Der 1. FC Union Berlin hat im ehrwürdigen Stadio Diego Armando Maradona mit viel Kampf und Fußball-Handwerk seine Niederlagenserie nach zwölf Pleiten gestoppt.
Mit einem 1:1 (0:1) beim italienischen Meister SSC Neapel sicherten sich die Eisernen ihren ersten Punkt in der Champions League und erhielten sich sogar die Chancen auf ein Überwintern im internationalen Geschäft. Nach der Führung durch Matteo Politano in der 39. Minute gelang dem jüngst suspendierten David Fofana in der 52. Minute der Ausgleich.
„Es fühlt sich sehr gut an“, sagte Kapitän Christopher Trimmel nach dem historischen Remis im „Hexenkessel“ der SSC Neapel. Umso länger so eine Negativserie anhalte, umso mehr würde das Selbstvertrauen schwinden, räumte der Österreicher ein. Das Remis könne nun „hoffentlich die nächsten Wochen Energie geben“. Sie hätten verdient den Punkt mitgenommen, betonte Mittelfeldmann Rani Khedira.
In der Gruppe C bleiben die Berliner mit einem Zähler weiter Letzter und können den Zweiten aus Neapel (sieben Zähler) nicht mehr überholen, weil der direkte Vergleich zugunsten der Italiener ausfällt. Die CL-Reise wird damit nach der Vorrunde enden, die Chancen auf den Abstieg in die Europa League sind aber nach wie vor intakt. Nach dem Aus im DFB-Pokal und dem Abrutschen in den Abstiegskampf der Bundesliga dürften die Köpenicker nun auf den Wendepunkt einer verkorksten Saison hoffen. Am kommenden Sonntag steht bei Tabellenführer Bayer Leverkusen in der Meisterschaft die passende Prüfung an. In der Meisterklasse kommt es für Union beim SC Braga und daheim gegen Real Madrid zu den entscheidenden Partien.
In Neapel hatte Trainer Urs Fischer vor dem Anpfiff prophezeit: „Die ersten 10, 15 Minuten sind sehr wichtig.“ Und so agierte das Team des Schweizers in dem Stadion, in dem einst Namensgeber Diego Armando Maradona mit seiner Fußball-Kunst die Fans verzauberte, mit nüchternem Handwerk. Die Anfangsviertelstunde jedenfalls überstanden die Eisernen und hatten durch Sheraldo Becker (4.) sogar die erste Chance der Partie.
Für Irritationen sorgten in der Phase Böller. Am Abend und in der Nacht vor dem Spiel war es laut Polizeiangaben zu Ausschreitungen durch Union-Anhänger und auch befreundeten Fans von Borussia Mönchengladbach gekommen. Elf Deutsche waren den Angaben zufolge festgenommen worden. Die Sicherheitsmaßnahmen für das Spiel waren daraufhin noch mal verstärkt worden. Doch es brachte nur wenig. Im Stadion kam es zum Eklat. Die Fans der Gastgeber sorgten in hitziger Atmosphäre für unschöne Bilder. Im Verlauf der ersten Halbzeit warfen sie mehrfach Böller und Leuchtraketen in Richtung des Union-Blocks. Auf dem Rasen versuchten die Berliner Profis vor 47.108 Zuschauern weiterhin, sich von nichts verunsichern zu lassen. Doch es wurde brenzliger, die Entlastungsmomente durch die schlichte Spielweise waren eher seltener.
Einen Schuss von Piotr Zielinski aus kurzer Distanz parierte Torwart Frederik Rönnow, danach bewahrte bei einem Kopfball des aufgerückten Brasilianers Natan der Pfosten Union vor einem Rückstand. Nach einer knappen halben Stunde zappelte der Ball im Netz des Berliner Tores. Der Treffer von André Zambo Anguissa wurde aber per Videobeweis aberkannt, Vorbereiter und Kapitän Giovanni di Lorenzo hatte sich bei einem Kopfball vorher ziemlich unverfroren aufgestützt. Doch noch vor der Pause fiel das 0:1. Wieder mal wirkte die Union-Abwehr nicht sicher, eine Hereingabe von der Seite fälschte Juranovic so ab, dass der Ball Politano an die Brust prallte und von dort ins Tor. Und so unglücklich der Gegentreffer fiel, so viel Pech hatte Juranovic, als er in der Nachspielzeit der ersten Hälfte einen Freistoß an den Pfosten setzte.
Auch nach dem Seitenwechsel änderte sich an den Ballbesitzverhältnissen zunächst wenig. Nur eines war auf einmal anders: Union jubelte. Nach einem Befreiungsschlag aus dem eigenen Strafraum ging es über Becker, dessen Schuss SSC-Keeper Alex Meret mit einer Hand parierte – allerdings so, dass der Ball bei Fofana landete. Der Angreifer, der nach einem verweigerten Handschlag jüngst suspendiert worden war, zögerte nicht lange und traf zum Ausgleich. Es war das erste Union-Tor seit über einem Monat.
Und auf einmal wirkte Union wie die Mannschaft aus den besseren Tagen. Der eingewechselte Christopher Trimmel prüfte Meret mit einem Distanzschuss. Mehr ging aber nicht. Neapel übernahm wieder die Kontrolle und erhöhte den Druck. Rönnow rettete am Ende das Unentschieden.