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Marx, Müller, Woelki: Diese drei Deutschen wählen den nächsten Papst mit

Drei deutsche Kardinäle ziehen in das Konklave ein, das den Nachfolger von Papst Franziskus wählt: der in Rom tätige Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der Münchner Kardinal Reinhard Marx und der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Als Papabile – also als Papstanwärter – gilt keiner von ihnen.

Papst Franziskus starb nach Angaben des Vatikan am Morgen des Ostermontag im Alter von 88 Jahren. Franziskus war im Februar wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert worden, am 23. März aber wieder entlassen worden. Am Sonntag hatte er noch an der Ostermesse auf dem Petersplatz teilgenommen. Sein Tod bringt nun ein Verfahren nach jahrhundertealten Traditionen in Gang. Es gipfelt in der Einberufung eines Konklaves der Kardinäle zur Wahl eines Nachfolgers.

Das Wort Konklave leitet sich vom lateinischen „cum clavis“ („mit Schlüsseln“) ab. Es meint sowohl die Wahlversammlung als auch den von der Außenwelt abgeriegelten Bereich im Vatikan, in dem die Kardinäle ihre Entscheidung treffen. Die Papstwahl findet in der Sixtinischen Kapelle statt – sie ist wegen der Deckengemälde Michelangelos weltberühmt.

Franziskus lehnte Marx‘ Rücktrittsangebot ab

Vor wenigen Jahren wäre der Münchner Kardinal Marx noch durchaus ein Kandidat für die Nachfolge von Franziskus gewesen. Der eher liberale Marx war lange der deutsche Theologe, der am engsten mit Papst Franziskus zusammenarbeitete und zu den mächtigsten Geistlichen in der europäischen Kirche gehörte. Um den durchaus ehrgeizigen 71-Jährigen ist es allerdings innerkirchlich ruhig geworden – mitverantwortlich dafür ist auch bei ihm die von Gutachtern kritisierte Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs. Ein 2021 von Marx eingereichtes Rücktrittsangebot lehnte Franziskus allerdings ab.

Marx wurde schon als vergleichsweise junger Mann mit 42 Jahren zum Bischof geweiht, Johannes Paul II. ernannte ihn 1996 zum Weihbischof von Paderborn. 2001 wurde Marx Bischof von Trier und 2007 Erzbischof von München und Freising. In der Münchner Zeit machte ihn Benedikt 2010 zum Kardinal. Er war zu der Zeit der jüngste aller Kardinäle. 2014 wurde Marx dann Vorsitzender der deutschen Bischofskonfrenz, von 2012 bis 2018 war er auch Präsident der Kommission der europäischen Bischofskonferenzen.

Papst Franziskus holte Marx kurz nach seiner Wahl 2013 in den nur wenige Kardinäle umfassenden Kardinalsrat, seinem wichtigsten Beratergremium. 2023 allerdings berief er den Deutschen nicht mehr. Marx ist durch seine vielfältigen Aufgaben also bestens vernetzt in der Weltkirche – die Wahl zum Papst dürfte dennoch unwahrscheinlich sein.

Franziskus brandmarkte Müller

Kardinal Müller zählt zu den streitbarsten deutschen Theologen. Der an Silvester 1947 geborene 77-Jährige ist dezidierter Vertreter des erzkonservativen Flügels der katholischen Kirche. Die deutliche Distanzierung der deutschen Bischofskonferenz von der AfD kritisierte Müller als Opportunismus. Das Ende 2023 veröffentlichte Papier von Papst Franziskus zur Segnung auch homosexueller Paare brandmarkte Müller mit dem Hinweis, dass das Dokument eine Irrlehre – Häresie – zur Konsequenz habe.

Müller war von 2002 bis 2012 Bischof von Regensburg. Papst Benedikt XVI. holte ihn 2012 in den Vatikan und ernannte ihn zum obersten Glaubenshüter der katholischen Kirche, zum Präfekt der Glaubenskongregation. Der ab 2013 amtierende Franziskus erhob Müller zwar noch in den Kardinalsrang – doch 2017 entließ er ihn aus dem Amt des Präfekten.

Der Kardinal hatte zuvor immer wieder den Papst bei Reformideen kritisiert. Auch nach seiner Entlassung meldete sich der Kardinal immer wieder kritisch zu Wort. Einzelne Konservative sehen in der Distanz zum Reformer Franziskus eine mögliche Chance für Müller, Papst zu werden.

Franziskus reagierte nicht auf Woelkis Verzichtsangebot

Kardinal Woelki steht an der Spitze des Bistums Köln. Unter seiner Leitung verlor das Bistum den lange wie zementiert wirkenden Status als von der Zahl der Katholiken her größtes deutsches Bistum ans benachbarte Münster. Mit verursacht hat das Schrumpfen des Kölner Bistums der Kardinal mit seiner selbst vom Papst kritisierten Kommunikation bei der Aufarbeitung von Missbrauchstaten. In der Folge traten von 2021 bis 2023 insgesamt mehr als 130.000 Menschen aus der katholischen Kirche in Köln aus.

Dennoch darf sich der 68-jährige Woelki gewissermaßen auf einen Schutz durch Franziskus berufen. Denn auf dem Höhepunkt der Krise bot der konservative Kleriker dem Papst seinen Amtsverzicht an – doch Franziskus reagierte nicht darauf. Woelki gehört zu den Stimmführern des konservativen Flügels des deutschen Klerus. Er war theologisch Ziehsohn des langjährigen Kölner Kardinals Joachim Meisner, unter dem er Weihbischof war. 2011 wurde er Erzbischof von Berlin und 2012 von Benedikt zum Kardinal erhoben. 2014 kehrte Woelki nach Köln zurück.

Mit dem Tod von Franziskus hat die sogenannte Sedisvakanz begonnen, das bedeutet leerer Stuhl. Das Konklave beginnt 15 bis 20 Tage nach Eintritt der Sedisvakanz mit einer Messe im Petersdom. Anschließend ziehen die Kardinäle in die Sixtinische Kapelle. Wahlberechtigt im Konklave sind 136 Kardinäle. Es gibt weitere 116 wegen ihres Alters nicht wahlberechtigte Kardinäle – sie sind über 80 Jahre alt.

Die Kardinäle stimmen in geheimer Wahl ab; eine Enthaltung ist nicht erlaubt. Nach einer vom deutschen Papst Benedikt XVI. erlassenen Änderung ist eine Zweidrittelmehrheit zur Wahl eines Papstes zwingend – egal, wie viele Wahlgänge angesetzt werden müssen. Nach 33 Wahlgängen können die Kardinäle sich für einen anderen Wahlmodus entscheiden, der auch die Wahl eines Kandidaten mit einfacher Mehrheit ermöglicht.

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