Die Landesregierung zieht zur Eindämmung der Corona-Pandemie die Zügel noch einmal straffer. Regionale Ausgangsbeschränkungen gibt es fortan schon bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 150. Doch das ist nicht die einzige Änderung.
Mecklenburg-Vorpommern will früher als bisher mit regionalen Ausgangsbeschränkungen die Verbreitung des Corona-Virus eindämmen. Wie Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Freitag nach einem weiteren Corona-Gipfel in Schwerin mitteilte, sollen künftig bereits ab 150 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche Sperrzeiten von 21.00 bis 06.00 Uhr gelten. Kitas und Schulen stellen für drei Wochen auf Notbetreuung um. Der Bewegungsradius wird in solchen Regionen dann auf einen Umkreis von 15 Kilometern begrenzt. Ausnahmen gibt es beispielsweise für dringende Arztbesuche oder den Weg zur Arbeit.
Bislang galten diese Vorgaben erst ab einem Inzidenzwert von 200 und damit im Nordosten nur für den Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Dort gelte die Regelung trotz rückläufiger Tendenz weiter, ab Montag auch in Vorpommern-Greifswald, sagte Schwesig. Noch unsicher sei, ob auch der Landkreis Ludwigslust-Parchim zum Montag die schärferen Vorgaben umsetzt. Dort bewege sich der Inzidenzwert an der Grenze zu 150 und ein „Pingpong“ unterschiedlicher Maßnahmen solle vermieden werden. Tagesausflüge in Gebiete mit einer Inzidenz höher als 150 sind laut Schwesig auch innerhalb des Landes nicht mehr erlaubt. Ausnahmen gelten für Angehörige der Kernfamilie.
Um Infektionswege nachvollziehen und unterbrechen zu können, halten Mediziner eine Sieben-Tage-Inzidenz von maximal 50 für erforderlich. „Unser gemeinsames Ziel muss sein, am 14. Februar möglichst die 50 erreicht zu haben. Ob dieses Ziel erreicht wird, hängt auch davon ab, ob wirklich überall auch die Regeln eingehalten werden, wie wir sie aufgestellt haben“, sagte Schwesig. Sie äußerte Verständnis für Unmut über die Einschränkungen im täglichen Leben, mahnte die Bevölkerung aber, weiter diszipliniert die Vorgaben zu befolgen und so der Pandemie entgegenzuwirken.
Es gelte, Kontakte und damit die Ansteckungsgefahren weiter zu verringern, auch mit Blick auf die drohende Ausbreitung einer ansteckenderen Virus-Mutation, die bereits in Großbritannien grassiere. Nur wenn es gelinge, das mutierte Virus fern zu halten und die Corona-Neuinfektionen spürbar zu senken, seien auch wieder Lockerungen möglich. Als erstes müsse dies für die Schulen angestrebt werden.
Bund und Länder hatten sich am Dienstag darauf verständigt, den Lockdown bis Mitte Februar zu verlängern. Zudem wurden einige Regelungen auch verschärft. So müssen nach den Worten Schwesigs von Montag an in Geschäften und im Nahverkehr sogenannte medizinische Masken getragen werden. OP-Masken, FFP2-Masken oder auch KN95-Masken böten einen größeren Schutz vor Ansteckungen als einfache Stoffmasken. Auf Bußgelder bei Nichteinhalten der Vorschrift soll für eine Übergangszeit von einer Woche verzichtet werden.
Schwesig kündigte an, dass FFP2-Masken aus den aktuell 2,6 Millionen Stück zählenden Beständen des Landes an Bedürftige abgegeben werden sollen. Zudem werde das Land weitere 5 Millionen dieser Masken erwerben, um damit Lehrer, Polizisten oder Mitarbeiter der Jugendhilfe auszustatten.
Wie Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) sagte, wurden in Mecklenburg-Vorpommern bislang knapp 51 000 Impfdosen verabreicht. Dabei hätten etwa 3600 Menschen auch schon die zweite Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Das Land weise weiterhin die höchste Impfquote bundesweit auf. Ziel sei es, trotz der eingeschränkten Impfstofflieferungen bis Mitte Februar alle impfwilligen Bewohner und Mitarbeiter der rund 400 Pflegeheime zu impfen. Zudem würden an Senioren weiterhin Einladungen zu den Schutzimpfungen verschickt. Termine würden aber nur an Personen vergeben, die ein solches Schreiben erhielten.
In Mecklenburg-Vorpommern wurden am Freitag 286 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das waren nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales in Rostock 90 weniger als vor einer Woche. Elf weitere Menschen starben im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Damit stieg die Zahl im Land auf 355. Die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen (Sieben-Tage-Inzidenz) sank auf 105,8. Vor einer Woche lag dieser Wert noch bei 116. Den höchsten Inzidenz-Wert verzeichnete mit 200,7 der Kreis Vorpommern-Greifswald, den geringsten die Stadt Rostock mit 41,6.