Die Reform des Lehramtsstudiums in Mecklenburg-Vorpommern bleibt heftig umstritten. In der ersten Beratung zum Gesetzentwurf der Landesregierung im Landtag erneuerten Redner der Opposition ihre Kritik an der geplanten Zusammenlegung der Studiengänge für Regionalschul- und Gymnasiallehrer.
„Der Gesetzentwurf schafft den Einheitslehrer“, sagte die CDU-Abgeordnete Katy Hoffmann. Das akute Personalproblem an den Schulen werde so nicht gelöst. Zudem werde ein großer Teil der Kosten auf die Universitäten abgewälzt. Enrico Schult von der AfD warf der Koalition vor, die Standards in der Lehrerausbildung zu senken, um die hohen Abbrecherquoten von bis zu 70 Prozent zu verringern. Hohe Unterrichtsverpflichtung im Land und inhomogene Klassen würden dazu führen, dass sich immer weniger leistungsstarke Abiturienten für den Lehrerberuf entscheiden.
Mehr Praxisbezug, weniger Fachwissen
Hochschulministerin Bettina Martin (SPD) verteidigte die Reformpläne. Das bisherige Studium sei zu fachlastig und beinhalte zu wenig Pädagogik und Didaktik. Weil an Lehramtsstudenten bislang ähnlich hohe fachliche Anforderungen gestellt würden wie an künftige Wissenschaftler, hätten viele vorzeitig das Handtuch geworfen und fehlten nun an den Schulen.
Bis 2030 müsse eine Personallücke von 2600 Stellen geschlossen werden. „Der Mangel wird auch danach weiterbestehen, wenn wir nicht gegensteuern. Wir können es uns nicht leisten, die derzeitige Lehrkräftebildung einfach so weiterlaufen zu lassen“, begründete die Ministerin ihre Pläne. Der Studienabschluss werde auch nach den Neuerungen bundesweit anerkannt bleiben, versicherte sie.
Ziele seien ein größerer Praxisbezug und mehr Durchlässigkeit beim Einsatz junger Lehrer. Diese müssten sich nicht schon zu Studienbeginn entscheiden, ob sie an einem Gymnasium oder einer Regionalschule unterrichten wollen. Den Vorwurf der CDU, mit der Zusammenlegung der Studiengänge perspektivisch das Gymnasium abschaffen zu wollen, wies sie als stillos zurück. „Wir werden das Gymnasium nicht abschaffen“, versicherte Martin.
Nun Beratung in Fachausschüssen
Eine weitere Neuerung im Gesetz ist der sogenannte Q-Master. Laut Martin können Bachelor-Absolventen etwa in naturwissenschaftlichen Richtungen in einem nur zweijährigen Masterstudium zum Lehramt auch die Lehrbefähigung erreichen. Für das Berufsschullehramt sollen überdies die Hürden für beruflich Qualifizierte gesenkt werden.
Mit den Stimmen aller Fraktionen wurde der Gesetzentwurf zur weiteren Beratung in die Fachausschüsse überwiesen. Dort werden auch Vertreter von Fachverbänden angehört. Aus den Lehrergewerkschaften kamen bislang unterschiedliche Reaktionen auf die Reformpläne.
Martin bezifferte die mit der Reform verbundenen Kosten auf insgesamt 50 Millionen Euro innerhalb der kommenden fünf Jahre. Die Hälfte komme vom Land, ein Teil seien Bundesmittel, den Rest müssten die Universitäten in Rostock und Greifswald selbst aufbringen.