In einer bundesweiten Studie zu den Deutsch- und Mathekenntnissen der Viertklässler fehlen Daten aus Mecklenburg-Vorpommern – das sorgt für heftige Kritik der Opposition im Schweriner Landtag. Der bildungspolitische Sprecher der CDU, Torsten Renz, bezeichnete den Vorgang als „gänzlich inakzeptabel“.
Die Kernergebnisse der Studie waren bereits im Juli verkündet worden. Am Montag hat die Kultusministerkonferenz (KMK) auch die detaillierten Länderanalysen veröffentlicht. Grundlage waren Tests an fast 1500 Schulen in ganz Deutschland mit etwa 27 000 Viertklässlern zwischen April und August 2021. Die Studie legte wachsende Defizite offen.
Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) erklärte, aufgrund pandemiebedingter Schulschließungen hätten nur an einem Fünftel der für die Teilnahme vorgesehenen Schulen des Landes die Testungen stattfinden können. „Daher werden im IQB-Bildungstrend 2021 keine Ergebnisse für Mecklenburg-Vorpommern ausgewiesen.“
Renz forderte von Oldenburg, die seit Herbst 2021 im Amt ist, und ihrer Amtsvorgängerin und heutigen Wissenschaftsministerin Bettina Martin (SPD) eine Erklärung für diesen „unglaublichen Vorgang“. „Alle Bundesländer hatten pandemiebedingt mit Schließungen zu kämpfen, es kann nicht sein, dass Mecklenburg-Vorpommern an einer nationalen Bildungsstudie, anders als alle anderen Länder, schlicht nicht ordentlich teilnimmt und dies mit Corona begründet, zumal der zeitliche Korridor für die Erhebung wirklich breit genug war.“
Die bundesweite Vergleichsstudie IQB-Bildungsmonitor für das Jahr 2021 zeigte, dass Viertklässlerinnen und Viertklässler in Deutschland zunehmende Rechtschreib-, Lese- und Matheprobleme haben und im Vergleich zu Viertklässlern vor zehn Jahren deutlich zurückgefallen sind. Der Analyse zufolge verfehlten zwischen 18 und 30 Prozent der Viertklässler in den Bereichen Lesen, Zuhören und Orthografie.
Oldenburg zeigte sich alarmiert. Die bundesweiten Resultate zeigten, dass die Kinder nach den herausfordernden vergangenen Jahren weiterhin verstärkt unterstützt und gefördert werden müssten. Sie verwies unter anderem auf die Einstellung von 120 Alltagshelferinnen und -helfern, die in Klasse eins bis sechs in MV die Lehrkräfte unterstützen sollen. Weitere Leistungserhebungen seien vorgesehen, etwa verpflichtende Vergleichsarbeiten in Klasse drei.
Die ebenfalls oppositionelle AfD kritisierte, dass die Gründe für die festgestellten Defizite vieler Grundschüler stereotyp entweder in sozialen Unterschieden oder in der Pandemiezeit gesehen würden. Dies sei „schulpolitischer Selbstbetrug“, sagte der bildungspolitische Sprecher Enrico Schult. Das Schulgesetz sichere allen Kindern gleiche Möglichkeiten und gewährleiste diese ganztags. „Ein verändertes Unterrichtsverständnis – substanz- und zielorientiert, motivierend, aber fordernd – würde auf lange Sicht endlich bessere Ergebnisse sichern“, meinte er. In der Grundschule müsse es stärker um eine solide Grundlagenbildung mit ruhigem Vermitteln, Üben und Wiederholen gehen.
Die IQB-Erhebung zeigt, dass deutschlandweit die Leistungen in allen untersuchten Bereichen im Jahr 2021 deutlich schlechter waren als 2016. Ausnahmen bilden die Länder Bremen, Hamburg und Rheinland-Pfalz, wo es nur im Bereich Zuhören signifikant Verschlechterungen gegenüber 2016 gab. Hamburg ist darüber hinaus das einzige Bundesland, in dem die Leistungen der Schüler beim Lesen und im Fach Mathematik seit 2011 stabil geblieben sind.
Die Studienautoren vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) stellen zudem fest, dass sich die Pandemiesituation „auf den Kompetenzerwerb der Schüler ausgewirkt haben dürfte“. Sie weisen aber auch darauf hin, dass es auch schon zwischen 2011 und 2016 Verschlechterungen gegeben habe.