In Mecklenburg-Vorpommern soll ein Netz von Kinder- und Familienzentren entstehen, die an Kitas andocken und über passgenaue Unterstützungsangebote informieren. „Dadurch werden Familien dort abgeholt, wo sie sich ohnehin aufhalten“, erklärte Sozialministerin Stefanie Drese anlässlich der Fördermittelübergabe an die ersten sechs Träger.
Geld vom Land gibt es auch für eine landesweite Servicestelle, die beim SOS Kinderdorf in Grimmen angesiedelt ist und die beim Aufbau der notwendigen Strukturen helfen soll.
Nach Angaben der SPD-Politikerin sollen über das ganze Land verteilt mindestens 16 solcher Kinder- und Familienzentren entstehen. Dabei gehe es insbesondere um Orte und Stadtteile, in denen Familien überdurchschnittlich häufig vor Herausforderungen im Leben stünden, mitunter aber auch Hemmungen hätten, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. „Damit die Hilfe auch dort ankommt, wo sie gebraucht wird“, sagte Drese. Das Konzept stamme aus Finnland und habe sich dort bewährt.
Rund fünf Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds setzt Mecklenburg-Vorpommern dafür ein. Als erste Standorte wurden unter anderem Rostock, Parchim und Zinnowitz ausgewählt.
Beratung für Kinder bei häuslicher Gewalt eingeschränkt
Gleichzeitig teilte der landesweit tätige Hilfeverein „Stark machen“ mit, dass wegen fehlender Gelder die Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt und Stalking in der Stadt und im Landkreis Rostock seit Jahresbeginn nur noch Erwachsene beraten könne. „Damit werden Kinder und Jugendliche, die von häuslicher Gewalt mitbetroffen sind, mit ihren oft traumatischen Erfahrungen allein gelassen“, hieß es in einer Mitteilung.
Laut Trägerverein hat sich die Zahl der Fälle in den zurückliegenden zehn Jahren in der Region von 500 auf mehr als 800 erhöht, ohne dass das Personal mitgewachsen sei. Allein im vorigen Jahr seien 676 Kinder und Jugendliche mit betroffen gewesen. „Wir mahnen die fehlenden Kapazitäten seit Jahren an und schreiben Überlastungsanzeigen für unsere Einrichtungen“, erklärte Vereins-Geschäftsführerin Ulrike Bartel.
Zwar habe das zuständige Justizministerium eine Prüfung veranlasst, die 2024 zu dem Ergebnis führte, dass die Kapazitäten in Beratungsstellen und Frauenhäusern weder personell noch finanziell ausreichten. Geändert habe sich seitdem aber nichts.
Mittlerweile gebe es im Bereich der Interventionsstellen in Mecklenburg-Vorpommern nur noch zwei statt fünf Kinder- und Jugendberaterinnen. „Kinder und Jugendliche, die keinerlei Unterstützung erhalten, können die Betroffenen und die Täter von morgen sein“, warnte die Rostocker Beraterin Kati Voss vor möglichen Folgen.