Freitag, 20.September 2024 | 20:42

Lange Wege zur Arbeit: Weiter große Pendlerströme gen Westen

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Die Bewohner des Landkreises Ludwigslust-Parchim nehmen bundesweit die längsten Anfahrtswege zur Arbeit in Kauf.

Nach Berechnungen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) betrug 2022 dort der durchschnittliche einfache Arbeitsweg 28,6 Kilometer am Tag. Für Einwohner Rostocks als dem wirtschaftlichen Zentrum Mecklenburg-Vorpommerns ist der Weg mit 11,1 Kilometer nicht einmal halb so lang, auch weil vergleichsweise wenige Menschen auspendeln.

Zwei Drittel der in der Hansestadt tätigen 93.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten leben auch dort. Damit gehört Rostock zu den deutschen Großstädten mit dem geringsten Anteil an Einpendlern. In Darmstadt oder Düsseldorf etwa ist das Verhältnis umgekehrt. Dort kommen etwa zwei Drittel der Beschäftigten von außerhalb.

Als bundesweiten Durchschnitt für den täglichen Arbeitsweg ermittelte das Institut 17,2 Kilometer und damit einen leichten Anstieg zum Vorjahr. Dem Institut zufolge arbeiteten im vergangenen Jahr (Stichtag: 30. Juni) 20,3 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nicht in der Kommune, in der sie wohnten.

Wie aus den Daten hervorgeht, sind die Arbeitswege im Westen Mecklenburg-Vorpommerns deutlich länger als in der Mitte oder im Osten des Landes. Das lässt darauf schließen, dass viele Beschäftigte einer oft besser bezahlten Arbeit in Hamburg, Schleswig-Holstein oder Niedersachsen nachgehen und dafür länger unterwegs sind. Pendler in Nordwestmecklenburg fahren im Schnitt 23,8 Kilometer bis zur Arbeit, in der Seenplatte sind es 18,5, in Vorpommern-Rügen 17,4 Kilometer.

Allen Bemühungen zum Trotz, Fachkräfte im Land zu halten, schwillt der Pendlerstrom aus Mecklenburg-Vorpommerns in andere Bundesländer seit Jahren an. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes fuhren Mitte vergangenen Jahres etwa 77.500 Beschäftigte von ihrem Wohnort im Nordosten zur Arbeit in ein anderes Bundesland. Damit pendeln etwa zwölf Prozent der Beschäftigten Mecklenburg-Vorpommerns über die Landesgrenzen, um zur Arbeit zu gelangen – vor allem Richtung Westen.

Wirtschaftsminister Reinhard Meyer sieht in Pendlern ein wichtiges Reservoir, um den Fachkräftebedarf der heimischen Wirtschaft mit decken zu können. Doch müssten dafür Anreize geschaffen werden. «Wer einen Arbeitsplatz hat, wägt genau ab, einen neuen Arbeitsplatz aufzunehmen. Es muss viele gute Gründe geben, um diesen Schritt zu gehen», sagte der SPD-Politiker. Neben der Entlohnung sei auch die Sicherheit des Arbeitsplatzes wichtig. «Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer brauchen eine Perspektive.» Es müssten attraktive Job-Angebote im Land zur Verfügung stehen.

Noch immer gibt es eine spürbare Ost-West-Lohnlücke. Nach Berechnungen der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung verdienen Gleichqualifizierte im Osten etwa 14 Prozent weniger als im Westen. Ein wesentlicher Grund ist die geringere Tarifbindung.

Das Wirtschaftsministerium verwies auf die Ergebnisse einer von ihm in Auftrag gegebenen Analyse des Pendler-Fachkräftepotenzials. Demnach liegen die Ursachen für das Auspendeln vor allem in den strukturellen Rahmenbedingungen. Durch die Wirtschaftsstruktur mit vielen kleinen Betrieben ergäben sich im Vergleich zu anderen Bundesländern Lohnnachteile, die entscheidend zum Auspendeln beitrügen. Zudem gebe es in Mecklenburg-Vorpommern zu wenig höherwertige Tätigkeiten.

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