Wegen der steigenden Energiepreise suchen immer mehr Menschen in Mecklenburg-Vorpommern Hilfe und Beratung bei der Verbraucherzentrale des Landes und deren Partnern. Wie die auch für Verbraucherschutz zuständige Justizministerin Jacqueline Bernhardt (Linke) am Mittwoch nach einem Besuch der Landeszentrale in Rostock sagte, verdoppelte sich binnen eines Jahres die Nachfrage. So habe es im ersten Halbjahr 2021 knapp 600 Beratungsgespräche zum Thema Energie gegeben, in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 bereits 1300.
Nach Einschätzung Bernhardts kommt insbesondere auf die vom Bund finanzierten landesweit 28 Energiestützpunkte im Herbst und Winter noch deutlich mehr Arbeit zu. Der Bund müsse dafür sorgen, dass der Beratungsbedarf vor allem der von den Preissteigerungen besonders betroffenen ärmeren Menschen auch dann noch gedeckt werden könne. Darauf werde sie das Bundeswirtschaftsministerium nochmals hinweisen, sagte Bernhardt.
Nach den Worten der Chefin der Landes-Verbraucherzentrale, Wiebke Cornelius, betreffen die Anfragen fast alle Bereiche der Energiewirtschaft. So erkundigten sich Interessenten über Möglichkeiten, Solarpanele oder Wärmepumpen für die eigene Energiegewinnung zu nutzen. Zudem wollten Verbraucher wissen, ob Strom- und Gasanbieter einfach die Lieferverträge kündigen oder trotz zugesicherter Preisgarantien jetzt ohne weiteres die Preise stark erhöhen könnten.
Bernhardt leitete daraus einen wachsenden Bedarf an Rechtsberatung in konkreten Krisensituationen ab. Zudem warb sie erneut für ein bundesweites Energieschuldenmoratorium, um in begründeten Fällen kurzfristig drohende Energiesperren zu verhindern.
Laut Cornelius wird in den Gesprächen vielfach deutlich, dass die enorm gestiegenen Energiepreise Haushalte an den Rand ihrer finanziellen Möglichkeiten bringen. Die wachsende Nachfrage nach Beratungen zum Thema Energie offenbare zudem die derzeit große Verunsicherung der Verbraucher. „Alle unsere Berater und Beraterinnen arbeiten im Moment unter Hochdruck, um den zahlreichen Anfragen in jedem einzelnen Fall gerecht werden zu können und die individuell beste Lösung aufzuzeigen“, versicherte Cornelius.
Die Vorsitzende der Verbraucherzentrale Bundesverband, Ramona Pop, hatte angesichts der anhaltenden Preisentwicklung für den Herbst ein weiteres Entlastungspaket des Bundes gefordert. Viele Menschen seien verzweifelt und fragten sich, wie sie über diesen Herbst und Winter kommen sollen. Vor allem Geringverdiener müssten zielgerichtet entlastet werden, mahnte Pop.