Ab nach Paris: Die Landeshauptstadt Schwerin hat am Mittwoch ihre Bewerbung um Aufnahme ihres großherzoglichen Residenzensembles in die Weltkulturerbeliste der Unesco auf den Weg gebracht.
Bei einem Festakt im Schloss überreichte Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) das rund 250 Seiten umfassende Bewerbungsdossier an MV-Kulturministerin Bettina Martin (SPD). Zugleich wurde der wissenschaftliche Beirat, der die Bewerbung begleitet hatte, verabschiedet.
Bis Anfang Februar müssen die Papiere, die nach Angaben der Stadt auch einen Managementplan für den Schutz der Denkmäler umfassen, bei der Unesco in Paris abgegeben werden. Das soll über das Auswärtige Amt erfolgen. Nächstes Jahr sollen dann Gutachter der Unesco die Stadt besuchen. Die Entscheidung, ob Schwerin in die Welterbeliste aufgenommen wird, soll 2024 fallen.
Schwerin bewirbt sich mit seinem über 200 Jahre gewachsenen Residenzensemble der mecklenburgischen Großherzöge. Im Zentrum stehen das Schloss, die das Schloss umgebenden Gärten und Parks, der Dom, die Regierungsgebäude, Theater, Museum, mehrere Stadtpalais sowie Häuser von Hoflieferanten – insgesamt mehr als 30 Objekte.
Landtagspräsidentin Birgit Hesse erinnerte an die Anfänge der Welterbe-Idee in Schwerin vor mehr als zwei Jahrzehnten. „Bemühungen um die Aufnahme des Residenzensembles Schwerin in die Unesco-Welterbeliste gibt es seit dem Jahr 2000. Es folgte die Entscheidung der Stadtvertretung Schwerin, diese Idee zu fördern. Seit dem Landtagsbeschluss zum „Weltkulturerbe Schlossensemble Schwerin“ vom 17. Oktober 2007 steht der Landtag Mecklenburg-Vorpommern fest an der Seite unserer Landeshauptstadt.“ Mit der Übergabe der Bewerbungsunterlagen an das Kulturministerium sei nun ein wichtiger Meilenstein erreicht.
Kulturministerin Martin gab sich optimistisch, was die Aussichten Schwerins angeht. „Jetzt geht es darum, dass wir gemeinsam unsere Begeisterung für die Bewerbung des Schweriner Residenzensemble als Unesco-Weltkulturerbe weitertragen und andere damit anstecken“, sagte sie. Badenschier betonte, 2023 werde der Schlussspurt im Bewerbungsmarathon. Das Bewerbungsdossier war im November von der Stadtvertretung abgesegnet worden. Kurz zuvor waren noch Änderungen am Konzept vorgenommen worden; neue Gebäude wurden aufgenommen, andere gestrichen.
In Deutschland zählen bislang 51 Kultur- und Naturerbestätten zum Unesco-Welterbe. Dazu gehören neben Monumenten wie dem Kölner Dom oder zeitgeschichtlichen Denkmälern wie dem Obergermanisch-Raetischen Limes auch Industriekomplexe wie die Zeche Zollverein in Essen. In Mecklenburg-Vorpommern gehören die Hansestädte Wismar und Stralsund zum Weltkulturerbe sowie alte Buchenwälder in den Nationalparken Jasmund und Müritz zum Weltnaturerbe.
Am 16. November 1972 verabschiedete die Staatengemeinschaft ihr Übereinkommen zum Schutz des Natur- und Kulturerbes der Welt. Seit der Gründung des Unesco-Welterbes sind 194 Staaten beigetreten. In 167 Ländern weltweit gibt es mittlerweile 1154 Stätten, davon rund 220 Naturerbestätten. Dazu zählen unter anderem der norwegische Geirangerfjord, das Great Barrier Reef in Australien sowie zahlreiche Nationalparks in Afrika.
Den Anstoß für die Verabschiedung der Unesco-Welterbekonvention gab der Bau des ägyptischen Assuan-Staudamms in den 60er Jahren, der den Tempel von Abu Simbel zu überfluten drohte.