Die Landesregierung hat Stufenpläne für die baldige Öffnung von Schulen und Kitas in Mecklenburg-Vorpommern aufgestellt, vertröstet die Wirtschaft bei den von ihr geforderten Lockerungen aber noch. „Wenn wir jetzt Öffnungsschritte gehen, dann wollen wir sie dauerhaft gehen und nicht wieder zurücknehmen müssen“, sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Freitag nach einem weiteren Corona-Landesgipfel, an dem erneut auch Vertreter von Verbänden, Gewerkschaften und Medizinexperten teilnahmen. Wichtig sei, dass als erstes für Kinder und Jugendliche wieder mehr Normalität gewährleistet werden könne. „Es bleibt dabei, Kinder und Familien haben für uns die erste Priorität.“
Schwesig kündigte an, dass Friseure vom 1. März an wieder landesweit öffnen dürfen. Sie hofft, dass dies auch im Landkreis Vorpommern-Greifswald möglich ist, der im landesweiten Vergleich die mit Abstand höchsten Infektionszahlen hat. Darüber solle am 22. Februar mit dem Landkreis beraten werden.
Für die Öffnung von Gaststätten und Hotels, die schon seit Anfang November geschlossen sind und angesichts sinkender Corona-Infektionszahlen im Land auf eine Öffnungsperspektive dringen, nannte sie kein Datum. Zwischen Bund und Ländern bestehe Einigkeit darüber, dass größere Öffnungen etwa auch im Handel erst möglich sind, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz stabil unter 35 Infektionen je 100 000 Einwohner binnen einer Woche liege. Am Freitag lag dieser Wert bei landesweit rund 66.
Bei einem nächsten MV-Gipfel am 24. Februar solle darüber beraten werden, ob schon zum 1. März weitere Lockerungen möglich seien. „Dafür hat die Taskforce Wirtschaft und Tourismus erste Vorschläge präsentiert“, sagte Schwesig.
Schwesig und Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) bekräftigten, dass es möglichst einheitliche Regelungen mit benachbarten Bundesländern wie Schleswig-Holstein geben soll. Dort hatte die Landesregierung angekündigt, etwa Zoos und Gartenbaucenter zum 1. März öffnen zu wollen. Mit einheitlichen Regelungen soll Reiseverkehr verhindert werden.
Vom 24. Februar an will MV wieder zum Präsenzunterricht an den Schulen übergehen. Als erstes sollen die Schüler der Klassenstufen 1 bis 6 an ihre Schulen zurückkehren. Dies gelte aber nur für Landkreise und kreisfreie Städte, die stabil weniger als 50 Corona-Infektionen je 100 000 Einwohner in sieben Tagen aufweisen, hieß es. Leichte Überschreitungen des Wertes blieben für fünf Tage ohne Folgen, danach würden wieder Einschränkungen greifen.
Vom 8. März an sollen dann auch Schüler der höheren Klassen bei Inzidenzwerten unter 50 schrittweise an die Schulen geholt werden, zunächst im Wechsel von Präsenzunterricht und Lernen von zu Hause aus. Für Abschlussklassen wird zur Prüfungsvorbereitung bereits seit längerem Präsenzunterricht angeboten. In Corona-Hotspots mit einer Inzidenz von über 150 soll auch künftig nur eine Notbetreuung für jüngere Schüler angeboten werden. Im Nordosten wird seit der Verschärfung des Corona-Lockdowns Mitte Dezember kein regulärer Unterricht mehr erteilt. Derzeit sind Winterferien.
Bereits vom 22. Februar an gilt ein Stufenplan für die Öffnung von Kindergärten und -krippen sowie der Tagespflege. Demnach können Einrichtungen in Kreisen und kreisfreien Städten mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 und darunter dann zum sogenannten Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen zurückkehren. „Das heißt, alle Kinder können wieder uneingeschränkt in die Einrichtungen kommen. Die Schutzmaßnahmen sind aber weiterhin hoch“, teilte Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) mit.
Bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 soll dem Stufenplan zufolge der Regelbetrieb fortgeführt werden, allerdings unter strengeren Hygienevorschriften. Bei Inzidenzen zwischen 100 und 150 werden Eltern – wie derzeit noch gültig – aufgefordert, die Kinder möglichst zu Hause zu betreuen. Bei Werten von mehr als 150 findet in Kitas nur noch eine Notfallbetreuung bei besonderen Härtefällen statt. Das ist derzeit im Landkreis Vorpommern-Greifswald der Fall, wo die Sieben-Tage-Inzidenz am Freitag bei 188 lag.
Am Freitag sind in Mecklenburg-Vorpommern indes 180 Corona-Neuinfektionen gemeldet worden. Das waren 25 weniger als am Freitag vor einer Woche, wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) mitteilte. Am Vortag waren es demnach noch sieben Corona-Fälle weniger.
Zwölf weitere Menschen starben im Zusammenhang mit Covid-19, womit diese Zahl auf insgesamt 626 stieg. Die Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche gingen im Vergleich zum Vortag weiter um 1,6 auf nun 64,7 zurück. Vor einer Woche lag dieser Wert demnach noch bei landesweit 84.