Er lächelte ironisch, schüttelte immer wieder mit dem Kopf – doch am Ende schlug Manuel Gräfe fast schon versöhnliche Töne ein. „Ich freue mich, dass die Rechtsanwälte des DFB den Ball mal aufgenommen haben, das weitertragen und vielleicht auch Gespräche anstehen“, sagte der langjährige Top-Schiedsrichter. Der Auftakt seiner Berufung endete für Gräfe und den DFB vor dem Oberlandesgericht Frankfurt/Main mit einem Schritt aufeinander zu.
Nach etwas mehr als einer Stunde der ersten Berufungsanhörung signalisierten beide Seiten Gesprächsbereitschaft, auch die Anwälte des DFB zeigten sich etwas überraschend offen für einen außergerichtlichen Austausch, bei dem es nicht nur ums Geld gehen soll. Gräfes Anwalt sagte während der Verhandlung, sein Mandant sei „bereit, sich zu einigen“, und könne sich auch „vorstellen, noch einmal eingesetzt zu werden“.
Geht nicht nur ums Geld
Darauf deutete nach den Querelen der vergangenen Jahre wenig hin. Nach seiner Absetzung wegen des Erreichens der Altersgrenze für Schiedsrichter von 47 Jahren klagte Gräfe gegen den DFB und bekam recht. Gegen das Urteil des Landgerichts, das ihm 48.500 Euro zusprach, legte Gräfe ebenso wie der DFB Einspruch ein. Denn der von Gräfe geforderte Schadenersatz wegen entgangener Einnahmen wurde ihm verweigert, deshalb ging der Ex-Unparteiische in Berufung. Vor rund zwei Jahren forderte Gräfe „lediglich“ knapp 195.000 Euro, diese Summe hat sich in der Zwischenzeit vervielfacht.
Dass es ihm nicht ums Geld geht – Gräfe fordert 830.000 Euro Schadensersatz – bekräftigte der 51-Jährige mehrfach. Stattdessen wollte er „immer weiter pfeifen. Meine Hand war immer ausgestreckt“, betonte er. Gräfe sei „gespannt auf die Gespräche und freue mich drauf, wenn sie denn vom DFB auch aufgenommen werden“.
Noch einmal in der Bundesliga ein Spiel zu leiten, sieht Gräfe keineswegs als ausgeschlossen an. „Warum sollte das nicht möglich sein?“, fragte er rhetorisch: „Wenn man will, ist vieles möglich.“ Dass er sich seit seiner Absetzung nach der Saison 2020/21 „jederzeit fit gehalten“ habe, um „allzeit bereit zu sein“, betonte er immer wieder.
Ein Gespräch soll bis zum 15. Mai stattfinden, das ordnete der vorsitzende Richter an, die Verhandlung wird dann voraussichtlich am 5. Juni abgeschlossen. Gräfe sieht die Rollen klar verteilt. „Jetzt liegt der Ball, wie seit drei Jahren, beim DFB.“ Sollte es zu keiner Einigung kommen, wird das OLG entscheiden. Es sei „unstrittig, dass eine Altersdiskriminierung vorgelegen haben könnte“, sagte Gräfe nach dem Prozess: „Ich bin sogar eher optimistisch, dass sie vorliegt, wie ich den Senat verstanden habe.“