Donnerstag, 05.Dezember 2024 | 03:12

Noch einzig in MV – Rostocker Babylotsinnen mehr gefragt

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Ob fehlende Hilfe aus der Familie, Drogensucht oder Angst vor Gewalt – die sogenannten Babylotsinnen am Klinikum Südstadt Rostock haben nach eigenen Angaben schon vielen werdenden und frisch gebackenen Müttern geholfen. Seit Start im Sommer 2022 hätten schon mehr als 1.400 Familien das in Mecklenburg-Vorpommern einzigartige Angebot genutzt, teilte das Klinikum mit. Der Bedarf nimmt den Angaben zufolge zu. Nach einer Pilotphase soll es nun verstetigt werden.

Drei speziell geschulte Babylotsinnen arbeiten in der Klinik, um Schwangere sowie junge Familien und ihren Nachwuchs zu unterstützen. „Manchmal braucht es gerade in der Anfangszeit Hilfe. Mitunter stellt eine Geburt die Gelegenheit für Eltern dar, ihre Lebensgewohnheiten zu ändern“, erklärte die Schweriner Gesundheitsministerin, Stefanie Drese (SPD). Die Babylotsinnen würden auch Pfleger und Ärzte entlasten.

Das Modell stammt den Angaben zufolge ursprünglich aus Hamburg. Die Gesundheitsminister und -ministerinnen der Länder haben sich im Juni darauf verständigt, Lotsendienste in Geburts- und Kinderkliniken und ihre Finanzierung gesetzlich zu verankern und die Bundesregierung gebeten, entsprechende Regeln vorzuschlagen. „Die Kommunen allein können diese wichtige Aufgabe nicht schultern; die Unterstützung muss auf ein stabiles gesetzliches Fundament gestellt werden“, forderte auch Rostocks Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger (Linke).

In Rostock wird das Programm jährlich mit Hilfe der Bundesstiftung Frühe Hilfen und des Bundesfamilienministeriums, von der Hanse- und Universitätsstadt Rostock sowie dem Landkreis Rostock mit knapp 200.000 Euro finanziert. Beteiligt ist auch der Verein Charisma. Schon zur Geburtsanmeldung, spätestens bei der Aufnahme in den Kreißsaal befragen etwa Ärztinnen oder Hebammen im Rahmen der Anamnese die Familien zu ihrer Lebenssituation. Die freiwillige Einwilligung vorausgesetzt – fließen die Ergebnisse in einen Fragebogen ein. Werden besondere Probleme deutlich, bieten die Babylotsinnen den Familien ein Gespräch auf der Entbindungsstation an. Bei Bedarf werden weitere Hilfen organisiert.

Zu Beispielen aus der Arbeit der Babylotsinnen gehörte laut Klinikum etwa eine frisch eingewanderte Mutter, die in einer Notunterkunft lebte. Sie habe Angst vor häuslicher Gewalt gehabt. Eine Babylotsin habe unter anderem die Unterbringung in einem Frauenhaus organisiert. In einem anderen Fall ging es um eine werdende Mutter, die seit Jahren Cannabis konsumierte. Sie benötigte etwa Hilfe bei Anträgen. Auch eine Psychotherapeutin habe eine Babylotsin ihr vermittelt. In einem anderen Fall ging es den Angaben zufolge um eine Mutter ohne familiäre Unterstützung und mit einer psychischen Erkrankung. Auch ihr vermittelte eine Babylotsin unter anderem eine Psychotherapeutin.

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