An diesem Samstag, 11.11 Uhr, beginnt der Karneval. In Mecklenburg-Vorpommern stehen die Närrinnen und Narren von 86 Karneval-Clubs zwischen Zingst und Vellahn bereit, um Rathäuser zu stürmen und symbolisch für die fünfte Jahreszeit die Macht zu übernehmen.
Aber: Ist da überhaupt jemand am Samstag, um den Karnevalisten die Tür aufzumachen und sich die Schlüssel abnehmen zu lassen? Lutz Scherling, Präsident des Karneval-Landesverbandes, gibt sich karnevalesk kompromisslos: „Wir zwingen die Bürgermeister zu Überstunden – die haben ja wahrscheinlich sonst keine Probleme.“
In Rostock wird sich Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger (Linke) einer überwältigenden Übermacht von Narren ergeben müssen. Scherling rechnet zur landesweiten Eröffnung der diesjährigen Saison – oder in Karnevalisten-Deutsch: Session – mit mehreren hundert Teilnehmern an einem Zug durch die Kröpeliner Straße zum Rathaus. Rostock hat mehrere Karnevalsvereine.
Traditionell sei der Karneval ein Ventil, während dem unbequeme Wahrheiten mit Witz ausgesprochen und – jedenfalls für den Moment – weggelacht werden können, sagt Scherling. Die aktuelle politische Lage in Deutschland biete viele Ansatzpunkte für deftige Büttenreden. Unter welches Motto die Vereine ihre Session stellen, ist noch geheim – das wird erst am 11.11. bekannt gegeben. Dann werden auch die Prinzenpaare für die neue Saison inthronisiert. „Nach Aschermittwoch kommt es wieder dicke – dann darf man sich wieder ärgern.“
Auch in der gegenwärtigen internationalen Lage mit Kriegen und Konflikten darf gelacht werden, so Scherling. „Auch heikle Themen kann man anfassen und persiflieren. Der Karneval bringt immer auch zum Nachdenken.“ Scherling gibt als Karnevalist oft die Figur des Eulenspiegel. Als dieser sagt er dann Sätze wie den: „Das Artensterben ist so weit fortgeschritten, dass es keine weißen Tauben mehr gibt.“