Dienstag, 26.November 2024 | 07:36

Rosen nach elf Jahren geschasst: TSG Hoffenheim wirft gesamte Geschäftsführung raus

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Tabula rasa bei der TSG Hoffenheim: Wenige Wochen vor dem Saisonstart hat der Fußball-Bundesligist die lange schwelenden Querelen in der Führungsriege mit einem spektakulären Schritt beendet und die Trennung von allen drei bisherigen Geschäftsführern inklusive des langjährigen Sportchefs Alexander Rosen verkündet. Das Aus für Rosen, Denni Strich und Jan Mayer gab der Europacup-Teilnehmer unter der Überschrift „Neuausrichtung bei der TSG Hoffenheim“ bekannt. Rosen hatten noch einen Vertrag bis Sommer 2025.

„Alexander Rosen hat bei der TSG Hoffenheim eine Ära geprägt“, sagte die Hoffenheimer Interimsvorsitzende Simone Engelhardt: „Gerade deshalb haben wir lange mit uns gerungen, ehe wir diese schwere Entscheidung getroffen haben. Nach intensiver Analyse sind wir aber gerade mit dem Blick auf die vergangenen Wochen zur Überzeugung gelangt, dass wir nach mehr als elf Jahren eine Veränderung in der sportlichen Leitung des Klubs benötigen.“

Laut Engelhardt waren „unsere Auffassungen über die künftige Ausrichtung am Ende zu unterschiedlich, auch mit Blick auf die anstehende Saison, in der die TSG wieder international spielt und in der Europa League antritt“. Die Gesellschafter der Fußball-Spielbetriebs GmbH haben demnach „einstimmig beschlossen“, Rosen in seinem Amt abzuberufen, hieß es in einer Vereinsmitteilung.

Als Konsequenz aus den Turbulenzen soll wenige Stunden nach Verkündung der brisanten Personalien laut „Kicker“-Informationen auch Pirmin Schwegler als Leiter Profifußball bei der TSG zurückgetreten sein. Der von Rosen geförderte Ex-Profi hatte kurzzeitig als Kandidat für die Übernahme der Aufgaben seines bisherigen Mentors gegolten. Auf Nachfrage des Magazins soll es vonseiten des Vereins lediglich geheißen haben, dass Schwegler aus dem Trainingslager im Zillertal abgereist sei.

Rosen war im November 2011 zur TSG gestoßen. In seiner Amtszeit als Direktor Profifußball (1. April 2013) und Geschäftsführer Sport (seit Juli 2023) qualifizierten sich die Kraichgauer viermal für einen internationalen Wettbewerb. In den vergangenen Monaten wurde immer wieder über eine Trennung von Rosen spekuliert.

Strich hat laut TSG um die Auflösung seines Vertrags gebeten, Mayer „gibt seine Führungspositionen zum 31. Oktober auf“. Auch der Technische Direktor Bastian Huber wird den Klub verlassen. Die operativen Geschäfte beim Klub von Gesellschafter Dietmar Hopp leitet Sportrechtler Markus Schütz, der am 8. Juli zum Vorsitzenden der Geschäftsführung berufen worden war – damals als neuer Chef von Rosen, Strich und Mayer. Vor einem Jahr bezeichnete es der Klub noch als „überfälligen Schritt, die sportliche Verantwortung direkt in der Vereinsspitze zu verankern“ – nun sind alle drei damals zu Geschäftsführern ernannten Funktionäre wieder weg.

„Der Klub ist so breit und stark aufgestellt, dass die anstehenden Aufgaben zunächst intern gut aufgefangen und erfolgreich bewältigt werden können“, sagte Engelhardt, die Anfang Juli Vereinspräsident Kristian Baumgärtner beerbte, da dieser aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat. Die anstehenden Aufgaben nach dem Wegfall von gleich drei Geschäftsführern sind riesig. Sie beinhalten unter anderem die Kader- und Transferplanung eines Clubs, der in diesem Sommer noch keine einzige Verpflichtung getätigt hat.

Während Strich und Mayer in der TSG-Mitteilung zu Wort kamen, fehlten abschließende Worte von Rosen. Wer an seine Stelle treten wird, erscheint angesichts der Spekulationen über Schweglers Rückzug unklar. Als Interimslösung wird laut Sky Ex-Trainer Frank Kramer, der aktuell die Akademie der TSG leitet, gehandelt. Der mächtige Mäzen und Milliardär Hopp äußerte sich zunächst nicht.

Die Lücke, die Branchenkenner Rosen hinterlassen wird, ist groß. Der Ex-Profi wurde zu einem Gesicht des Bundesligisten im Kraichgau. Er beförderte unter anderem den heutigen Bundestrainer Julian Nagelsmann als absoluten Branchenneuling zum Chefcoach. Am aktuellen Trainer Pellegrino Matarazzo hielt Rosen in einer schwierigen Phase im Abstiegskampf fest. Der Lohn war in der darauffolgenden Saison der Einzug in die Europa League.

Die Bewertungen über Rosen gingen im Klub in der jüngeren Vergangenheit deutlich auseinander. Die TSG gilt als exzellenter Ausbildungsverein, der verlässlich herausragende Talente wie EM-Teilnehmer Maximilian Beier hervorbringt und dann gewinnbringend verkauft. Andererseits hatte sich der Sportchef nach immer wieder hohen Einnahmen durch Verkäufe zuletzt auch einige teure Transfer-Flops geleistet.

Trotz Rosens Beförderung vor einem Jahr gab es immer wieder Gerüchte um seine Ablösung. Im Mai warb die TSG so lange offensiv um Andreas Schicker von Sturm Graz, bis sich der Sportchef öffentlich erklärte und sich zu einer Zukunft bei Österreichs Meister bekannte. Er wolle frühzeitig Klarheit schaffen, sagte Schicker. Genau das hat die TSG in den vergangenen Wochen und Monaten verpasst.

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