Das Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern zeigt sich nach eher schwierigen Jahren wieder stabiler, hat das frühere Niveau aber noch nicht erreicht. In den jüngsten Konjunkturumfragen der beiden Handwerkskammern für das erste Quartal 2025 meldeten 41 Prozent eine gute und 39 Prozent eine befriedigende Geschäftslage. Damit zeichnete sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine leichte Besserung ab.
Im Durchschnitt hatten die Firmen ein Auftragspolster für knapp drei Monate. Auf die Stimmung drückten laut Umfrage weiter gestiegene Preise für Rohstoffe, Materialien und Energie. Laut Kammermitteilung machten 1.066 Handwerksbetriebe Angaben zu ihrer Geschäftslage und ihren Erwartungen.
Hoffen auf Investitionsimpulse durch neue Bundesregierung
Die Belastungen und Unsicherheiten aus den vergangenen Jahren haben die Investitionsbereitschaft der Firmen geschmälert. „Fast jeder zweite Betrieb gibt in der Umfrage gesunkene Investitionen an. Dies zeigt, dass dringend Kostenentlastungen notwendig sind“, sagte der Schweriner Kammer-Hauptgeschäftsführer Gunnar Pohl. Die von der künftigen Bundesregierung angekündigten Maßnahmen zur Reduzierung der Energiepreise seien ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Auch sein Rostocker Amtskollege Jens-Uwe Hopf ging auf die nun von Union und SPD vorgelegte Koalitionsvereinbarung ein. Die Maßnahmen zum Bürokratieabbau und die Vereinfachung von Dokumentationen seien wichtig. „Folgen müssen aber auch schnelle Schritte zur Senkung der Lohnzusatzkosten“, appellierte er an die Politik und mahnte kurzfristige Reformen bei Steuern und Sozialabgaben an.
Geschäftslage in einzelnen Branchen unterschiedlich
Wie aus der Umfrage hervorgeht, hat sich die wirtschaftliche Situation im Bauhauptgewerbe, das zuletzt stark unter Auftragsrückgängen litt, spürbar verbessert. 39 Prozent der Unternehmen in dieser Brache bewerteten die Geschäftslage als gut. Vor einem Jahr lag die Quote bei 31 Prozent.
Die für gewöhnlich gut ausgelasteten Elektro- und Malerfirmen, Installateure und Heizungsbauer mussten einen leichten Dämpfer hinnehmen. Bei diesen Ausbauhandwerken mache sich die Talfahrt am Bau verzögert bemerkbar. Allgemein bleibe aktuell die Auftragslage eine Schwachstelle.
Einen spürbaren Aufschwung erlebten laut Umfrage gewerbliche Zulieferer und Dienstleister. Während im ersten Quartal 2024 insgesamt 27 Prozent dieser Betriebe die Geschäftslage als gut bezeichneten, waren es in diesem Jahr 42 Prozent.
Bäcker und Fleischer mit Zuversicht, Kfz-Handwerk verhalten
Einen Aufwärtstrend bei den konjunkturellen Bewertungen verzeichnete auch das Nahrungsmittelhandwerk. Dies betreffe sowohl die aktuelle wirtschaftliche Lage als auch die Erwartungen. Die Zuversicht nehme zu, jeder zweite Betrieb erwarte eine Verbesserung, teilten die Kammern mit.
Im Kfz-Handwerk hingegen habe sich die Stimmung zu Jahresbeginn eingetrübt. Steigende Einkaufpreise, hohe Arbeitskosten und die politischen Diskussionen um den Verbrennungsmotor hätten mit dazu geführt, dass mehr als ein Drittel der Firmen einen Auftragsrückgang verzeichnete. Einige Betriebe befürchteten, Personal abbauen zu müssen.
Wie zuvor schon Bauleistungen wird künftig wohl auch der Besuch beim Friseur oder im Kosmetikstudio teurer. In der Umfrage stuften 83 Prozent der personenbezogenen Dienstleister ihre aktuelle Geschäftslage als gut bis befriedigend ein. Allerdings erwarteten die Handwerksbetriebe dieser Branche weiter steigende Einkaufs- und Verkaufspreise.
Insgesamt zeigte sich der Betriebsbestand im MV-Handwerk mit rund 20.000 Unternehmen weitgehend stabil. Im Kammerbezirk Ostmecklenburg-Vorpommern waren rund 12.200 Betriebe gemeldet, im Kammerbezirk Schwerin 7.300. Das Handwerk beschäftigt landesweit etwa 100.000 Menschen.