Der zweite kräftige Sturm in diesem Jahr hat in Mecklenburg-Vorpommern weit weniger Schäden verursacht als Sturmtief „Nadia“ Ende Januar.
„Die Notruftelefone haben deutlich seltener geklingelt als vor drei Wochen“, sagte am Donnerstag ein Beamter im Polizeipräsidium in Rostock. Auch aus den Polizeiinspektionen der Kreise wurden vergleichsweise wenige Einsätze gemeldet. Der Deutsche Wetterdienst hob am frühen Nachmittag seine Unwetterwarnung vor orkanartigen Windböen für Mecklenburg-Vorpommern auf. Spätestens für die Nacht zum Samstag wird nach Angaben der Meteorologen aber bereits ein weiteres Orkantief erwartet.
Die vorläufige Schadensbilanz nach Sturmtief „Ylenia“ fiel für Mecklenburg-Vorpommern überschaubar aus. Den Angaben zufolge sorgten vor allem umgestürzte Bäume für Einsätze von Polizei und Feuerwehr. Vereinzelt blockierten sie Straßen, fielen auf parkende Autos und zerrissen Stromleitungen. Dachziegel wurden von den Häusern gefegt, Bauzäune umgeweht. Verletzte wurden bis zum Nachmittag nicht gemeldet. Die Bahn stellte vorsorglich den Fernverkehr im Norden ein, Zoos im Land blieben zumeist geschlossen.
Auch die Polizei selbst bekam die Wucht des Sturms zu spüren. Auf einer Fahrt durch Alhbeck auf Usedom wurde ein Streifenwagen durch einen umstürzenden Bauzaun beschädigt. Bei Sternberg kollidierte ein Fahrzeug der Feuerwehr während eines Einsatzes mit einem umgekippten Baum.
Die Deutsche Bahn rief Reisende auf, sich vor Fahrtantritt zu vergewissern, ob die Züge fahren. Vorsorglich war darauf hingewiesen worden, dass Züge im Regionalverkehr den Betrieb verspätet aufnehmen und es wegen verringerter Fahrgeschwindigkeit zu Verspätungen kommen kann.
Sturmtief „Ylenia“ sorgte auch dafür, dass in der Nacht zum Donnerstag bis zu 19.000 Haushalte in Westmecklenburg und Nordbrandenburg ohne Strom waren. Wie der regionale Stromversorger Wemag (Schwerin) mitteilte, kam es im gesamten Netzgebiet zu Störungen an Leitungen. Am Morgen seien noch etwa 2000 Kunden betroffen gewesen. Das Unternehmen ging nach eigenen Angaben davon aus, dass sich die Störungen bis in den Abend hinein fortsetzen können. Das anhaltend stürmische Wetter mit starken Windböen erschwere die Behebung der Schäden, hieß es.
Wegen der Gefahr umstürzender Bäume blieben Tierparks und Zoos in Mecklenburg-Vorpommern am Donnerstag größtenteils geschlossen. Nach Rostock, das bereits am Vortag die vorsorgliche Schließung bekanntgegeben hatte, informierten unter anderem auch die Zoos in Schwerin und Stralsund auf ihren Internetseiten darüber, dass Besucher keinen Zutritt haben. Der Tierpark in Ueckermünde bleibt nach Angaben einer Mitarbeiterin Donnerstag und Freitag geschlossen.
Mecklenburg-Vorpommerns Wäldern hat das neuerliche Sturmtief „Ylenia“ weit weniger zugesetzt als der Orkan Ende Januar. Wie Agrarminister Till Backhaus (SPD) mitteilte, fielen Sturmtief „Nadia“ vor knapp drei Wochen unzählige Bäume zum Opfer. Die Schadensmenge bezifferte der Minister mit rund 300.000 Festmetern. „Ylenia“ habe nach ersten Erhebungen keine vergleichbaren Schäden angerichtet. Backhaus warnte aber vor dem Betreten der Wälder. Die Gefahrenlage werde sich aufgrund der anhaltend starken Winde und des heranziehenden Orkans „Zeynep“ voraussichtlich über das Wochenende nicht entspannen, sagte er. Deswegen werde auch die für Samstag und Sonntag im Landkreis Ludwigslust-Parchim zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest geplante Suchaktion nach Wildkadavern abgesagt.