Ein überzeugender VfB Stuttgart bleibt dank seines Top-Torjägers Serhou Guirassy das Überraschungsteam der Fußball-Bundesliga.
Die Schwaben gewannen auch gegen Aufsteiger Darmstadt 98 hochverdient mit 3:1 (2:1) und setzten sich vorübergehend an die Tabellenspitze. Es ist der beste Saisonstart des VfB seit 37 Jahren und den legendären Zeiten des „magischen Dreiecks“ mit Krassimir Balakow, Giovane Elber und Fredi Bobic.
Dabei geriet die spielstarke Mannschaft von Sebastian Hoeneß vor 54.300 Zuschauern in der ausverkauften Arena durch ein Eigentor von Dan-Axel Zagadou (17.) in Rückstand. Enzo Millot gelang nur fünf Minuten später jedoch der Ausgleich, ehe in der 32. Minute einmal mehr der überragende Guirassy zuschlug. Für den VfB-Stürmer war es der neunte Schuss in dieser Saison aufs Tor – und der neunte (!) Treffer. In der Nachspielzeit ließ Guirassy (90.+2) Nummer zehn folgen. So viele Tore nach fünf Spielen hatte bislang nur der damalige Bayern-Stürmer Robert Lewandowski 2020 verbucht.
Es war im fünften Spiel der vierte Sieg. Nur 1996 unter Trainer Joachim Löw hatte es fünf Stuttgarter Siege zum Start gegeben. Dabei hatten die Schwaben die letzten beiden Spielzeiten tief im Abstiegskampf gesteckt, im Sommer rettete sich der Traditionsklub sogar erst über die Relegation. In den ersten beiden Heimspielen hatte Hoeneß‘ Mannschaft sogar jeweils mit 5:0 gegen den VfL Bochum und Europa-League-Teilnehmer SC Freiburg gewonnen – nie zuvor war ein Klub in der Bundesliga-Historie vor heimischer Kulisse so mit einer Tordifferenz von plus zehn Treffern gestartet. Darmstadt, das beim wilden 3:3 gegen Gladbach zuletzt den ersten Punkt geholt hatte, zahlt dagegen weiter Lehrgeld.
Hoeneß ließ erneut die Mannschaft starten, die zuletzt 3:1 in Mainz gewonnen hatte. Und der VfB übernahm von Beginn an die Initiative, gegen ein extrem defensiv eingestelltes Team aus Darmstadt fanden die Schwaben aber erst einmal keine Lücke – Ausnahme war ein Kopfball von Zagadou nach Eckball. Umso überraschender gingen die Gäste in Führung. Tim Skarke passte den Ball beim ersten Lilien-Angriff ins Zentrum, Zagadou überwand bei seinem unglücklichen Abwehrversuch seinen Keeper Alexander Nübel.
Der VfB schüttelte sich kurz und schlug schnell zurück. Guirassy bereitete für Millot mustergültig vor. Stuttgart blieb am Drücker und belohnte sich, als Guirassy von der Strafraumgrenze wuchtig abzog. Nur wenig später gab es ein Novum: Ein Torschuss des 27 Jahre alten Nationalspielers aus Guinea landete nicht im Tor. Es blieb einseitig, Chris Führich hätte in der Nachspielzeit der ersten Hälfte die Vorentscheidung besorgen können.
Darmstadt versuchte gegen die beste Offensive der Liga über die Körperlichkeit zurück ins Spiel zu finden – vergeblich. Auch nach Wiederbeginn präsentierten sich die Schwaben zielstrebiger. Wieder war es Guirassy, der die erste Möglichkeit jedoch vergab (53.). Auf der Gegenseite hätte Lieberknecht gerne einen Elfmeter zugesprochen bekommen, doch Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck entschied sich gegen einen Pfiff. Danach waren wieder die Stuttgarter am Drücker.
Das vermeintliche 3:1 durch Chris Führich wurde aber wegen einer Abseitsstellung vom Videoschiedsrichter zurückgenommen (65.). Nur eine Minute später rettete Marcel Schuhen gegen Guirassy und Millot rutschte bei seinem Schussversuch weg. Zweifel an einem Heimsieg kamen in der Schlussphase noch einmal auf, weil Darmstadt zulegte. Doch Guirassy sorgte in der Nachspielzeit per Heber für die Entscheidung.