Die Fans sangen weit vor Abpfiff von der deutschen Meisterschaft – und auch die Profis von Borussia Dortmund konnten die letzten Spielminuten diesmal genießen.
Das 4:0 (3:0) gegen Eintracht Frankfurt geriet nicht mehr in Gefahr und bringt die Schwarz-Gelben im Titelrennen wieder in die Pole Position: Nur eine Woche nach dem kapitalen Einbruch in Stuttgart kommt der Bundesliga-Tabellenführer aus Dortmund. „Dieser Sieg fühlt sich heute sehr gut an. So müssen wir spielen, wenn wir am Ende vorne stehen wollen. Die Tabelle sieht jetzt ganz gut aus“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl am Sky-Mikrofon. Er schmunzelte.
Die Mannschaft von Trainer Edin Terzic nutzte den nächsten Patzer von Serienchampion FC Bayern eiskalt aus und hält fünf Spieltage vor Saisonende alle Meistertrümpfe bei einem Punkt Vorsprung in der Hand. „Wir haben ein richtig gutes Spiel gezeigt und waren sehr griffig“, urteilte der Coach. „Wir haben einen richtig tollen Schritt gemacht, aber mehr auch nicht.“ Während die Fans euphorisch den Sprung an die Spitze feierten, waren die Spieler etwas zurückhaltender. „Die Meisterschaft ist noch etwas entfernt. Wir müssen noch fünf Spiele gewinnen“, mahnte BVB-Keeper Gregor Kobel.
Jude Bellingham (19.), Donyell Malen (24.) und Mats Hummels (41.) legten mit ihren Toren schon vor der Pause den Grundstein zum neunten Heimsieg in Serie und brachten das Stadion zum Beben. Der kaum zu stoppende Malen (66.) erhöhte nach dem Wechsel. „Wir haben heute gezeigt, was wir können. Wenn wir die nächsten Spiele so spielen, sieht es sehr gut aus“, sagte Karim Adeyemi. Die kriselnde Eintracht wartet dagegen seit acht Ligaspielen auf einen Sieg, die erneute Europacup-Teilnahme wird immer unwahrscheinlicher.
Die Stimmung auf der Südtribüne erlebte nach der Münchner Niederlage in Mainz (1:3) ihren ersten Höhepunkt, und der BVB war von Beginn an bereit, die Vorlage dieses Mal zu nutzen. Bereits im Bus auf der Anfahrt sei das Bayern-Spiel „natürlich Thema“ gewesen, berichtete Kehl. Und Kobel sagte: „Das Ergebnis der Bayern hat eine extra Elektrizität ins Stadion gebracht.“ Der BVB legte stark los. Einen Freistoß von Malen klärte zwar Nico Schlotterbeck noch unfreiwillig und schmerzhaft per Kopf (14.), dann sorgte Bellingham für die beruhigende Führung. Der englische Nationalspieler verlud Christopher Lenz und schoss überlegt ein.
Malen legte nach einer Kopfballvorlage von Adeyemi eiskalt nach, wieder machte Lenz eine unglückliche Figur. Nach Adeyemis Großchance (31.) nahm sich der BVB eine kurze Auszeit. Aurelio Buta (34., 35.) und Mario Götze (37.) ließen aber gute Möglichkeiten des Europa-League-Siegers ungenutzt. Die bissigen Dortmunder zeigten sich deutlich effizienter. Der starke Hummels köpfte eine Flanke von Raphael Guerreiro gegen die Laufrichtung von Torhüter Kevin Trapp ein. Für Hummels war es der erste Ligatreffer seit Oktober 2021.
Die Dortmunder blieben auch nach der Pause auf dem Gaspedal. Bellingham hätte fast erhöht (48.), Malen scheiterte nach einer Stunde an Trapp. Die Gäste fanden offensiv fast überhaupt nicht mehr statt, der BVB hatte leichtes Spiel. Malen nutzte ein Zuspiel von Adeyemi zum vierten Treffer – und die Meistergesänge auf den völlig euphorisierten Rängen wurden immer lauter.