Vor dem Finale der Fußball-Europameisterschaft in Berlin am Sonntag hat die CDU ein vernichtendes Fazit unter den Sonderzugverkehr der Deutschen Bahn während des Turniers gezogen. „Die Bahn gibt ein schauriges Bild ab – und das nicht nur während der EM. Zugausfälle, Verspätungen und die marode Infrastruktur bringen Fahrgäste regelmäßig an den Rand des Nervenzusammenbruchs“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der CDU im Bundestag, Thomas Bareiß, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Praktisch jeder Kunde habe seine Geschichte des Schreckens mit der Bahn. „Verantwortlich für dieses Desaster ist an zentraler Stelle der Bahnchef. Richard Lutz ruiniert bei dieser EM den guten Ruf unseres Landes“, so Bareiß weiter. Die Bahn brauche einen Sanierer als Vorstandsvorsitzenden. „Herr Lutz kann diese Rolle ganz offensichtlich nicht ausfüllen. Wenn er es nicht schafft, die Bahn wieder auf Vordermann zu bringen, dann muss er gehen“, sagte der Experte für Verkehrspolitik.
Während des knapp einmonatigen Fußballturniers in Deutschland war die Bahn immer wieder Ziel von Kritik. Zunächst hatten sich britische Fans über die Deutsche Bahn ausgelassen. Nach mehreren Unterbrechungen der Fahrt in einem Sonderzug auf dem Weg zum Spiel gegen die Niederlande im Berliner Olympiastadion hatten österreichische Fans Schmähgesänge angestimmt. „Die Deutsche Bahn ist so im Oasch“, sangen sie.
Die Bahn habe sich bei der Fußball-Europameisterschaft „übernommen“, kritisierte Verkehrsminister Volker Wissing. „Was den Fans teilweise widerfahren ist, entspricht nicht dem Anspruch Deutschlands und nicht dem Anspruch, den ich an unsere Verkehrsinfrastruktur habe“, sagte der FDP-Politiker.
In einem Sektor kann die Bahn jedoch mit ihrer Leistungsbilanz punkten. Wie die Düsseldorfer „Rheinische Post“ berichtete, gab es im Jahr 2023 fast keine geschlossenen Bordbistros in den Zügen. Auch die Klimaanlagen funktionierten in den meisten Fällen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Union hervor, die der Redaktion vorliegt.
Darin heißt es: „Im Jahr 2023 war bei circa 97 Prozent der Fahrten das Bordbistro in den Zügen der DB Fernverkehr AG für den Verkauf geöffnet.“ Die „bereits geringe Ausfallquote“ wolle der Konzern weiter senken. So konnte etwa „der Personalbestand in der Bordgastronomie um circa 300 Stellen erhöht werden“. Zudem hätten im vergangenen Jahr bei den ICEs rund 98,4 Prozent und bei den ICs 98,3 Prozent der Klimaanlagen funktioniert.
Die konsequente Modernisierung der Flotte trage zu einer geringeren Störanfälligkeit bei, heißt es in dem Papier weiter. Unionsfraktionsvize Ulrich Lange sagte der „Rheinischen Post“: „Bei der sonstigen Katastrophenbilanz der Bahn freut man sich doch, dass wenigstens die Verpflegung der Bahn-Fahrgäste gesichert ist und die Kunden nicht schwitzen müssen.“ So seien im Juni nur noch 50 Prozent aller DB-Fernzüge pünktlich gewesen, betonte der CSU-Politiker.