Dienstag, 26.November 2024 | 01:55

Rausch im Rekordtempo: Macht Glühwein schneller betrunken?

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Da steht man nun zwischen den hell erleuchteten Buden auf dem Weihnachtsmarkt, den Duft von Nelken, Zimt und Sternanis in der Nase. Nur wenige Schlucke aus der dampfenden Glühweintasse – schon durchströmt ein wohlig warmes Gefühl die Brust. Doch das beliebte Adventsgetränk wärmt nicht nur, es steigt auch in den Kopf – angeblich schneller als herkömmlicher Wein. Aber stimmt das?

„Glühwein macht tatsächlich schneller betrunken“, bestätigt Andreas Stöver, Apotheker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am medizinischen Institut für Rechtsmedizin der LMU in München im Gespräch mit ntv.de. Das Heißgetränk werde vom menschlichen Körper schneller aufgenommen als andere alkoholische Getränke. Die schnelle Resorption führe zu einem rascheren Anstieg der Blutalkoholkonzentration und, zumindest kurzfristig, zu einer stärkeren Alkoholwirkung, so der Experte.

Ausschlaggebend für den schnellen Schwips ist die Temperatur des Weins. Durch die Wärme weiten sich die Blutgefäße im Körper. So gelangt der Alkohol schon über die Mundschleimhäute in die Blutbahn. Auch vom Darm wird der warme Glühwein leichter aufgenommen. Während der Magen kalte Speisen und Getränke zunächst auf Körpertemperatur erwärmen muss, gelangt der Glühwein direkt in den Dünndarm und auf diesem Wege schneller ins Blut. Die Folge: Rausch im Rekordtempo.

Laut Stöver spielt auch die Magenfüllung eine erhebliche Rolle. „Ein leerer Magen erhöht die Kontaktfläche zwischen Alkohol und Magenschleimhaut. Außerdem führt er zu einem schnelleren Weitertransport des Alkohols zum Dünndarm, seinem Hauptresorptionsort“. Daher habe Alkohol auf nüchternen Magen die stärkste Wirkung.

Der hohe Zuckergehalt des Glühweins spielt für die Alkoholaufnahme eine eher untergeordnete Rolle. Die angenehme Süße führt vor allem dazu, dass man schneller oder auch mehr trinkt als gewöhnlich. „Die höhere Zuckerkonzentration könnte zwar zu einer Reizung der Magenschleimhaut führen und so die Alkoholresorption beschleunigen“, erklärt Stöver. Auf der anderen Seite zeigten wissenschaftliche Studien, dass erhöhter Zuckergehalt den Weitertransport des Alkohols vom Magen in den Dünndarm auch verzögern könne.

Auf die Freuden des Vorabends folgt bald das böse Erwachen: Kopfschmerzen und Übelkeit am nächsten Morgen. Als geeignete Katerprophylaxe empfiehlt Stöver das sogenannte „Zwischenwasser“. Ein Glas Wasser nach jedem Glühwein verringere einen allzu schnellen Aufbau von Blutalkohol sowie die Gefahr einer Dehydrierung. Auch am Folgetag sei auf eine ausreichende Wasseraufnahme zu achten.

Hilfreich können laut Stöver außerdem Elektrolytlösungen sein, welche sonst regelmäßig bei Durchfallerkrankungen angewandt werden. Diese würden helfen, den Wasser- und Elektrolythaushalt wiederherzustellen. Als alternatives Hausmittel rät der Apotheker zu Brühe und Salzstangen in Verbindung mit geringen Mengen zuckerhaltiger Getränke.

Übrigens: Menschen, die ihren Alkoholkonsum reduzieren möchten, empfehlen Wissenschaftler außerdem einen simplen Trick. Wer sich mit jedem alkoholischen Getränk das steigende Risiko einer Krebserkrankung in den Sinn rufe, verringere erfolgreich seinen Konsum, so das Ergebnis einer Studie. Wer nun auf dem Weihnachtsmarkt lieber an Besinnliches denkt und keine Gläser zählen möchte, kann natürlich auch zu Kakao oder Punsch greifen – ohne Schuss versteht sich.

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