Beim Fußball-Zweitligisten FC Hansa Rostock mischen sich elf Tage vor dem Saisonstart Aufbruchstimmung, Vorfreude und eine gehörige Portion Respekt.
Nach neun Jahren in der 3. Liga will der Aufsteiger seine Rückkehr zum Daueraufenthalt in der 2. Liga machen. „Wir alle haben ein großes Ziel vor Augen. Es wird für uns eine riesige Herausforderung, den Klassenerhalt zu schaffen. Jetzt gilt es, vom ersten Tag an zu liefern“, sagte Hansas Sportvorstand Martin Pieckenhagen.
Der 49-Jährige gehört beim Traditionsclub seit 2019 zu den Architekten des Aufschwungs. Der Ex-Bundesligaprofi führte Hansa gemeinsam mit Trainer Jens Härtel dank kluger Transferpolitik und kontinuierlicher, unaufgeregter Arbeit nach oben. Nach zwei sechsten Plätzen in Serie feierte der letzte DDR-Meister in der vergangenen Saison als Zweiter den direkten Wiederaufstieg.
Für Hansa ist die Rückkehr in Liga 2 wirtschaftlich ein Segen. Nach harten Jahren mit drohender Insolvenz darf der Traditionsclub auf höhere Einnahmen hoffen. Der Etat der Vorsaison (4,5 Millionen Euro) wird sich durch die gestiegenen TV-Gelder (8 Mio. Euro) in etwa verdoppeln. „Die zehn, zwölf Jahre in der 3. Liga haben dem Verein nicht gutgetan. Wir müssen erheblich unsere Infrastruktur verbessern, um wettbewerbsfähig zu sein“, sagte Hansas Vorstandschef Robert Marien. Allein bis zum Saisonbeginn investiert der Club eine halbe Million Euro in Stadion, Sicherheit, Videotechnik und Fanbetreuung.
Unter den frenetischen Hansa-Fans herrscht Euphorie. Der Verein stellte mit 110 500 verkauften Tickets einen Dauerkarten-Rekord auf. Zum ersten Heimspiel unter Pandemie-Bedingungen sollen im Ostseestadion 14 600 Zuschauer zugelassen werden. Zudem plant der Verein ein Pilot-Projekt mit maximal 1000 Gästefans.
Auch sportlich steht der Ostclub vor der größten Herausforderung der letzten Jahre. Mit den Nord-Duellen gegen Werder, den HSV, Kiel und St. Pauli weht der Glanz früherer Bundesligazeiten durch das Ostseestadion. Dennoch verzichtete Hansa personell bislang auf den großen Umbruch. Mit den Neuzugängen Hanno Behrens (31/ Nürnberg), Ridge Munsy (32/ Würzburg) und Thomas Meißner (30/ 1. Liga Ungarn) setzt der Neuling vor allem auf erfahrene Kräfte. „Natürlich halten wir die Augen nach Verstärkungen offen. Wichtiger ist, dass die Mannschaft als Einheit funktioniert“, betonte Pieckenhagen.
Dass Hansa in Liga 2 bestehen könnte, deutete der Aufsteiger in den Testspielen an. Beim 3:0-Sieg gegen Champions-League-Starter VfL Wolfsburg harmonierte der Aufsteiger erstaunlich gut. „Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht“, sagte Trainer Jens Härtel nach dem einwöchigen Trainingslager in Kremmen (Brandenburg).
Vor allem in Sachen Lauf- und Zweikampfbereitschaft sowie beim Umschaltverhalten sei man auf einem guten Weg. „Wir dürfen das Ergebnis nicht überbewerten. Aber wenn alle an einem Strang ziehen, sieht man, zu was wir fähig sind“, sagte Härtel, der bis zum Start am 24. Juli daheim gegen den Karlsruher SC noch Zeit hat, an den Feinheiten für das Abenteuer 2. Liga zu arbeiten.