Der FC Bayern hat seinen Kaiser dank Doppelpacker Jamal Musiala mit dem erhofften Sieg auf die „letzte Reise“ in den Fußball-Himmel geschickt. Fünf Tage nach dem Tod der Ikone Franz Beckenbauer bezwangen die Münchner die TSG Hoffenheim 3:0 (1:0) und drängten die Trauer für einige Momente in den Hintergrund.
Dennoch stand der weitgehend in Moll gehaltene Abend ganz im Zeichen des größten deutschen Fußballers, der am Spieltag im engsten Familienkreis beigesetzt wurde. Beckenbauer war im Gefrierschrank Allianz-Arena bei -8 Grad allgegenwärtig – nicht nur, weil bei den Münchner Toren sein Hit „Gute Freunde“ gespielt wurde.
Jungstar Musiala (18./70.) war nicht nur wegen seiner beiden Tore der überragende Akteur. Der Nationalspieler sprühte vor Spielwitz und traf überdies den Pfosten (58.). Harry Kane (90.) setzte den Schlusspunkt, mit seinem 22. Saisontor stellte er den Bundesliga-Hinrundenrekord von Robert Lewandowski aus der Saison 2020/21 ein. Mit dem Erfolg rückte der Titelverteidiger zumindest vorübergehend bis auf einen Punkt an Tabellenführer Leverkusen heran, der am Samstag in Augsburg antritt. Der Hoffenheimer Nationalspieler Grischa Prömel sah Gelb-Rot (74., wiederholtes Foulspiel).
Vor dem Anpfiff drehte sich alles um den Kaiser: Auf der Arena leuchtete wieder der Schriftzug „Danke Franz“, der auch auf den Bayern-Trikots prangte. Die Stars wärmten sich mit dessen legendärer Nummer 5 auf und trugen Trauerflor, zahlreiche Weggefährten des Kaisers schauten zu.
Doch als der Ball rollte, kehrte vorerst die Normalität zurück. Das schwarze Trauerbanner vor der Südkurve („Die Lichtgestalt geht auf die letzte Reise – Ruhe in Frieden, Kaiser!“) wurde durch eines gegen die DFL-Investoren ersetzt, die Bayern-Fans schwiegen aus Protest zwölf Minuten lang.
Ihre Elf, in der Raphaël Guerreiro überraschend anstelle von Leon Goretzka spielte, begann lethargisch. Tuchel sah sich früh genötigt, sie wild wedelnd anzutreiben. Doch gegen die defensive Fünferkette der Gäste, in der Stanley N’Soki den kurzfristig abgewanderten Kevin Vogt ersetzte, war kaum ein Durchkommen.
Uns so brauchte es eine Einzelaktion zur Führung: Musiala dribbelte rechts in den Strafraum und zog aus spitzem Winkel ab, über den linken Innenpfosten fand der Ball ins Netz. 75.000 Zuschauer abzüglich derjenigen im Auswärtsblock sangen selig und dachten doch wieder an „den Franz“. Hoffenheim gab seine destruktive Spielweise nicht auf und kam nur selten in Kontersituationen. Guerreiro (37.) ließ das 2:0 liegen.
Auch in der zweiten Halbzeit benötigte der Rekordmeister einiges an Anlaufzeit, ehe Musiala am rechten Pfosten scheiterte. Thomas Müller verstolperte den Nachschuss. Auf dessen Zuspiel scheiterte Konrad Laimer kurz darauf freistehend (60.).
Der zweite Treffer schien nur noch eine Frage der Zeit, als die Bayern das Spiel plötzlich aus der Hand gaben. Manuel Neuer musste in seinem 500. Pflichtspiel für die Münchner gegen Maximilian Beier retten (63.), der wenig später die Latte traf (65.).
Ein schöner Doppelpass zwischen Leroy Sané und Musiala brachte die Vorentscheidung. Nach dem Platzverweis gegen Prömel, der Joker Mathys Tel foulte, war die Partie gelaufen. Der überragende Musiala wurde bei seiner Auswechslung (87.) mit langem Applaus gefeiert.