Dienstag, 26.November 2024 | 11:53

Tafeln im Corona-Modus: „Ohne Maske gibt’s gar nichts“

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Die Tafeln in MV versorgen trotz Corona-Lockdown Tausende Bedürftige mit Lebensmitteln. Teilweise erhalten die Tafeln aber weniger als sonst.

Als Grund vermuten sie nicht nur das Coronavirus.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben sich die Tafeln in Mecklenburg-Vorpommern auf die Corona-Pandemie eingestellt. Vor allem im vergangenen Frühjahr hatten einige Tafeln vorübergehend geschlossen. Zurzeit seien alle wieder geöffnet, sagte Frank Münzberger, Vorsitzender des Landesverbandes. Es sei „ganz wunderbar“, dass die Mitarbeiter – etwa 50 bis 70 Prozent Ehrenamtliche – auch unter Corona-Bedingungen mitmachten. Vielerorts wurden die Ausgabe umorganisiert – für weniger Kontakte und mehr Abstand.

Außerdem gilt: „Ohne Maske gibt’s gar nichts“, wie Beate Kopka, Leiterin der Rostocker Tafel, erklärte. An die Corona-Regeln müssten die Kunden immer mal wieder erinnert werden. In kleineren Ausgabestellen der Rostocker Tafeln können die Kunden ihre Lebensmittel derzeit nicht wie zuvor an Stationen auswählen. Stattdessen reichen sie ihre Taschen herein und lassen diese packen – in Sichtweite. Somit könnten sie weiterhin wählen, etwa zwischen Rosenkohl oder Brokkoli, sagte Kopka.

Aktuell kommen nach Angaben Kopkas rund ein Viertel weniger Kunden. Zuletzt könne auch das Wetter eine Rolle gespielt haben. Sie vermutete auch, „dass der ein oder andere Kunde wirklich Angst hat, sich anzustecken mit Corona“. Seit fast einem halben Jahr kämen zudem weniger Lebensmittel von den örtlichen Supermärkten. „Wir haben bestimmt ein Drittel Verlust.“ Sie könne nicht sagen, ob das an der Corona-Krise liege. Sie geht davon aus, dass die Supermärkte ihre Bestellstrategie angepasst hätten.

Dieser Trend hat sich laut Stralsunder Tafel bereits vor der Pandemie abgezeichnet. Ein Grund sei, dass die Supermärkte besser kalkulierten, sagte Anja Wrzesinski vom DRK Rügen-Stralsund. Zu Beginn der Pandemie habe man auch die Hamsterkäufe deutlich zu spüren bekommen. „Es kamen kaum noch Lebensmittel bei uns an. Anfang April mussten wir die Tafel daher zwei Wochen lang schließen.“

Walter Kienast, Vorstandsvorsitzender der Tafel Greifswald, berichtete davon, dass die Lebensmittel von den Läden etwas weniger würden. Das zeichne sich aber nur ganz geringfügig ab. Er geht ebenfalls von einer effektiveren Warenwirtschaft der Märkte als Ursache aus. Es bestehe aber zurzeit keine Knappheit. In Greifswald erhalten die Abholer derzeit auf dem Flur einzeln bereits gepackte Lebensmittelpakete – ein erheblicher Mehraufwand für die Mitarbeiter. „Sie machen es aber gerne“, sagte Kienast.

Die Tafel Wismar musste während der Pandemie aus Sorge vor Infektionen zweimal für insgesamt fünf Wochen schließen. Die meisten Helfer seien über 65 Jahre alt. Aktuell habe man wieder geöffnet. Es falle aber schwer, alle Werktage zu besetzen. Man zehre an den Reserven, weil die Spenden zurückgegangen und die Nachfrage gestiegen seien.

Bei der Schweriner Tafel ist die Nachfrage laut Vorsitzendem Peter Grosch hingegen weitgehend stabil geblieben. Ware habe man genug und die Spendenbereitschaft sei sogar größer geworden – sowohl was Geldspenden als auch Ware anbelange. Das sei „richtig auffällig“. Es seien viele kleine Spenden dabei. Die Schweriner Kindertafel versorge etwa hundert bedürftige Kinder am Tag mit Mittagessen, derzeit allerdings nur zum Mitnehmen. „Sonst haben wir immer noch mit den Kindern Hausaufgaben gemacht oder mit den Kindern gespielt oder so, das dürfen wir jetzt nicht“, sagt Grosch.

28 Tafeln mit 97 Ausgabestellen gibt es nach Angaben des Landesvorsitzenden Münzberger in MV. Bei ihnen seien über 20 000 Bedürftige registriert. Eigentlich sollten die Tafeln nur ein zusätzliches Angebot sein. „Der Staat hat eigentlich die Aufgabe, die Leute ausreichend mit Geld zu versorgen, dass sie überleben können.“ Der Hartz-IV-Satz reiche aber nicht aus, sagte er. Münzberger habe die Neubrandenburger Tafel vor über 20 Jahren gegründet. Damals hätten sie bis zu fünf Menschen in Anspruch genommen. Mittlerweile seien über 2000 Bedürftige registriert. „Die Politik hat sich damit auch arrangiert.“

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