften Mal gab es keinen Sieg. Für die teils überhart agierenden Gäste geht trotz des Punktgewinns die Horror-Serie weiter: Das Team von Trainer Torsten Lieberknecht wartet seit Oktober auf einen Bundesliga-Dreier, 14 Ligaspiele ohne Sieg sind Negativ-Rekord.

Anders als im Hinspiel (3:3), als die Borussia nach 33 Minuten schon mit 0:3 zurücklag, war das Team von Coach Gerardo Seoane von Beginn an hellwach. Allerdings fehlte es gegen Darmstadts kompakte Defensive an Ideen. Mittelfeld-Flitzer Manu Kone musste sich teils tief in der eigenen Hälfte die Bälle holen, im letzten Drittel blieben die Fohlen harmlos.

Das galt indes auch für die Lilien-Offensive, Neuzugang Sebastian Polter hing bei seinem Startelf-Debüt abgesehen von einer frühen Chance (4.) in der Luft. Das schnelle Aus für den verletzten Bartol Franjic (12.) half ebenfalls nicht bei den Bemühungen. Weil auch Gladbachs Franck Honorat aus guter Position kläglich vergab (16.), mussten sich die 46.121 Fans im Borussia-Park mit Magerkost begnügen.

Nach einer halben Stunde flogen dann Tennisbälle aus der Gladbacher Nordkurve auf den Rasen, auf einem Spruchband war zu lesen: „Borussia hör endlich auf deine Fans! Nein zum Ligainvestor!“ Erst nach 13 Minuten ging es weiter, in der langen Nachspielzeit folgte der Tiefpunkt einer schwachen Halbzeit: Jordan, der in beiden vorausgegangenen Heimspielen getroffen hatte, schoss aus zehn Metern deutlich über das verwaiste Tor (45.+7).

Zu Beginn des zweiten Abschnitts war zunächst Darmstadt die bessere von zwei schlechten Mannschaften, trat durch die harte Gangart aber auch negativ in Erscheinung. Sowohl Jordan als auch Robin Hack mussten bei Gladbach verletzt vom Feld. Mit zunehmender Spieldauer drehte die Borussia etwas auf: Florian Neuhaus scheiterte aus der Distanz (63.), und der eingewechselte Patrick Herrmann kam wenige Sekunden zu spät (76.).

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