In der Runde der letzten 16 des DFB-Pokals empfing der Regionalligist den Favoriten aus Leverkusen. Die Partie ging in die Verlängerung. Und am Ende setzte sich der Außenseiter durch.
Regionalligist Rot-Weiss Essen schreibt sein Pokalmärchen fort und steht nach großem Kampf gegen Bayer Leverkusen im Viertelfinale. Der klassentiefste im Wettbewerb verbliebene Klub gewann gegen den Vorjahresfinalisten im Essener Dauerregen mit 2:1 (0:1, 0:0) nach Verlängerung und erreichte erstmals seit 27 Jahren die Runde der besten Acht. Die blamierten Leverkusener, die das Spiel lange dominiert hatten, stecken nach zuvor nur vier Punkten aus sechs Bundesliga-Partien in einer echten Krise.
Leon Bailey (105.) traf zwar zunächst für Bayer, doch Oguzhan Kefkir (108.) und Simon Engelmann (118.) sorgten dafür, dass RWE auch im 33. Pflichtspiel innerhalb eines Jahres ungeschlagen blieb. Der Engelmann-Treffer wurde lange überprüft – zählte aber doch. Zuvor hatte der Traditionsverein und Cup-Sieger von 1953 Arminia Bielefeld und Fortuna Düsseldorf ausgeschaltet.
Essens Spieler Oguzhan Kefir nach der Partie bei Sky: „Nach dem Gegentor haben wir uns gesagt: Alles oder nichts.“ Auch Essens Trainer Christian Neidhardt reagiert emotional: „Einfach Wahnsinn. Sicherlich haben wir in der einen oder anderen Situation auch Glück gehabt – und einen guten Torwart. Ich bin stolz auf die Jungs.“
Bayer war mit klaren Absichten nach Essen gereist. Nach dem Aus des Titelverteidigers FC Bayern in der zweiten Runde schien die Chance auf den Pokalsieg so groß wie lange nicht mehr. „So denken viele andere Klubs auch“, hatte Bayer-Sportchef Rudi Völler kurz vor dem Anpfiff bei Sky gesagt. Nationalspieler Kerem Demirbay wurde am Morgen vom DFB mit den Worten zitiert: „Wir wollen den Pott nach Leverkusen holen.“ Sein Trainer Peter Bosz war in der Anfangsphase aber nicht gänzlich zufrieden. Zwar dominierte der Bundesligist erwartungsgemäß, Edmond Tapsoba gab früh den ersten Warnschuss auf das Essener Tor ab (3.). Die Werkself tat sich im Spielaufbau auf dem sichtlich ramponierten Rasen aber schwer. „Mutig! Mutig!“, rief RWE-Trainer Christian Neidhart seinen Spielern zu, die mithielten, aber mit zunehmender Spielzeit immer stärker unter Druck gerieten.
Die größte Bayer-Chance der ersten Halbzeit vergab Patrik Schick, der zunächst mit Lucas Alario zusammen als Mittelstürmer eingesetzt wurde. Sein Kopfball landete am Pfosten (24.). Essens Marco Kehl-Gómez schoss in der 40. Minute knapp am Leverkusener Tor vorbei – es blieb lang die beste Möglichkeit der Gastgeber.