Der Städte- und Gemeindetag Mecklenburg-Vorpommerns sieht in einer grundlegend veränderten Preispolitik den entscheidenden Hebel, um die Akzeptanz für neue Windparks im Land zu erhöhen.
„Wir brauchen Lösungen, die den Bürger spüren lassen, dass es sich lohnt, in seiner Nähe Windräder oder auch Solarparks zu errichten. Wir können keinem erklären, dass wir sauberen Strom für ganz Deutschland produzieren und dann auch noch die höchsten Preise zahlen“, sagte der zuständige Referatsleiter des Städtetags, Arp Fittschen, der Deutschen Presse-Agentur in Schwerin.
Fitschen geht über die Forderung des Landkreistags hinaus, der eine Streichung der regionalen Netzentgelte im Norden verlangt. Er will, dass Stromkunden in Mecklenburg-Vorpommern sowohl von Netzentgelten als auch von Steuern befreit werden und damit künftig nur noch den halben Strompreis zahlen. Das könne auch dazu führen, dass sich Firmen im Land ansiedeln und damit die strukturellen Nachteile etwa gegenüber den süddeutschen Bundesländern ausgeglichen werden.
Die bisher regionale Umlage der Netzausbaukosten sei ein wesentlicher Kostentreiber. „Allein in Westmecklenburg sind aktuell Investitionen im Umfang von 1,6 Milliarden Euro notwendig“, sagte Fittschen. Er sieht seine Forderung nach einer gerechten Kostenverteilung auch durch Maßgaben aus Brüssel gedeckt. Die EU dränge Deutschland seit langem, mehrere Preiszonen einzurichten, sagte er. Während die Landesregierungen im Norden dem aufgeschlossen gegenüberstünden, komme aus dem Süden starker Widerstand. Dort sind die Netzentgelte zum Teil nur etwa halb so hoch wie im Norden.
Für Einspeisung und Transport des Windstroms muss das Stromnetz für viel Geld ausgebaut werden, finanziert von den Bewohnern der jeweiligen Region. Das wiederum führt dazu, dass die vielerorts bereits vorhandene Ablehnung neuer Windparks noch verstärkt wird. Auch wegen dieser Widerstände ziehen sich Genehmigungsverfahren für Windparks oft über fünf bis sechs Jahre hin. Erst am Dienstag war wieder deutlich geworden, dass Mecklenburg-Vorpommern beim Ausbau der Windkraftnutzung an Land kaum vorankommt.
Nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie wurden im Nordosten im ersten Halbjahr 2023 lediglich 12 neue Windräder mit einer Gesamtleistung von 49 Megawatt errichtet. Im gesamten Jahr 2022 waren es 15.