Schulen sind nach Erkenntnissen von Medizinern aus Mecklenburg-Vorpommern keine Pandemietreiber.
Verantwortlich für Infektionen bei Schülern seien insbesondere Kontakte mit positiv Getesteten und ungeordnete Zusammenkünfte außerhalb des Haushaltes und der Schule, heißt es in einer Studie von Medizinern der Universitäten Rostock und Greifswald sowie dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus). „Es gibt derzeit aus infektionsepidemiologischer Sicht keinen Grund für präventive oder reaktive Schulschließungen in Mecklenburg-Vorpommern“, hieß es. Die Studie soll Anfang Februar im Ärzteblatt MV veröffentlicht werden. Zunächst hatte die „Schweriner Volkszeitung“ (Mittwoch) berichtet. MV hat seit Pandemiebeginn vergleichsweise geringe Infektionszahlen.
Bund und Länder hatten vereinbart, den Lockdown an Schulen und Kitas zunächst bis Ende Januar zu verlängern. Für Abschlussklassen sind Ausnahmen möglich, das wird im Nordosten so gehandhabt. Hintergrund der Entscheidung von Bund und Ländern ist, dass alles daran gesetzt werden müsse, Kontaktmöglichkeiten zu reduzieren. Auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte die Maßnahmen als notwendig bezeichnet. Schulen seien vielleicht keine Treiber der Pandemie, sie seien aber Teil des Infektionsgeschehens, sagte sie. Zum Thema gibt es zahlreiche Studien mit verschiedenen Ergebnissen.
Die These der Nordost-Mediziner werde dadurch belegt, dass es im zweiten Halbjahr mit 47 Lehrkräften und 162 Schülern eine hohe Zahl positiv getesteter Fälle an einzelnen Schulen gegeben habe, gleichzeitig aber nur sechs Ausbrüche mit mehr als 10 Infizierten. In der zweiten Dezemberwoche alleine seien 14 Schüler und eine Lehrkraft mit Sars-CoV-2 infiziert gewesen. Gleichzeitig befanden sich 2828 Schüler und 323 Lehrkräfte in Quarantäne. Die Mediziner kommen zu dem Schluss, dass bei effektiven Hygienekonzepten die Vorteile offener Schulen gegenüber den enormen Belastungen bei Kindern und Eltern überwiegen.
Bildungsministerin Bettina Martin (SPD), die die Studie in Auftrag gegeben hat, sagte, dass das Infektionsgeschehen an den Schulen nicht Halt macht. Allerdings habe sich in den meisten Fällen die Ausbreitung des Virus innerhalb der Schule in Grenzen gehalten. Das Hygienekonzept an den Schulen habe bisher gut gegriffen.
Sie betonte aber die aktuell sehr schwierige Entwicklung bei den Infektionszahlen. „Deswegen war es der richtige und notwendige Schritt, dass wir auch in den Schulen im Januar den Präsenzunterricht stark einschränken.“ Dazu stelle die in England aufgetretene Mutation des Virus auch in Deutschland eine Gefahr dar. An den gut 510 allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in MV unterrichten 13 100 hauptberufliche Lehrkräfte, die Gesamtschülerzahl liegt bei mehr als 153 000.