Mittwoch, 27.November 2024 | 09:28

Rostock: Chirurg berichtet von heikler Not-Amputation auf Acker

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Die Not-Operation auf einem Feld im Landkreis Rostock, bei der einem 25-Jährigen am vergangenen Wochenende beide Beine amputiert wurden, ist für die Ärzte eine große Herausforderung gewesen.

„So eine Anfrage, die kommt vielleicht alle 20 Jahre mal vor, da ist schon sehr selten“, sagte der verantwortliche Chirurg Clemens Schafmeyer. Der 48-Jährige führte den letztlich lebensrettenden Eingriff gemeinsam mit einer Gefäßchirurgin am Unfallort durch.

Der 25-Jährige war am Samstag bei einem schweren Arbeitsunfall mit einem Mähdrescher auf einem Feld in Hohen Luckow schwerst verletzt worden. Bei dem Versuch, die verstopfte Zuführung der Maschine zu lösen, waren seine Beine in die gegenläufig drehenden Förderschnecken geraten. Ein Passant hatte die Schreie des Mannes gehört und die Einsatzkräfte alarmiert.

Ein Notarzt und die Feuerwehr versuchten rund eineinhalb Stunden, den Mann aus der schweren Maschine zu befreien. Da es ihnen nicht gelang und sich der Zustand des Mannes verschlechterte, forderten sie Verstärkung aus der Uniklinik Rostock.

Die Einsatzkräfte fragten demnach, „ob wir erstens Blut an die Unfallstelle bringen können und zweites ein Amputationsteam“, erzählte Schafmeyer, Direktor der Chirurgischen Klinik, weiter. „Mir war klar, dass, wenn jemand so schwer eingeklemmt ist, wir irgendwie gucken müssen, dass wir die Gefäße auch abklemmen müssen.“ Aus diesem Grund wird nicht nur Schafmeyer, sondern auch die Oberärztin der Gefäßchirurgie mit dem Helikopter vom Klinikum der Hansestadt zur Unfallstelle gebracht.

Vor Ort war den Ärzten die ernste Lage des Patienten sofort bewusst. Die Überlebenschance des Mannes sei sehr gering gewesen, da er über drei Stunden in der Maschine klemmte, berichtete Schafmeyer. Grundsätzlich müssten Schwerstverletzte innerhalb einer Stunde ins Krankenhaus. „Es gab nur eine Chance“, sagte der 48-Jährige weiter. „Entweder er stirbt oder wir kriegen ihn da raus.“ Aus diesem Grund entschied sich das Team aus Chirurgen und dem Notarzt, den 25-Jährigen aus der Maschine zu schneiden – indem sie ihm beide Beine amputieren.

Der Mann, der bis zum Beginn der Operation noch ansprechbar war, wurde in Narkose gelegt. Das Vorgehen der Ärzte war nicht nur wegen des unsterilen Umfelds auf dem Feld heikel. Auch die Sicht und der Zugang zum Patienten waren schwierig: Schafmeyer und seine Kollegen konnten ihn lediglich durch eine kleine Öffnung sehen und operieren. „Das ist halt eine totale Improvisation und […] wir haben nur eine kleine Taschenlampe gehabt“, sagte Schafmeyer.

Dass der Mann den schweren Unfall überlebte, sei vor allem der Zusammenarbeit aller Helfenden vor Ort zu verdanken, sagte Schafmeyer weiter. Er habe „höchsten Respekt“ vor dem, was der Notarzt, Feuerwehr und Polizei geleistet haben. Obwohl der Zustand des Verunglückten noch am Samstagabend kritisch war und er „eigentlich kein Blut mehr und wenig Kreislauf“ hatte, sei er bereits heute wieder bei Bewusstsein. Er habe sich „bei uns allen bei der Visite bedankt“, erzählte der Chirurg.

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