Nach Senioren, Klinikpersonal sowie Bewohnern und Mitarbeitern von Pflegeheimen werden nun auch chronisch Kranke, Lehrer und Erzieher geimpft. Das erfordert ein neues Impf-Management. In Mecklenburg-Vorpommern wird es nun einige Änderungen geben.
Mecklenburg-Vorpommern will trotz des weiterhin schleppenden Impfstoffnachschubs die Corona-Schutzimpfungen beschleunigen. Wie Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Samstagabend in Schwerin nach einem etwa siebenstündigen Impfgipfel sagte, wird künftig weniger Impfstoff für die erforderlichen Zweitimpfungen zurückgehalten. Die Intervalle bis zur zweiten Impfung sollen auf den maximal möglichen Zeitraum ausgedehnt werden. Dadurch soll etwa ein Viertel mehr Impfstoff für Erstimpfungen zur Verfügung stehen. Den Vorwurf, durch schlechtes Management bleibe Impfstoff ungenutzt, wies Schwesig zurück: „Hier liegt kein Impfstoff rum. Wir versuchen alles zu verimpfen.“
Impfwillige Haus- und Ambulanzärzte im Land sollen vom 22. März an insgesamt 15 000 Impfdosen des Herstellers Astrazeneca erhalten, um sich selbst und das Praxispersonal zu impfen. Damit werde sichergestellt, dass bis zu dem für Mitte April geplanten allgemeinen Impfstart in den Arztpraxen Infektionsschutz besteht. Nicht für das Personal benötigter Impfstoff soll in der Verantwortung der Ärzte an schwerkranke Patienten verabreicht werden. Das bundesweit erste Modellprojekt zum Impfeinsatz von Hausärzten läuft bereits seit Wochen erfolgreich in Nordwestmecklenburg. Das schürte die Hoffnungen der Mediziner, bald landesweit mit den Impfungen beginnen zu können.
„Wir brauchen sowohl die Impfzentren, als auch unsere Ärzte“, sagte Schwesig. Doch bedauerte sie, dass die etwa 1700 Haus- und Fachärzte im Land nicht schon früher flächendeckend in die Massenimpfung einbezogen werden können. „Wir haben das Grundproblem, dass wir viel zu wenig Impfstoff haben für die vielen Personen, die wir allein in den Prioritätengruppen eins und zwei haben. Ich kann nur meine Kritik wiederholen: Wir baden jetzt das aus, was die Europäische Union beim Impfen falsch gemacht hat. Sie hat zu spät und zu wenig Impfstoff bestellt“, sagte Schwesig nach den Beratungen mit Kommunalpolitikern und Vertretern von Ärzteverbänden.
Hinzu kommen unvorhergesehene Lieferschwierigkeiten einzelner Hersteller. Nach Angaben von Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) liefert Astrazeneca in den kommenden beiden Wochen statt der jeweils angekündigten 12 000 nur 4800 Impfdosen pro Woche. Allerdings könnte die 12 000 Impfdosen des gleichen Herstellers, die im Februar beim Transport zu kühl gelagert und deshalb vorsorglich zurückgestellt worden waren, nun eingesetzt werden. Prüfungen durch Fachleute hätten ergeben, dass die Wirksamkeit dadurch nicht beeinträchtigt wurde. Glawe äußerte sich zuversichtlich, dass der Impfstoffnachschub im April und Mai deutlich zunehmen wird.
Zuletzt waren vermehrt kritische Stimmen nicht nur zu dem nachlassenden Impftempo im Land laut geworden, sondern auch zur schlechten Erreichbarkeit der Impfhotline, die Impftermine vergibt. Wie Glawe sagte, wird die Zahl der Mitarbeiter dort von Montag an auf 300 verdoppelt. Zudem werde für die zu Hause lebenden über 80-Jährigen eine Extra-Nummer geschaltet, um Wartezeiten bei der Terminvereinbarung zu vermeiden. „Die Menschen, die jetzt eine schriftliche Einladung erhalten, müssen sich nicht mehr in die Warteschleife einreihen“, versicherte der Minister.
Laut Glawe war die Hotline überrannt worden, nachdem kurzfristig auch Vorrang-Impfungen für Grundschullehrer und Erzieherinnen vereinbart worden waren. An einem Tag habe es 56 000 Anrufe gegeben, mehr als im ganzen Monat Februar. Lehrer und Erzieher sollen nun direkt von den Impfzentren über ihre Impftermine unterrichtet werden. Gesonderte Regelungen gebe es auch für Polizisten. Zunächst sollten 300 Beamte geimpft werden, die regelmäßig bei Demonstrationen zum Einsatz kommen. Entspannung erwartet Glawe auch von der Einrichtung einer Online-Plattform für Terminvereinbarungen, die im April die Arbeit aufnehmen soll.
Dem Minister zufolge stehen im März in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt etwa 175 000 Impfdosen der drei Hersteller Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca zur Verfügung. Nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales wurden im Nordosten bislang rund 110 000 Menschen mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft. Rund 57 000 von ihnen haben auch die zweite Spritze erhalten, das sind gut 3,5 Prozent der Bevölkerung. Die Impfung der Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeheimen, deren Schutz wegen der besonderen Gefährdung oft vorerkrankter Senioren oberste Priorität beigemessen worden war, ist laut Glawe nahezu abgeschlossen. Es gebe dort kaum noch schwere Krankheitsverläufe und deutlich weniger Todesfälle.