In Mecklenburg-Vorpommern gilt nach einer Erhebung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes weiter jeder fünfte Einwohner als arm oder armutsgefährdet.
Wie er am Freitag mitteilte, beträgt die sogenannte Armutsquote im Nordosten bei 19,4 Prozent. Dies ist nach Bremen mit 24,9 und Sachsen-Anhalt mit 19,5 Prozent der drittschlechteste Wert in Deutschland. Die besten Quoten können Bayern mit 11,9 und Baden-Württemberg mit 12,3 Prozent vorweisen. Der bundesweite Schnitt liegt bei 15,9 Prozent.
Allerdings war die Quote in Mecklenburg-Vorpommern im vergangenen Jahr noch um 1,5 Prozentpunkte schlechter, womit sich das Land im bundesweiten Vergleich am stärksten verbesserte. Deutschlandweit wurde dagegen mit der aktuellen Armutsquote ein Tiefpunkt seit der Wiedervereinigung erreicht.
Armut wird in reichen Ländern wie Deutschland nicht über direkte Not, wie Hunger oder Obdachlosigkeit definiert, sondern über das Haushaltseinkommen und die daraus folgenden Möglichkeiten an gesellschaftlicher Teilhabe. Die Armutsgefährdungsquote gibt dabei den Anteil der Bevölkerung an, der mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens auskommen muss. Bei einem Einpersonenhaushalt lag diese Grenze in Deutschland im vergangenen Jahr bei 1074 Euro im Monat.
„Dass die Armut in Mecklenburg-Vorpommern zumindest leicht gesunken ist, ist ein positives Signal, aber nicht wirklich ermutigend, wenn jetzt nicht bewusst mit politischen Maßnahmen gegengesteuert wird“, sagte der Vorsitzende des Paritätischen MV, Friedrich Wilhelm Bluschke. „Die aktuelle Corona-Pandemie macht unter anderem deutlich, wie selektiv unser Bildungssystem ist und wie sehr arme Kinder benachteiligt sind.“
Insbesondere Alleinerziehende und ältere Menschen im ländlichen Raum werden Bluschke zufolge abgehängt. Der Lockdown im Frühjahr mit der Schließung von Kindergärten, Obdachloseneinrichtungen, Beratungsstellen oder Jugendclubs habe gezeigt, wie wichtig eine soziale Infrastruktur für ein funktionierendes Gemeinwesen und insbesondere für unterprivilegierte Bevölkerungsgruppen sei.