Mit Spar-Appellen und schnellen Genehmigungsverfahren für die Anlandung von Flüssiggas in Lubmin will die Politik einen akuten Gasmangel im kommenden Winter vermeiden.
An diesem Mittwoch werde eine eigens eingesetzte Arbeitsgruppe der Landesregierung erstmals mit dem Unternehmen Regas beraten, wie das Genehmigungsverfahren für die geplante LNG-Anlandung in Lubmin bei Greifswald zügig durchgeführt werden kann, sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung, zu der auch der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, zugeschaltet war.
Regas und der französische Konzern Totalenergies wollen ab Dezember LNG mit Shuttleschiffen von großen Tankern durch den flachen Greifswalder Bodden nach Lubmin bringen, dort in Erdgas umwandeln und ins bestehende Pipelinenetz einspeisen. Laut Schwesig hat Regas einen Genehmigungsantrag gestellt, es seien aber noch weitere Unterlagen nötig, um in das Verfahren zu kommen. Das Interesse aller Beteiligten sei, schnell zu Entscheidungen zu kommen, denn die Dringlichkeit sei allen klar. Müller sagte, wenn das Projekt ab Dezember laufen sollte, würde dies seine Szenarien für den Winter verbessern. Regas will jährlich 4,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas einspeisen.
Müller erklärte, dass die Speicherkapazitäten für Erdgas in Deutschland aktuell zu 69 Prozent gefüllt seien. Täglich kämen derzeit 0,4 Prozentpunkte hinzu. Eine neue Verordnung sieht vor, dass die deutschen Speicher am 1. September zu mindestens 75 Prozent gefüllt sein müssen. Am 1. Oktober sollen es 85 Prozent und am 1. November 95 Prozent sein.
Lubmin als Anlandepunkt für Flüssiggas sei ausgesprochen wichtig, auch für die Versorgung süddeutscher Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg, betonte Müller. Die von Nord Stream 1 herrührenden Landleitungen Opal und Nel seien von großem Vorteil. Dies sei auch ein Grund dafür, dass eines der vier vom Bund gecharterten LNG-Terminals nach Lubmin kommen soll. Es soll Ende 2023 den Betrieb aufnehmen und von RWE und Stena betrieben werden. Für dieses Terminal soll es nach Schwesigs Worten das gleiche Prozedere seitens der Landesregierung wie mit Regas geben.
Drei Viertel aller Gasspeicher in Deutschland sind nach Müllers Worten bereits zu mehr als 80 Prozent befüllt, teilweise auch schon zu über 85 Prozent. Sorgenkinder seien „eine Handvoll Speicher“, die sich zuvor in russischer Hand befunden hätten, wie Rehden in Niedersachsen und Wolfersberg in Bayern. Dort seien die Füllstände deutlich niedriger. Um diese Speicher müsse man sich besonders kümmern.
Müller erneuerte seine Appelle zum Gassparen. „Mindestens 20 Prozent“ müssten es sein, forderte er. Müller empfahl, die Einstellung von Gas-Brennwertthermen überprüfen zu lassen. Untersuchungen von Verbraucherschützern hätten an dem Punkt deutliche Einsparpotenziale ergeben. Schwesig nahm die Anregung auf und sagte, die Landesregierung wolle mit dem Handwerk dazu ins Gespräch kommen. „Das ist ein pragmatischer Vorschlag.“ Möglicherweise seien Schulungen nötig.