Mittwoch, 27.November 2024 | 19:44

Regenbogen, Iran, Ukraine: Superman ist der mutigste Flitzer aller Zeiten

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Das WM-Vorrundenspiel Portugal gegen Uruguay wird vor allem wegen eines Flitzers in Erinnerung bleiben. Der Mann präsentiert gleich mehrere Botschaften: Er hat eine Regenbogenflagge dabei, trägt auf seinem Shirt Aufdrucke für den Frieden in der Ukraine und die Solidarität mit den iranischen Frauen.

Das WM-Vorrundenspiel zwischen Portugal und Uruguay gehörte nicht zu den ereignisreichsten dieser Fußball-Weltmeisterschaft. Aus einem anderen Grund aber wird die Partie im Finalstadion vom 17. Dezember, dem Lusail-Stadion, in Erinnerung bleiben. Nach 50 Minuten rannte ein Flitzer auf den Platz und brachte die große Politik mit. Er protestierte gleich für mehrere Botschaften. Eine Regenbogenflagge schwenkend, stand auf der Vorderseite seines blauen Superman-Shirts „Save Ukraine“ und auf der Rückseite „Respect For Iranian Women.“

Der Mann wurde nach seinem Lauf quer über das Feld von Sicherheitskräften gestoppt und vom Feld eskortiert. Der iranische Schiedsrichter Alireza Faghani hob die auf dem Spielfeld zurückgelassene Flagge auf und transportierte sie zur Seitenauslinie. Dann schnappte sie sich ein Ordner und brachte sie nach wenigen Sekunden durch denselben Ausgang aus dem Innenraum, durch den auch der Fan geführt wurde.

Die TV-Zuschauer sahen die Szene so gut wie gar nicht, die internationale Regie hielt sie aus dem Weltbild weitestgehend hinaus. Der Flitzer war nur kurz zu sehen, anschließend der Schiedsrichter mit der Flagge in der Hand.

Regenbogenflagge, der Krieg in der Ukraine, die gewalttätige Unterdrückung der Proteste im Iran. Drei Themen, die ein Schlaglicht auf einige der zahlreichen Konfliktpunkte dieser umstrittensten Fußball-WM aller Zeiten werfen. Der Flitzer beweist mit seinem Platzsturm enormen Mut. Politische Botschaften werden von der FIFA bei diesem Turnier vehement verboten. Bei den ersten Spielen des Turniers waren Utensilien in Regenbogenfarben streng verboten, Homosexualität steht im WM-Gastgeberland unter Strafe. Auch Bekundungen für den politischen Umschwung im Iran wurden von der Security konsequent einkassiert.

Bei dem Mann handelt es sich sehr wahrscheinlich um den Italiener Mario Ferri. Der hatte in der Vergangenheit durch seine Flitzer-Aktionen im Superman-Shirt einige Bekanntheit in seiner Heimat erlangt und sich den Spitznamen „Il Falco“, der Falke, verdient. So stürmte er unter anderem bei der WM 2010 das Spielfeld beim Halbfinale Deutschland gegen Spanien (0:1). Damals brachte er eine Vuvuzela mit und die Nachricht: „Lippi, ich hab’s Dir doch gesagt“. Er bezog sich dabei auf das Scheitern des damaligen Weltmeisters in der Vorrunde.

Doch über die Jahre wandelten sich die Botschaften. Schon immer ein Fußballer, lief er zuletzt für United Sports Club, einem Verein aus dem indischen Kalkutta, auf, berichtete CBS im März 2022. Von der Pandemie im Februar aus Indien vertrieben, fand er sich schon bald in Polen wieder, erst an der Grenze zur Ukraine und dann in der Ukraine selbst. „Ich fahre nach Lwiw, halte nach Menschen Ausschau, die Hilfe brauchen und fahre dann 5, 10, 15 Stunden“, erzählte Ferri im Interview mit CBS.

Andere Kontakte zu Flüchtenden hätten sich über Instagram ergeben. „Ich dachte, die sozialen Medien sind nur für nutzlose Sachen, aber jetzt habe ich einen ganz anderen Blick darauf“, sagte er. Kein Wunder, dass nur wenige Minuten nach der Aktion im Lusail der Instagram-Account des „Falken“ gestürmt wurde. Dort waren schnell Danksagungen zu lesen. „Vielen Dank für Deine Unterstützung der Iranerinnen und Iraner“, hieß es da und „Free Marco“.

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