Der Landesjugendring Mecklenburg-Vorpommern hat der Politik vorgeworfen, den Themen junger Menschen zu wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Der Dachverband der Jugendverbände im Nordosten warnte am Dienstag davor, die Wahlentscheidung junger Menschen vom vergangenen Sonntag zu problematisieren. Wichtiger sei es, den Blick auf ihre Situation und ihre Bedürfnisse zu richten. Laut Infratest dimap haben von den 16- bis 24-jährigen Wählern in Deutschland bei der Europawahl 16 Prozent AfD gewählt – und damit elf Punkte mehr als bei der vorangegangenen Europawahl 2019 in der Gruppe der jüngsten Wähler (damals noch 18 bis 24 Jahre).
In Mecklenburg-Vorpommern haben dem Landesjugendring zufolge die Interessen und Bedürfnisse junger Menschen im zurückliegenden Wahlkampf kaum eine Rolle gespielt. Jugendpolitische Themen fänden insgesamt zu wenig Beachtung und Berücksichtigung in Politik und öffentlichen Haushalten, hieß es. „Obwohl die Finanzierung der Jugendarbeit im Sozialgesetzbuch verpflichtend geregelt ist, wird sie unter dem Spardruck kommunaler Haushalte viel zu oft als freiwillige Leistung angesehen.“
Diese Unterfinanzierung habe gravierende Folgen. Für die offene Jugendarbeit, Jugendverbands- und Jugendsozialarbeit, aber auch politische Jugendbildung oder Medienbildung fehlten Mittel, Ausstattung und Ressourcen. „Unsicherheiten aufzufangen, ins Gespräch zu kommen, Beteiligungsmöglichkeiten aufzuzeigen, schlichtweg Angebote zu halten und neue zu schaffen – all das kann durch bestehende Strukturen der Jugendarbeit unter den jetzigen Voraussetzungen kaum geleistet werden.“ Die Räume, in denen junge Menschen Selbst- und Mitbestimmung als grundlegende Demokratieerfahrung machen könnten, würden immer weniger, insbesondere im ländlichen Raum.