Nach der Autoattacke auf eine Demonstration der Gewerkschaft Verdi werden zunehmend Details zum Täter bekannt. Bei dem Festgenommenen handelt es sich Behördenangaben zufolge um einen 24-Jährigen aus Afghanistan. Der Mann sei als Asylbewerber ins Land gekommen, sein Asylantrag sei aber abgelehnt worden, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Gleichzeitig sei festgestellt worden, „dass er eben im Moment nicht abgeschoben werden kann und er deshalb sich weiter in unserem Land aufhalten durfte“.
Der Mann hat übereinstimmenden Medienberichten zufolge vor der Tat einen islamistischen Post in den sozialen Netzwerken abgesetzt. Nach Polizeiangaben liegen „Anhaltspunkte für einen extremistischen Hintergrund“ vor. Bundeskanzler Olaf Scholz sprach von einem „furchtbaren Anschlag“.
Der junge Afghane heißt nach ntv-Informationen Farhad N. Er hatte nach Angaben von Bayerns Innenminister Herrmann einen gültigen Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis. „Damit war der Aufenthalt des Täters bis zum heutigen Tage nach gegenwärtigem Erkenntnisstand absolut rechtmäßig“, sagte der CSU-Politiker am Abend. Er sei zudem entgegen erster Informationen am Mittag nicht wegen Ladendiebstählen auffällig geworden war. Wie die Polizei am Abend mitteilte, hatte der 24-Jährige als Ladendetektiv gearbeitet und sei den Behörden aus Ermittlungsverfahren bekannt gewesen – und zwar als Zeuge im Zuge dieser Tätigkeit.
Herrmann hatte zuvor über den 24-Jährigen erklärt, bislang habe man die „die Erkenntnis, dass er mit Betäubungsmitteln und Ladendiebstählen aufgefallen ist, nach gegenwärtigem Ermittlungsstand aber bislang keinerlei Gewalttätigkeit erkennbar war“. Die Ermittler haben seine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus im Münchner Stadtteil Solln durchsucht.
Asylantrag wurde abgelehnt
Herrmanns zufolge kam der Afghane Ende 2016 als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland. Sein Asylverfahren wurde demnach im Jahr 2020 endgültig abgeschlossen, mit einem Ablehnungsbescheid und der Aufforderung zur Ausreise. Die Landeshauptstadt München habe dann aber im April 2021 einen Duldungsbescheid erlassen und im Oktober 2021 eine Aufenthaltserlaubnis. „Damit war der Aufenthalt des Täters bis zum heutigen Tage nach gegenwärtigem Erkenntnisstand absolut rechtmäßig.“ Der junge Mann habe eine Schule besucht und eine Berufsausbildung gemacht. „Er war dann als Ladendetektiv für zwei Sicherheitsfirmen tätig“, sagte der Innenminister weiter.
Deshalb habe es zunächst auch ein Missverständnis gegeben, eben weil der Mann in mehreren Ladendiebstahlprozessen aufgetreten sei, erklärte Herrmann. Zuvor hatte er erklärt, man habe „die Erkenntnis, dass er mit Betäubungsmitteln und Ladendiebstählen aufgefallen ist, nach gegenwärtigem Ermittlungsstand aber bislang keinerlei Gewalttätigkeit erkennbar war“.
Laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur war der Afghane nach seiner Ankunft 2016 von einer Jugendhilfe-Einrichtung in Obhut genommen worden. Zuvor soll er sich in Italien aufgehalten haben. Wenige Wochen nach seiner Ankunft stellte der Jugendliche demnach einen Asylantrag, der im September 2017 abgelehnt wurde, wogegen er klagte – allerdings ohne Erfolg.
Ministerpräsident Markus Söder sagte im ZDF: „Der Täter selber war wohl bislang eher unauffällig. Es gibt also keine entsprechenden Hinweise. Er war nicht ausreisepflichtig.“ Auch seien bisherige extremistische Hintergründe „jedenfalls nicht auf den ersten Blick so leicht erkennbar“, betonte Söder.
Wer ausreisepflichtig ist, aber aus bestimmten Gründen nicht abgeschoben werden kann, erhält eine Duldung. Das kann etwa der Fall sein, wenn jemand keine Ausweisdokumente hat, krank ist oder ein minderjähriges Kind hat, das eine Aufenthaltserlaubnis besitzt. Die Duldung ist immer befristet.
Am Vormittag war der Mann mit seinem Auto an einem Polizeiwagen vorbei in einen Demonstrationszug der Gewerkschaft Verdi gefahren und hatte so mindestens 28 Menschen verletzt, einige davon schwer. Der Fahrer sei bei der Festnahme „leicht verletzt“ gewesen, teilte die Polizei mit.