Samstag, 23.November 2024 | 16:55

Nachweis in den USA und Europa: Neue Grippevirus-Mutation alarmiert Mediziner

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Ein „doppelt mutiertes“ Grippevirus taucht in immer mehr Ländern auf. Jetzt wurde die seltene Influenza-Variante bei mindestens zwei Personen in den USA nachgewiesen, wie die US-Gesundheitsbehörde CDC mitteilt. Was Medizinerinnen und Medizinern besondere Sorgen macht: Die Mutationen befinden sich genau an den Stellen, an denen die medikamentöse Behandlung ansetzt. Gängige Grippe-Mittel, wie das weit verbreitete Tamiflu, könnten Fachleuten zufolge dadurch weniger wirksam sein.

Zu diesem Ergebnis kam ein Forschungsteam in Hongkong bereits im März. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten die Veränderungen an den wichtigen Oberflächenproteinen des neuen H1N1-Grippevirus genauer untersucht und dabei festgestellt: Die Mutationen erhöhen die Resistenzen gegen das Grippe-Mittel Oseltamivir, bekannt unter dem Markennamen Tamiflu. Wie stark das Virus die Wirksamkeit verringert, kann demnach nicht mit Gewissheit gesagt werden. Labortests hätten aber ergeben, dass die mutierten Viren bis zu 16-mal weniger empfindlich auf das Medikament reagierten.

Inzwischen wurde die beschriebene Influenza-Variante in 15 Ländern auf fünf Kontinenten nachgewiesen. Europa ist laut der Studie dabei besonders häufig betroffen. Hier tauchte der Erreger bislang in Frankreich, den Niederlanden, Norwegen, Spanien, Schweden und Großbritannien auf. „Allerdings spiegeln diese Daten möglicherweise nicht unbedingt den tatsächlichen Anteil der im Umlauf befindlichen Varianten wider, da die einzelnen Länder unterschiedliche Überwachungs- und Sequenzierungsstrategien verfolgen“, erklärt das Forschungsteam.

Trotz der „raschen Ausbreitung der Doppelmutante in Ländern auf verschiedenen Kontinenten“ ist die neue Grippe-Variante laut CDC bislang eher selten. Seit dem ersten Auftreten in der kanadischen Provinz British Columbia im Mai 2023 macht die Variante lediglich ein Prozent der Influenza-Proben aus, die an die globale Virendatenbank GISAID gesendet werden. „Es ist nicht so, dass die Mutation irgendwo aufgetreten ist und sich dann plötzlich dieses spezielle Virus in einer großen Welle verbreitet und alles andere verdrängt hat“, sagte Andy Pekosz, Virologe an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, dem US-Nachrichtensender CNN. Stattdessen scheinen sich dieselben Mutationen an mehreren Orten unabhängig voneinander zu entwickeln.

Die gute Nachricht: Labortests lassen der US-Gesundheitsbehörde zufolge darauf schließen, dass andere antivirale Behandlungen, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Baloxavir marboxil oder Xofluza, auch gegen die Doppelmutation wirksam sind. Auch Grippeimpfungen bieten wohl ausreichend Schutz gegen die mutierten Influenzaviren.

Dennoch fordert das CDC Ärztinnen und Ärzte auf, wachsam zu bleiben – vor allem mit Blick auf den Herbst. „Es ist nicht bekannt, wie weit diese mutierten Viren in der kommenden Saison zirkulieren werden“, sagen die Experten. Daher sei es besonders wichtig, die Ausbreitung und die Entwicklung der Doppelmutante weiter genau zu beobachten.

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