Dienstag, 26.November 2024 | 09:29

Torfestival in Gladbach: Werder Bremen wird vor dem Slapstick-K.o. gerettet

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Am 23. Spieltag der Fußball-Bundesliga werden zwei Überraschungsteams von Kellerkindern ausgebremst: Stuttgart holt nur einen Punkt gegen Köln, Werder Bremen hat zweimal Glück, dass dem Gegner der Siegtreffer aberkannt wird.

SV Werder Bremen – SV Darmstadt 98 1:1 (1:1)

Höhenflug vorerst gestoppt: Werder Bremen hat im Kampf um die internationalen Plätze in der Bundesliga einen herben Rückschlag kassiert. Gegen Tabellen-Schlusslicht Darmstadt 98 kam das zuletzt formstarke Team von Ole Werner nicht über ein etwas unglückliches 1:1 (1:1) hinaus und verpasste überraschend den fünften Sieg in den vergangenen sechs Spielen.

Christoph Zimmermann traf zunächst zur Bremer Führung ins eigene Tor (8.). Julian Justvan (33.) besorgte den Ausgleich für die tapfer kämpfenden Darmstädter, deren Horrorserie trotz des Achtungserfolges einfach nicht enden will. Seit dem 7. Oktober 2023 warten die Hessen, die auf ihren gelbgesperrten Trainer Torsten Lieberknecht verzichten mussten, inzwischen auf einen Sieg.

Aufgrund der beispiellosen Personalmisere in der Innenverteidigung hatte Werder-Trainer Werner vor der Partie seine Mannschaft umbauen müssen. Der gelernte Sechser Christian Groß rückte auf die Position im Abwehrzentrum, auf der seit dem Syndesmoseriss von Kapitän Marco Friedl inzwischen vier potentielle Stammspieler ausfallen.

Dennoch begannen die Gastgeber in feinstem norddeutschen Nieselregen aus einer stabilen Defensive heraus furios. Nach einer ersten vergebenen Großchance von Romano Schmid, der aus kurzer Distanz vorbeischoss, sorgte ein Eigentor für die frühe Bremer Führung. Der starke Schmid flankte flach in die Mitte, Zimmermann grätschte den Ball vor dem einschussbereiten Justin Njinmah ins Netz.

Werder, das unter der Woche den derzeitigen Profifußball-Leiter Clemens Fritz als Nachfolger des im Sommer scheidenden Geschäftsführers Frank Baumann bekannt gegeben hatte, musste sich trotz weiterer Chancen zur Pause aber mit einem Unentschieden zufrieden geben. Bremen-Torwart Michael Zetterer rutschte ein doppelt abgefälschter Schuss von Justvan durch die Arme – ganz zur Freude von Ovid Hajou, der Lilien-Trainer Lieberknecht nach dessen vierter Gelber Karte in der laufenden Saison an der Seitenlinie vertrat.

Auch die erste Chance des zweiten Durchgangs gehörte den Gästen. Marvin Mehlem zielte aus guter Schussposition zu hoch (47.). Marvin Ducksch, der in der erste Hälfte nach einer Schwalbe Gelb gesehen hatte, prüfte wenig später auf der Gegenseite per Distanzschuss Darmstadt-Keeper Marcel Schuhen (52.), der sich auch nach rund einer Stunde auszeichnen durfte. Sowohl gegen den freistehenden Njinmah als auch gegen Ducksch aus spitzem Winkel reagierte er stark.

In der Schlussphase jubelten die Gäste, doch der vermeintliche Führungstreffer von Tim Skarke zählte wegen Abseits nicht (78.). In der sechsten Minute der Nachspielzeit traf Skarke nach einem schweren Patzer von Werders Torhüter Michael Zetterer erneut, doch diesmal hatte Skarke den Ball zuvor mit der Hand berührt.

VfB Stuttgart – 1. FC Köln 1:1 (0:0)

Der VfB Stuttgart hat im Kampf um die Teilnahme an der Champions League einen kleinen Dämpfer einstecken müssen. Nach zuletzt vier Siegen in Serie kam die Mannschaft von Sebastian Hoeneß gegen einen sehr unbequemen 1. FC Köln nur zu einem 1:1 (0:0). Von einer Teilnahme zumindest an der Europa League darf der VfB, der in der vergangenen Saison beinahe abgestiegen wäre, dennoch weiter träumen.

Enzo Millot hatte Stuttgart nach einer zähen ersten Halbzeit zunächst nach einem schönen Spielzug in Führung gebracht (53.). Köln allerdings ließ sich wie schon zuvor nicht beeindrucken – Eric Martel stand nach einem Eckball auf Vorlage von Linton Maina goldrichtig und nutzte seine Chance eiskalt (62.). Die Geißböcke bleiben auf dem Relegationsplatz.

Die Kölner hatten die erste Chance des Spiels. Nachdem Jan Thielmann an Torhüter Fabian Bredlow gescheitert war (3.), übernahmen jedoch die Stuttgarter die Initiative. Hoeneß hatte seine Anfangsformation auf einigen Positionen verändert, wegen der Ausfälle von Torjäger Deniz Undav und Maximilian Mittelstädt auch gezwungenermaßen, dem Spiel des VfB schien dies kaum Abbruch zu tun.

Serhou Guirassy besaß die beste Chance zur Führung (17.) für Stuttgart, die Führung schien da nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Die Kölner allerdings stabilisierten sich. Sie standen defensiv gut, spielten ansatzweise auch mutig nach vorne. Vor allem aber verloren die Stuttgarter ihren Schwung gegen giftige Gäste: Das Passspiel war bisweilen ungenau, Flanken flogen ins Leere.

„Das ein oder andere Mal hat der letzte Pass gefehlt“, sagte der gesperrte Pascal Stenzel in der Pause bei Sky über das Spiel seiner Mannschaftskollegen, die mit ihrem deutlichen Übergewicht in der Ballbesitz-Statistik nichts anzufangen wussten. So war es bis zur 53. Minute, als Chris Führich die Initiative ergriff, wunderbar Doppelpass mit Hiroki Ito spielte – und Millot nur noch einschieben musste.

Köln? Wirkte keineswegs niedergeschlagen, hatte nach dem Ausgleich allerdings das Glück, dass es Millot auf Pass von Guirassy nicht gelingen wollte, den Ball an Torhüter Marvin Schwäbe vorbeizubringen (68.). Stuttgart drängte auf den Sieg – eine weitere zündende Idee aber blieb aus.

Union Berlin – 1. FC Heidenheim 2:2 (2:1)

Union Berlin hat drei Big Points auf dem Weg zum Klassenerhalt aus der Hand gegeben und einen Vereinsrekord verpasst. Die Köpenicker trennten sich mit 2:2 (2:1) vom 1. FC Heidenheim und gingen nach zuvor vier Liga-Heimsiegen in Serie erstmals seit Ende November in der Alten Försterei nicht als Gewinner vom Platz. Nie haben die Berliner in ihrer Bundesliga-Historie fünf Heimspiele in Folge gewonnen.

Mit nun 25 Zählern bleibt der Puffer auf den Relegationsplatz für die Berliner, für die Robin Gosens (44.) und Andras Schäfer (45.+2) trafen, dennoch komfortabel. Die Heidenheimer (28), denen Jan-Niklas Beste (71.) einen Punkt sicherte, verpassten es unterdessen, durch einen Sieg vorsichtig Richtung Europa schielen zu können. Nikola Dovedan (3.) hatte das Team von Trainer Frank Schmidt früh in Führung gebracht.

Union-Coach Nenad Bjelica hatte vor der Partie vor „unangenehmen“ und „kämpferisch starken“ Heidenheimer gewarnt – und der Kroate sollte Recht behalten. Die Gäste attackierten früh, Dovedan schob nach einem Patzer in der Berliner Defensive zur frühen Führung ein.

Die Eisernen, die ohne die gesperrten Kevin Volland (Gelb-Rot) und Diogo Leite (fünfte Gelbe Karte) auskommen mussten, wachten dann auf, ohne aber wirklich gefährlich zu werden. Dafür tauchte Beste auf der Gegenseite frei vor dem Tor auf, der Heidenheimer Flügelstürmer wartete mit seinem Abschluss aber zu lange und wurde im letzten Moment geblockt (24.).

Die Partie wurde ausgeglichener, Unions Danilho Doekhi verpasste bei einem Kopfball nach einer Ecke nur knapp den Ausgleich (33.). Kurz vor der Pause drehten die Berliner dann auf: Erst traf Gosens aus dem Gewühl nach einem Freistoß, dann erzielte Schäfer mit einem Distanzschuss seinen ersten Saisontreffer – Brenden Aaronson fälschte den Ball unhaltbar ab.

Union nahm den Schwung nach der Pause mit, Schäfer (48.) und Josip Juranovic (53.) verpassten aber die Vorentscheidung. Die Heidenheimer drängten auf den Ausgleich, Tim Kleindienst (63.) köpfte nach einer Ecke nur Zentimeter am Tor vorbei. Beste machte es wenig später per Lupfer besser und musste direkt im Anschluss mit Oberschenkelproblemen ausgewechselt werden.

Borussia Mönchengladbach – VfL Bochum 5:2 (2:0)

Borussia Mönchengladbach hat den ersehnten ersten Sieg in der Rückrunde gefeiert und sich damit im Tabellenkeller Luft verschafft. Die Mannschaft von Trainer Gerardo Seoane gewann 5:2 (2:0) gegen den Bayern-Bezwinger VfL Bochum, es war der erste Erfolg nach zuvor fünf Begegnungen ohne Sieg nacheinander.

Nathan Ngoumou (28.), Kapitän Julian Weigl per Foulelfmeter (35.), der eingewechselte Rocco Reitz (72.), Jordan (78.) und Franck Honorat (90.+6) sicherten der Borussia den wichtigen Heimsieg. In der Tabelle verließen die Gladbacher mit nun 25 Punkten den 15. Tabellenplatz und zogen an Bochum, für das Philipp Hofmann (75.) und Keven Schlotterbeck (87.) trafen, vorbei.

Vor der richtungsweisenden Begegnung für das Heimteam gab es eine Schweigeminute für die ehemaligen Borussen Ulrik Le Fevre und Friedhelm Frontzeck. Der Däne, an den ersten beiden Meisterschaften der Gladbacher beteiligt, verstarb im Alter von 77 Jahren. Frontzeck, Vater von Trainer Michael Frontzeck, gewann mit dem Verein 1960 den DFB-Pokal. Er wurde 85 Jahre alt.

Inmitten der Trauer sorgte Stefan Lainer für Freude im Borussia-Park. Der Österreicher stand erstmals seit seiner überstandenen Krebserkrankung wieder in der Startelf, die Heimkurve jubelte laut bei der Verkündung der Aufstellung.

Nach einer kurzen Verzögerung, die Gästefans waren wegen massiver Anreiseprobleme verspätet eingetroffen, rollte der Ball um 15.40 Uhr – und Bochums Bernardo traf bereits nach vier Minuten zur vermeintlichen Führung (4.). Der Brasilianer hatte zuvor aber ein Handspiel begangen, nach VAR-Check wurde der Treffer zurückgenommen.

Von der ersten brenzligen Situation ließen sich die Gladbacher nicht verunsichern, Jordan (6.) köpfte wenig später den Ball an die Latte. Die Borussia gewann viele Zweikämpfe, nach Ballgewinn ging es zumeist über beide Außenbahnen blitzschnell nach vorne. Die Führung fiel dann aber nach einer Ecke: Ngoumou verlängerte, über den Bochumer Christian Gamboa landete der Ball im Tor.

Kurz darauf traf Iwan Ordez Manu Kone im Strafraum am Fuß, Weigl erhöhte sicher. Das Stadion bebte, Seoane klatschte erleichtert mit der ganzen Bank ab. Gladbach spielte sich nun in einen Rausch, das 3:0 von Florian Neuhaus wurde aber nach einer weiteren Videoüberprüfung wegen vorangegangenen Foulspiels zurückgenommen (44.). Nach einer hitzigen Rudelbildung, bei der Bochum-Keeper Manuel Riemann die 5. Gelbe Karte sah, ging es in die Pause.

Im zweiten Durchgang verpasste Jordan aus kurzer Distanz die Vorentscheidung (56.). Bochum blieb weiter mutig, erspielte sich aber wenig zwingende Möglichkeiten. Auf der anderen Seite traf stattdessen Reitz, kurz darauf verkürzte Hofmann. Gladbach konterte aber eiskalt.

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