Die Rinderhalter im Nordosten sehen sich trotz schwieriger Rahmenbedingungen wegen hoher Kosten auf stabilem Kurs.
Für Unsicherheit sorgen derzeit aber die wieder um 30 Prozent gesunkenen Milchpreise sowie die um 20 Prozent gesunkenen Preise für Rindfleisch, wie Hartmut Subklew vom Vorstand des Milchkontroll- und Rinderzuchtverbandes Mecklenburg-Vorpommern (MRV) am Donnerstag auf der Generalversammlung in Güstrow sagte. Die hohen Kosten bei Energie, Futter und Dünger seien aber geblieben.
Im Nordosten gaben im vergangenen Jahr 22 Milchviehhalter auf. Damit gibt es laut Subklew noch 734 Milch-, Fleisch- und Zuchtrinderhalter, die Mitglied im Verband sind.
Als größte Tochterfirma des Verbandes konnte die RinderAllianz GmbH (Woldegk/Bismark), die Rinder und Bullensperma für die Tierzucht vermarktet, ihren Umsatz wieder steigern. Im Geschäftsjahr 2021/22 kam die RinderAllianz auf 123 Millionen Euro Umsatz, nochmals 9,8 Prozent mehr als im Rekord-Vorjahr. Der Jahresüberschuss wurde mit 965 000 Euro angegeben.
„Wir sind mit diesem Ergebnis sehr zufrieden“, sagte RinderAllianz-Geschäftsführerin Sabine Krüger. Die EU-Sanktionen gegen Russland hatten 2022 dazu geführt, dass Russland als bisher größter Exportabnehmer von Zuchttieren aus Deutschland weggefallen ist. Das betraf rund 30 Prozent des Tierabsatzes der RinderAllianz. 2022 konnte das Unternehmen rund 122 000 Rinder vermarkten, was fünf Prozent weniger als im vorherigen Geschäftsjahr waren.
Die RinderAllianz vertritt rund 1300 Rinderhalter in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und im Norden Brandenburgs. Das Unternehmen mit 190 Mitarbeitern will mit Laborzusammenlegungen künftig Kosten sparen. Für viel Aufsehen sorgten zuletzt die Zuchtbullen Foreman und Gladius, die zu den Besten ihrer Rassen in Deutschland gezählt werden. Beide stehen in der Bullen-Zuchtstation Woldegk (Mecklenburgische Seenplatte) und sorgten für weltweit hohen Absatz beim Sperma-Export.
Die Rinderhalter in Mecklenburg-Vorpommern stehen nach Ansicht von Agrarminister Till Backhaus (SPD) bei Tierwohl und Milchleistung bereits an der Spitze in Deutschland. Die Bundespolitik müsse nun dafür sorgen, dass die Branche weiter verlässliche Rahmenbedingungen bekommt. „Eine Umstellung auf eine rein vegetarische Ernährung wird es mit mir nicht geben“, sagte Backhaus mit Verweis auf „Bestrebungen aus Berlin.“
Nach Angaben von Subklew gibt es in MV derzeit 151 000 Milchkühe, etwa 19 000 weniger als vor fünf Jahren. Wegen des Kostendrucks sinkt dieser Tierbestand seit mehreren Jahren. Kritik äußerten mehrere Rinderhalter an Planungen für die verstärkte Wiedervernässung von Grünland auf Niedermoorstandorten. Damit würden den Bauern wichtige Futterflächen entzogen.