Hansa Rostocks Vorstandschef Robert Marien sieht in den Fan-Vorkommnissen beim Zweitliga-Spiel seines Vereins beim FC St. Pauli eine Grenze übertreten.
„Wir haben massiv Strafen angesammelt. Da muss man drüber diskutieren. Ich möchte heute aber nicht das Finanzielle in den Mittelpunkt stellen, weil heute Gewalt im Spiel war, in einer Form, in der eine rote Linie weit überschritten wurde“, sagte er am Sonntag nach dem 0:1 der Rostocker vor Journalisten. Insgesamt waren etwa 3000 Hansa-Fans ins Hamburger Millerntorstadion gekommen.
Die Befürchtungen vor dem als Hochrisikospiel eingestuften Nordduell bestätigten sich zumindest nach der Halbzeitpause. Wegen des Zündens von Pyrotechnik und des Werfens von Böllern im und aus dem Fanblock der Gäste aus Rostock wurde das Spiel nach der Pause mit zehn Minuten Verspätung angepfiffen.
Nach Angaben des FC St. Pauli wurde ein Ordner verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Er sei von einem Keramikteil eines zerstörten Waschbeckens getroffen worden, teilte der Verein mit. Zudem wurde ein St. Pauli-Fan durch den Beschuss mit einem Böller verletzt. In einer zerstörten WC-Anlage wurde nach Angaben des FC St. Pauli Feuer gelegt.
„Die Vorfälle in der Halbzeit wiegen schwerer als die Niederlage“, sagte Marien. „Da wurden nicht nur rote Linien überschritten, da hat bei einigen das Gehirn ausgesetzt. Wenn dann Keramikteile durch die Luft fliegen, Raketen und Böller – die können eigene und andere Fans treffen.“ Es habe leider einen Ordner getroffen. „Dafür können wir uns nur entschuldigen und ihm alles Gute wünschen.“ Er könne sich nicht für 50 Leute schämen. „Das sind einfach nur Vollidioten. Von denen distanziere ich mich, die haben mit Hansa Rostock nichts zu tun“, betonte er.
Auch St. Paulis Präsident Oke Göttlich hatte wie Marien die Geschehnisse verurteilt. „Das entspricht überhaupt nicht dem, was wir an guten Gesprächen mit den Verantwortlichen von Hansa Rostock gehabt haben“, sagte er im Pay-TV-Sender Sky. Es sei eine „Dimension, die schwer erträglich ist“.
Marien will dennoch weiter den Dialog mit den aktiven Fangruppen suchen. „Es kommt immer auf das Miteinander und den Dialog an. Bei der Gewalt waren wir uns in den Fangruppen immer einig, dass die roten Linien, die wir definiert haben, auch eingehalten werden“, sagte er. „Das Zweite ist, dass man sich über die finanziellen Schäden austauscht.“ Der Verein wurde – wie andere Clubs auch – in der Vergangenheit wiederholt vom DFB-Sportgericht für Fehlverhalten der Fans zur Kasse gebeten.
Die Polizei Hamburg zog am Sonntagabend trotz der Ereignisse im Stadion eine positive Bilanz ihres Einsatzes. „Insbesondere durch eine konsequente Trennung der beiden Fangruppierungen hat die Polizei einen schwierigen Einsatz erfolgreich bewältigt“, teilte sie mit. Laut Polizei wurden mehrere Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Die Hamburger Polizei war nach eigenen Angaben von Kräften der Bundespolizei sowie Polizeieinheiten aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin unterstützt worden. Insgesamt waren rund 1700 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz. Bis zum Anpfiff des Spiels war es auch dank des massiven Aufgebots an Polizisten und Gerät bis auf wenige Zwischenfälle noch „weitgehend ruhig“ geblieben, wie ein Polizeisprecher sagte. Auch nach der Partie kam es nur noch zu wenigen Vorfällen.