Irans Fußball-Nationalmannschaft sorgt nicht nur sportlich, sondern auch politisch für Aufsehen bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Weil die Sportler zum Auftakt die Nationalhymne nicht mitsingen, werden sie vom Regime in Teheran erpresst. Als Druckmittel werden ihre Familien eingesetzt.
Die iranische Fußball-Nationalmannschaft steht bei der Weltmeisterschaft in Katar extrem unter politischem Druck. Ihren Familien sollen Folter und Gefängnis angedroht worden sein, sollten sich die Spieler vor der dem dritten Gruppenspiel gegen den Erzfeind USA am morgigen Dienstag nicht „benehmen“. Das berichtet CNN unter Berufung auf eine mit der Sicherheit der Spiele befasste Quelle.
Beim Eröffnungsspiel gegen England in der vergangenen Woche hatten die Iraner bei ihrer Nationalhymne geschwiegen. Dies wurde als Unterstützung der Protestierenden in ihrem Heimatland gewertet, die sich für Frieden einsetzen und gegen das totalitäre Regime auflehnen. Anschließend wurden sie zu einem Treffen mit dem Korps der iranischen Revolutionsgarde (IRGC), der Eliteeinheit der Streitkräfte, gerufen. Diese werden von den USA als terroristische Vereinigung gewertet und haben zum Ziel, „abweichlerische Bewegungen“ im Ausland zu unterbinden. Der CNN-Quelle zufolge wurde dem Nationalteam dabei mitgeteilt, dass ihren Familien „Gewalt und Folter“ drohen würden, wenn sie die Nationalhymne nicht mitsingen oder sich an anderen politischen Protesten gegen das Regime beteiligen würden. Schon beim zweiten Spiel gegen Wales, das der Iran 2:0 gewann, sangen die Spieler die Hymne vor Anpfiff mit, teils mit geschlossenen Augen, was wiederum als leichtes Aufbegehren gewertet wurde.
Dem Bericht zufolge sind in Katar Dutzende Offiziere des IRGC abgestellt, um die Spieler zu überwachen. Ihnen ist es verboten, sich außerhalb der Mannschaft zu bewegen oder sich mit Ausländern zu treffen. Auch Trainer Carlos Queiroz, der Portugiese ist, soll ein separates Treffen mit dem IRGC gehabt haben. Über das Gespräch gibt es keine offiziellen Angaben. Queiroz hatte erklärt, dass seine Teammitglieder sich äußern dürften, jedoch nur im Rahmen der FIFA-Vorschriften – laut denen politische Äußerungen zu unterlassen sind.
Laut der Quelle seien den Spielern zunächst „Geschenke und Autos“ versprochen worden, doch bei anhaltender Weigerung, die Hymne mitzusingen, sei das Regime dazu übergegangen, mit Konsequenzen für die Familien zu drohen. Die Proteste, denen sich die Nationalspieler zunächst symbolisch angeschlossen hatten, wurden vom Tod der 22-jährigen Mahsa Amini in Polizeigewahrsam ausgelöst. Sie war festgenommen worden, weil sie die konservative Kleiderordnung des Landes nicht eingehalten haben soll.
Die Proteste reichen bis nach Katar, wo Zuschauerinnen und Zuschauer immer wieder versuchen, auf den Tribünen der Stadien Plakate oder Flaggen zu zeigen. Diese werden sehr restriktiv von Sicherheitskräften eingesammelt. Die Quelle berichtete CNN in diesem Zusammenhang, dass schon beim Spiel gegen Wales Hunderte Schauspieler im Stadion gewesen seien, „um bei den Fans ein falsches Gefühl der Unterstützung und Gunst zu erzeugen. Für das nächste Spiel gegen die USA plant das Regime, die Zahl der Schauspieler deutlich in die Tausende zu erhöhen.“ Die Protestierenden sollen offenbar auch auf diesem Weg unterdrückt werden.