Die Welterbe-Bewerbung von Schwerin ist einen wichtigen Schritt vorangekommen: Das 250 Seiten umfassende Bewerbungsdossier ist fertiggestellt und ins Englische übersetzt worden, wie Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) am Donnerstagabend bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung im Innenhof des Schlosses bekanntgab. Am 15. August werde es dem Schweriner Kultusministerium übergeben und im September zur Vorprüfung an die Unesco übersandt. Am 1. Februar 2023 erfolge die offizielle Abgabe der Unterlagen in Paris. Die Entscheidung, ob Schwerin in die Weltkulturerbe-Liste aufgenommen wird, soll 2024 fallen.
Schwerin bewirbt sich mit seinem über 200 Jahre gewachsenen Residenzensemble der mecklenburgischen Herzöge. Im Zentrum stehen das Schloss, die es umgebenden Gärten und Parks, der Dom, die Regierungsgebäude, Theater, Museum, mehrere Stadtpalais und herzogliche Kasernen, Häuser von Hoflieferanten – insgesamt rund 35 Objekte, die Mehrzahl aus dem 19. Jahrhundert, wie die Koordinatorin der Schweriner Welterbe-Bewerbung, Linda Holung, sagte.
Es sei nach einem langen Prozess der Schärfung ein guter Antrag geworden, der die wissenschaftlichen Kriterien der Unesco erfüllen dürfte, sagte Holung, die Ende 2020 ins Amt kam. Das Residenzensemble treffe zwei der vier Kriterien der Unesco für Welterbestätten: als einzigartiges Zeugnis einer untergegangenen Kultur sowie als ein architektonisches Ensemble, das eines oder mehrere Abschnitte der Menschheitsgeschichte versinnbildliche.
Das Residenzensemble sei in einer einzigartigen Geschlossenheit erhalten und umfasse auch viele Funktionsgebäude der damaligen Zeit, betonte die Koordinatorin. Das gesamte, über das historische Stadtzentrum verteilte Residenzensemble sei miteinander verflochten. Schwerins historisches Zentrum hatte im Zweiten Weltkrieg keine Bombenschäden erlitten.
Die Stadt Schwerin hatte bei ihrer Bewerbung um Aufnahme ins Unesco-Welterbe auf den letzten Metern zentrale Inhalte geändert. Die jahrelang verfolgte Idee einer „Kulturlandschaft des romantischen Historismus“ wurde vor einigen Monaten verworfen. Stattdessen wurde nun der Fokus auf das gewachsene Residenzensemble mit Bauten aus dem 18., 19. und frühen 20. Jahrhundert gelegt.
Der Antrag wurde um drei Gebäude der ehemaligen Hoflieferanten Uhle, Wöhler und Krefft ergänzt. Gestrichen wurden frühere Bestandteile wie die Schleifmühle und die Insel Kaninchenwerder im Schweriner See. Sie erfüllten die Unesco-Kriterien nicht, hieß es.
Auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes stehen bislang aus Mecklenburg-Vorpommern die Hansestädte Wismar und Stralsund.