Montag, 25.November 2024 | 11:34

Studie: Hohe Tabaksuchtrate in Mecklenburg-Vorpommern

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In keinem anderen Bundesland greifen Berufstätige nach Erhebungen der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) so exzessiv zur Zigarette wie in Mecklenburg-Vorpommern. Wie die Krankenkasse anlässlich des bevorstehenden Weltnichtrauchertags am 31. Mai mitteilte, begaben sich im Jahr 2022 im Nordosten von 1000 Beschäftigten 103 wegen einer Abhängigkeit, Entzugserscheinungen oder psychischer Probleme aufgrund von Tabakkonsum in ambulante medizinische Behandlung. Im Bundesdurchschnitt habe es 81 solcher Fälle pro 1000 Arbeitnehmer gegeben.

Innerhalb von zehn Jahren stieg die Zahl der Hilfesuchenden in MV nach KKH-Angaben auf mehr als das Doppelte. Der Zuwachs im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 wurde mit gut zehn Prozent angegeben. „Bereits ab einer Zigarette am Tag gefährden Raucherinnen und Raucher ihre Gesundheit“, betonte Michael Falkenstein, Experte für Suchtfragen bei der KKH. Mit jeder weiteren Zigarette steige die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit, von Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Krebs deutlich.

Exzessives Rauchen stelle somit auch ein Risiko für Unternehmen dar. Denn allein aufgrund ihres übermäßigen Tabakkonsums würden Berufstätige immer wieder krankgeschrieben. Bundesweite KKH-Daten zeigten, dass die durchschnittliche Fehlzeit 2023 bei 21,4 Tagen gelegen habe. „Darüber hinaus leidet auch das Arbeitsklima unter zu starkem Konsum. Misstrauen und Konflikte sind die Folge“, erklärte Falkenstein. Er riet dazu, Suchtprobleme offen anzusprechen. „Keinesfalls sollten problematischer Konsum gedeckt und die Auswirkungen durch andere ausgeglichen werden müssen“, betonte er.

Für ihre Analyse hat die KKH nach eigenen Angaben anonymisierte Daten von 2012, 2019 und 2022 ausgewertet. Eingeflossen seien Angaben zu rund 675.000 pflicht- und freiwillig versicherten berufstätigen KKH-Mitgliedern mit Krankengeldanspruch. Bundesweit zählt die Krankenkasse rund 1,6 Millionen Versicherte, in Mecklenburg-Vorpommern rund 45.000.

Nach Angaben der Geschäftsführerin der Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen, Birgit Grämke, ist in Mecklenburg-Vorpommern beim Tabakkonsum nach Jahren des Rückgangs wieder eine steigende Tendenz zu verzeichnen. Vor allem junge Mädchen würden häufiger zur Zigarette greifen. Den Weltnichtrauchertag nehme die Landeskoordinierungsstelle daher zum Anlass, um unter dem Motto „AussenNiceInnenToxisch“ gezielt junge Menschen über die Gefahren des E-Zigarettenkonsums und des Rauchens zu informieren.

Von der Landespolitik werden Gesetzesänderungen gefordert, mit deren Hilfe der Nikotinkonsum eingedämmt werden soll. „Der Staat muss Minderjährige deutlich besser als bislang vor dem Einfluss der Nikotinindustrie schützen“, forderte Grämke. Dazu gehöre ein umfassendes Werbeverbot für Nikotinprodukte.

„Darüber hinaus muss eine Schachtel Zigaretten endlich auch in Deutschland weit über 10 Euro kosten. Grundsätzlich müssen bestehende Verbote, insbesondere zum Jugendschutz, in den Kommunen lückenlos durchgesetzt und geahndet werden und das Rauchverbot auch in MV in allen gastronomischen Einrichtungen gelten. In Bayern, im Saarland und in Nordrhein-Westfalen läuft das seit vielen Jahren völlig unproblematisch und es hat kein Gastro-Sterben verursacht“, erklärte Grämke.

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